Von Lacul Rosu nach Tulghes ...

Eine Wanderung im Norden der Muntii Hasmas ...

Fotos: Wilhelm Scherz

12. Juni 2009 ... In der Frühe bin ich bei Sonnenschein von Poiana Alba mit Sack und Pack aufgebrochen Richtung Lacu Rosu. Doch nach wenigen Minuten änderte sich das Wetter. Bei Nebel, Sturm und Regen suchte ich den Waldpfad mit der Markierung -blauer Punkt-. Ein Hirte wies mir schliesslich den Weg. Auf all den Tagen, die ich jetzt in den Bergen - bei Manastirea Fagatel (Muntii Ciucului) beginnend - zu Fuss unterwegs war, schien stets die Sonne, doch an diesem Tag gab´s vom Petrus scheinbar einiges nachzuholen. Als ich in Lacul Rosu eintraf, dann der typische Kontrast eines einzelnen Bergwanderers mit grossem Gepäck, durchnässt und etwas abgemüht, ... auf der anderen Seite die vielen Bustouristen mit ihren Handtäschchen, aus denen sie - flanierend - eiligst das Handy oder die kompakte Digitalkamera hervorholten. Ich war doch noch so aufmerksam, dass ich die bemitleidenswerten, oder aber belächelnden Blicke einiger "Mini-Zeit-Genossen"  registrierte, die natürlich die an diesem Ort innerhalb ihrer kurzen Zeitphase gebotenen Kuriositäten und  Sehenswürdigkeiten mit ganz anderer Wertung und Dringlichkeit in sich aufnahmen. 

Meine Wertigkeiten waren derweil andere: 1. ein gutes Essen und bere ursus, 2. ein Platz zur Übernachtung, 3. besseres Wetter, denn noch immer waren die Berge rund um Lacul Rosu wolkenverhangen. Und so nahmen die Ereignisse ihren Lauf: Direkt am See, nahe des kleinen Bootsverleihs, befand sich ein Restaurant. Ich kannte das Haus noch von früher, wo sich eine Cabana darin befand. Jetzt gehört das Gebäude einer Familie aus Brasov, welche hier ein gemütliches Restaurant betreibt. Als ich die Kellnerin nach einem Campingplatz frage, zeigt sie sich ratlos und ruft die Chefin des Hauses herbei. Die klärt mich dahingehend auf, dass es hier keinen einzigen Campingplatz mehr gibt. Daraufhin bestellte ich mir gleich noch eine Tuica ... noroc! Egal, die Forelle schmeckte sehr gut und so machte ich mich auf den Weg talwärts. Im Ortszentrum befindet sich linksseits der Strasse ein kleiner Supermarkt und zur Rechten ein Hotel. Da es immer noch regnete und ich im ersten Restaurant keine Ciorba de burte bekam, kehrte ich erneut in das Hotelrestaurant ein. Schliesslich entschloss ich mich, im Hotel zu bleiben und bekam ein gemütliches Zimmer im Dachgeschoss des Hotels. Die Bilanz fiel also schon einmal gut aus: Essen super, Unterkunft gemütlich - zumal im Televisor Etno lief :-) !!! Ja und dann Punkt 3 ... und ich sah in dem Moment, wie draussen die Sicht auf die Berge frei wird, besser noch, die Sonne schien! 

Es dauerte keine Sekunde, da waren die nassen Wanderschuhe an und ich auf Schnuppertour durch Lacul Rosu und Umgebung. ... Oberes Bild: Blick vom Suhardul Mic auf Lacul Rosu. Die Bustouristen haben Lacul Rosu längst wieder verlassen :-) und ich geniesse die eindeutigen Vorzüge des traditionellen Bergwanderns - auch wenn ich mein Zelt hier im Ort nicht aufschlagen konnte. ...


Unterer Ortsteil

... von Lacul Rosu. Ich folge zunächst der Landstrasse welche über Bicajelul de Jos  nach Trei Fantani führt. Nein, dorthin wollte ich noch nicht, obwohl mein Interesse auf letztgenannten Ort zu diesem Zeitpunkt sehr zugenommen  hat. Für diesen Nachmittag blieb ich Lacul Rosu sozusagen treu! Unten im Bild zu sehen: Hotelkomplex Raza Soarelui.

 

 

Biserica ortodoxa din Lacul Rosu

Die orthodoxe Kirche des Ortes befindet sich unittelbar an einem kleinen Pass jener Strasse, die in Richtung Bicajelul de Jos führt. Die Kirche wurde erst im Jahr 1990 erbaut. Der hier amtierende Preot betreut auch die kleine rumänisch-orthodoxe Kirchgemeinde in Trei Fantani.

 

Im Innern

... der Biserica ortodoxa.

 

Die kleine Landstrasse 

... nach Bicajelul de Jos ist traumhaft. Ein guter Tipp für Radfahrer, die dem stressigen Verkehr der transsilvanischen Hauptverkehrsadern entfliehen möchten. Diese Strasse führt hinter Trei Fantani über das Hasmas-Gebirge und endet in den Niederungen nahe Balan im Olt-Tal. Auch für Radler würde es lohnen, oben am Pass bei einer der Hütten das grosse Gepäck zu lassen und hinüber zur Cabana Piatra Singuratica zu wandern, dort zu übernachten und folgenden Tags wieder Retour. 

 

Ein Bilckfang

... ist dieses schöne Holzhaus im unteren Ortsteil von Lacul Rosu. Linksseits eine grosse Wiese, die zu früherer Zeit in den Sommermonaten ein beliebter Zeltplatz war. Heute ist Zelten hier verboten. Wahrscheinlich will der Pensionsinhaber am Rande der Wiese die Touristen lieber bei sich sehen!?

 

Die römisch-katholische Kirche

... der ungarischen Gemeinde stammt ebenfalls aus jüngerer Zeit und ist für moderne Bauwerke dieser Art ein sehr gelungenes Objekt wie ich meine! Die Kirche befindet sich ebenfalls im unteren Ortsteil, gegenüber des alten Holzhauses. Der Entwurf des berühmten ungarischen Architekten Károly Kós stammt bereits aus dem Jahr 1933. Zu jener Zeit sollte so eine ältere, im Jahr 1916 abgebrannte Kapelle ersetzt werden. Die Wirren des 2. Weltkrieges führten zu einem Mangel finanzieller Mittel, zudem gingen die Originalpläne verloren. Einzigst eine Postkarte des neuen Entwurfes im Fundus des Zemplén-Museums diente in jüngerer Zeit den Architekten als Grundlage dafür, das Projekt erneut in Angriff zu nehmen. Auf Initiative des Diakons István Hajdó wurde nahe des Lacul Rosu im Jahr 1999 de neue Standort der künftigen Kapelle erschlossen. Der Grundriss der Kirche beträgt 9x15 Meter. Beginn der Bauarbeiten war der September 1999. Geweiht wurde die neue Kirche am 28. Juli 2001. 

 

Im Innern

... der römisch-katholischen Kirche. Mit dem Innenausbau und der Gestaltung wurden die Künstler Péter Stefanovits und Károly Elekes beauftragt. 

 

Blick vom Suhardul Mic (ung. Kis-Cohárd) 1344,5 m

auf den Lacul Rosu. Etwa in der Ortsmitte von Lacul Rosu führt ein für Fahrzeuge gesperrter Forstweg hinauf zur ehemaligen Cabana Suhard. Geblieben ist von dem einstigen Komplex nichts mehr. Heute findet man hier ein verlassenes Betonfundament vor, das aus statischen Gründen einem Baustop unterliegt. Ab hier geht ein schmaler Weg weiter bergauf und man kommt an eine Wegscheide (Saua Suhard). Hier führt ein traumhafter Pfad mit der Markierung "blaues Dreieck" direkt hinauf zum Plateau des Suhardul Mic. Eine Wanderung, die in jedem Falle auch für "Durchreisende" zu empfehlen ist. Laufzeit für Ungeübte (Auf- und Abstieg) etwa 3 Stunden.   

 

Blick gen Ost

... vom Suhardul Mic auf Poiana Varariilor (Mészégetök pusztaja), sowie auf die fernen Bergkämme der Muntii Tarcau.

 

 

 


Legende vom Mördersee

Im Gebiet vom Gyergyó lebte einmal ein wunderschönes Mädchen, Eszter Fazekas. Ihr Haar war schwarz wie der Schlehdorn, ihre Augen waren graugrün, ihre Gestalt war biegsam, wie die Pappel, wenn sie der Wind bewegt. An einem sonnigen Julivormittag ging Eszter zum Markt in Niklasmarkt. Dort begegnete ihr ein stolzer Geselle, der mit der Kraft seines Armes dem Bären die Luft auspressen konnte und der in der ganzen Gegend am lieblichsten auf der Flöte spielte, so dass es das Herz ergriff. Er konnte Häuser bauen und Pferdewagen herstellen. 

Sie erblickten einander - da fuhr die Liebe wie der Blitz in ihr Herz. Sie liebten einander. Der Bursche kaufte Eszter ein himmelblaues Seidentuch und Plätzchen mit Spiegelchen und bat um ihre Hand. Aber die Hochzeit konnte sobald nicht stattfinden, denn der Bursche musste zu den Soldaten. Das Mädchen wartete treu auf ihren Geliebten. Abends wenn die Sonne hinter dem Berg versank, ging sie mit ihrem tönernen Krug zum plätschernden Brunnen unter den Fichten und sehnte sich nach ihrem Herzallerliebsten.  Sogar die nahen Berge wurden weich von ihrem schmerzlichen Gesang. 

Es geschah aber einmal an einem Sonntagnachmittag, dass ein Räuberhauptmann Eszter erblickte. Er nahm das wunderschöne Mädchen zu sich auf seinen Sattel und galoppierte wie der Sturmwind zum Kleinen Suhard, mitten der Felsen mit ihren tausend Gesichtern. Dort war sein Lager. 

Er versprach ihr alles Gold und Silber, wollte ihr ein herrliches Schloss bauen, wenn sie ihn liebe. Das Mädchen schenkte ihm aber ihre Liebe nicht. Es wartete getreu auf seinen Geliebten, wenn die Sonne auf- und wenn sie unterging. Da wurde der Räuber wütend und wollte Eszter zwingen, seine Frau zu werden. Eszter rief ihre stummen Augenzeugen, die Berge, um Hilfe an. Ihre Not rührte die harten Felsen und in einer Julinacht antworteten sie mit einem Donner, als ob Himmel und Erde einstürzten. 

Der Regen strömte, durch die pechschwarze Nacht zuckte der Blitz.  Als der Morgen graute, stürzte mit gewaltigem Getöse ein riesiger Felsblock in die Tiefe, und begrub alles unter sich: das Mädchen, den Räuber und auch den Schäfer mit seiner Herde, die auf der Wiese am Hügel gegenüber weidete. 

Der Nebel zerstob, und die Sonne des letzten Julisonntags sandte ihr goldene Strahlen auf das Felsengewirr. Das Tal, in dem gestern noch der Rotstein-Bach geplätschert hatte, war vom herabgestürzten Gestein verschlossen. Das Wasser staute sich, schwoll und schwoll, und in der schlammigen, trüben Flur ertranken Blumen und Gräser, Büsche und Bäume. Im engen Tal entstand ein See. Klar und still liegt er jetzt da. Aus seinem graugrünen Wasser ragen auch heute noch die Überreste des Nadelwaldes heraus. Zwar wird von den Schäfern der Umgebung der Berg "Mörderberg", der See "Mördersee" genannt, aber längst ist sein Flur nicht mehr trüb, längst birgt er lebendiges Wasser, Wasser des Lebens. 

Wenn du im Sonnenschein hineinschaust, blicken sanft die graugrünen Augen von Eszter zu dir zurück. 

Quelle: Schautafel in Lacul Rosu

 

Der lange

... in nord-südlicher Richtung verlaufende Arm des Lacul Rosu. Hier befinden sich noch viele aus dem Wasser herausragende Baumstümpfe. Weitgehend ist dieser Abschnitt für die Ruderboote gesperrt.

 

 

Die Entstehung vom Mördersee

Der Mördersee ist im Jahr 1837 durch eine Talverschließung entstanden. An einem Spätnachmittag gegen 19 Uhr im Juli 1837 versammelten sich am Himmel riesige Wolken von Osten her und sie verfinsterten mit einem großen Gewitterregen das Gesichtsfeld.  Der grimmige Sturm tobte die Nacht hindurch bis zum nächsten Morgen. Der von der großen Wassermenge durchnässte Boden rutschte von der nordwestlichen Seite des Mördersteines herunter, sodass er den Bach Békás versperrte. 

Das Wasser erreichte wahrscheinlich erst ein Jahr später die Höhe des Ausflusses. Dass dort ein See entstand, konnte man am Anfang nicht ahnen, wegen der Spitzen und Reste der vielen aus dem See herausstehenden Tannen in jener Zeit. Einige Reste von diesen Tannen sind auch heute noch sichtbar und sie beweisen die Originalität und den besonderen Charakter des Sees. 

In den 40er Jahren des XIX. Jahrhunderts erschienene Reisebeschreibungen erwähnen schon den See, in den ungarischen Reisebeschreibungen erwähnt Benkö Károly den See mit der Bezeichnung "Roter See". In einem Protokollauszug der dritten Session des Siebenbürger Museumvereins im Jahre 1864 heißt es: "Freiherr Orbán Balázs liest einige von seinen Reisebeschreibungen aus seinem großen Werk, die er anlässlich seiner Reisen im Szeklerland geschrieben hat, namentlich auch über den Mördersee ... Seine interessante Vorlesung verdeutlichte er durch Skizzen und Fotos." 

Órban Balázs verwendet den neuen Namen "Mördersee" statt des alten Namen "Roter See" entsprechend den Sagen und Legenden. Nach der Volksüberlieferung sind Holzarbeiter, - die im Winter auf dem zugefrorenen See mit ihren Fuhrwerken eine Abkürzung machten, - im See umgekommen. 

Das der Name "Mördersee" im allgemeinen Bewusstsein geblieben ist, dazu hat auch die Tatsache beigetragen, dass der Berg auf der südlichen Seite des Sees seit Urzeiten den Namen Mörderstein getragen hat. Der Mördersee liegt in der mittleren Gruppe der Ostkarpaten, im sehenswertesten Bergmassiv, namens "Nagy-Hagymás", das von Nordosten und Südwesten vom Bach Békás durchschnitten ist. Der Mördersee gehört verwaltungsmäßig zur Stadt Gheorgheni. 

Die 26 km lange Straße, die Gheorgheni und den Mördersee miteinander verbindet, führt in einem wunderschönen Tal entlang des Baches Békás. Nach einer Strecke mit vielen Serpentinen, die bis zum Pongráz-Gipfel (1257 m) reicht, führt die Straße im Tal vom Bach Vereskö weiter. Mit dem Auto kann man den Mördersee auch von der Moldau her durch die landschaftlich schöne Bekás-Schlucht (Cheile Bicazulzu) erreichen. Die Wanderer können fast aus allen Richtungen auf dieses einzigartig schöne Gebiet gelangen. Wenn es verwaltungsmäßig auch nicht gelingt, kann man den Mördersee zusammen mit der Bekás-Schlucht und mit dem dazugehörigen Gebet als eine einheitliche und besondere Landschaft betrachten. 

Die Höhe des Sees über dem Meeresspiegel beträgt 983 m, aktuelle Fläche des Sees 11 ha, die Wassermenge des Sees 580000 m³, die größte Tiefe des Sees beträgt 9,6 m, beim Bootshafen 2,6 m. Die Form des Mördersees ist von Norden und Süden betrachtet länglich, das nördliche Ende des Sees biegt ähnlich dem Buchstaben "L" in die westliche Richtung ab. Der längere Teil vom See betrug noch vor hundert Jahren 1300 m, der kürzere Teil 650 m, heute ist der längere Teil 900 m, der kürzere Teil 435 m lang. 

Fünf Bäche münden in den Mördersee: am südlichen Ende des Sees der 6,5 km lange Bach Juh zusammen mit dem Bach Kis-Gyilkos, von Süd-Westen fließt der vom Pongrácz-Gipfel kommende Bach Vereskö in den Mördersee, von Westen der Bach Likas und der Bach Cohárd. Der See mündet bei seinem Ausfluss in den Bach Bekás, dessen wichtigste Nebenflüsse rechts der Bach Kis-Bekás und der Bach Szurdok sind. Auf der linken Seite können wir die Bäche Kupás, Lapos, Bardocz und Súgó erwähnen. 

Quelle: Schautafel in Lacul Rosu


 

Blick auf den

... west-östlich verlaufenden Arm des Lacul Rosu. Dieser Abschnitt ist weitgehend für das Befahren mit kleinen Ruderbooten zugelassen, die man für ein kleines Entgeld mieten kann. Im Hintergrund die steilen Felswände des Observatorul Ghilcosului (Gyilkos kilátója / 1378,5 m). 

Tagesausflug!

Die Wetterprognose stand günstig, so dass ich mich entschloss, einen weiteren Tag hier bei Lacul Rosu zu bleiben und plante eine Tour durch die Cheile Bicazului und das nahe Umland. Da die Sonne erst gegen Mittag effektiv in die Bikaz-Schlucht scheint, war also der erste Weg an die Strasse und per Autostop hinunter nach Bicaz-Chei. Gegenüber vom grossen Steinbruch stieg ich bergauf unterhalb der steilen Kalkwände des Munticelu-Rückens (siehe Bild), mit einem alten Ziel: ...

 

Wiedersehen mit einer alten Bekannten!

Viele Jahre ist es her, als ich mit rumänischen Freunden erstmals die Pestera Munticelu besuchte. Zuvor benötigten wir doch einige Zeit - trotz Beschreibung Einheimischer - die Höhle zu finden. Auch diesmal gelang es mir nicht auf Anhieb. Aber das Wissen darüber dass es sie gab, brachte mich - entsprechend motiviert - ans Ziel! Der imposante Eingangsbereich ist für sich schon sehenswert. ...

 

Pestera Munticelu

Das Charakteristikum dieser Höhle sind eindeutig die vielen Säulen. Das Bild zeigt Formationen im grossen Saal, dessen Höhe maximal 5 m beträgt (im Eingangsbereich), im Durchschnitt etwa zwischen 1-3 m. Die Höhle ist mit ihrer Ausdehnung von 120 m nicht besonders gross, verfügt aber über sehr schöne Formationen. Vor vielen Jahren wurde die Höhle durch dort entzündete Feuer mit Ruß und Staub stark verunreinigt, heute aber zeigt sie sich durch einen gewissen Selbstreinigungsprozess wieder von ihrer schöneren Seite. 

 

Kleine Galerie

... mit kleinem Höhlensee im hinteren Abschnitt der Höhle. Nur in der Hocke kann man sich hier bewegen. 

 

Noch einmal

... ein Blick auf das typische Merkmal dieser Höhle: die wunderschönen Säulenformationen!

 

Aufstieg zur Cheile Sugaului

Während zur nahen Pestera Munticelu nur wenige Besucher den Weg finden, ist hier das Gegenteil der Fall. 

 

Cabana Ecolog

Diese Cabana, nahe Cheile Sugaului gelegen,  bietet keine Plätze für Bergwanderer. Hier finden sich Kletterer und künftige Salvamontisten zu Schulungen ein. 

 

Cheile Sugaului

Die kleine Schlucht hat eine Länge von ca. 300 m, sie lässt sich im oberen Abschnitt problemlos durchwaten.

 

Cheile Bicazului

Für einen gemütlichen Spaziergang talhochwärts, hinter Suteni beginnend, bis hinauf zum alten Strassentunnel, sollte man ruhig eineinhalb bis zwei Stunden einplanen. 

 

Inmitten der Schlucht 

... gibt es drei Punkte, an denen sich dicht gedrängt Souvenierstände aneinanderreihen. Hier kann man zu saisonalen Zeiten auch ein Bierchen trinken. 

 

Die Cheile Bicazului

... zeichnen sich grossteils durch senkrecht aufragende Felswände aus. Das schmale Tal, bietet oft nur Platz für die Strasse und den Bicaz-Bach. Die Schlucht verläuft über eine Länge von ca. 5 km.  

 

Die grösste Schlucht Rumäniens

... ist Wanderern und Automobilisten gleichermassen zugänglich. Den einen und anderen Bergwanderer mag das abschrecken, aber abseits der Strasse bieten sich viele Naturschönheiten, die kaum bewandert sind. Letztendlich besteht der überwiegende Anteil der hier verkehrenden Touristen aus Busreisenden und sonstigen Durchreisenden, die es allsamt nicht wirklich in die Berge zieht :-) ! Wer sich aber tiefergehend für das nahe Umland um Cheile Bicazului interessiert, der kann hier problemlos Tage und Wochen auf einsamen Pfaden verbringen.  

 

Und selbst wenn

... man die eiligen Touristen belächelt, ohne ihre Autos würde manch einem Schluchten-Foto Farbe und Dimension fehlen!

:-) 

 

Bis zu 350 m

... ragen die senkrechten Felswände empor. 

Im Gebiet um Lacul Rosu und bei Cheile Bicazului gibt es zahlreiche Kletterrouten. Wen es interessiert, der kontaktiere sich mit der Salvamontgruppe aus Gheorgheni:

 

http://www.salvamontgheorgheni.ro/

http://www.hegyiacsok.ro/

 

 

Die Piatra Altarului

... (Bildmitte) deutet den nordwestlichsten Abschnitt der Schlucht an. Dort schliesst sich ein weiterer Pfad (rotes Dreieck) an, der hinauf zur Piatra Bardos führt. 

 

Willi & Kémenes Árpád 

Wie schon angedeutet, wirkliche Naturfreunde sieht man hier um Lacul Rosu und Cheile Bicazului nicht viele, aber wenn es sie gibt, dann finden sie sich auch :-) !!! Kémenes Árpád ist im Ruhestand und hat das Arbeitsleben hinter sich. Sein ganzes Leben begleitet ihn die Begeisterung für die Karpaten und natürlich hat sich daran auch heute noch (wie man sehen kann) nichts geändert!

Kémenes Árpád

http://picasaweb.google.hu/kemenesa?feat=email

http://good-times.webshots.com/slideshow/563690205TuyPZm

http://entertainment.webshots.com/slideshow/563691553HnaKXe

Foto: Copyright © by Kémenes Árpád

 

Auf einsamen Pfaden

... über Cheile Bicazului. Mit grossem Gepäck geht es hinauf über Culmea Cupas zur Poiana Cupas. Hier hat man einen schönen Blick auf Cupaseni (Ciurcani). 

 

Blick durch´s Tele:

Im Hintergrund erhebt sich Masivul Ceahlau!

 

Cupaseni

Im sattgrünen Tal befinden sich einige Sommerhäuser und Stallungen, die von den Bauern aus dem nahen Barnadu bewirtschaftet werden. 

 

Zwischenstopp

... in einer Hirtenhütte beim Abstieg nach Cupaseni. 

 

Die Hirten

waren am heutigen Sonntag in Eile, denn wie ich erfuhr, feiern die Menschen in Barnadu heute Hram. 

 

Das zentrale Objekt der Feierlichkeit,

... die kleine Holzkirche von Barnadu. Im Jahr 2001 wurde die Kirche in Bicaz Chei demontiert und hier wieder neu aufgebaut. Die Gemeinde in Bicaz Chei ist zu gross geworden und hatte längst eine grössere Kirche erbaut. Vorher befand sich hier in Barnadu ebenfalls eine viel zu kleine Holzkirche, in die kaum 20 Personen passten. Heute leben etwa 35 Familien in Barnadu. 

 

Hram

Pünktlich zur Mittagszeit schaffte ich es bis Barnadu, fand in 10 min. eine Gastfamilie auf deren Grundstück ich mein Zelt aufbauen konnte und wenig später schon wohnte ich den Feierlichkeiten bei!

 

Nach der kirchlichen Zeremonie

... gehen die Menschen in ihre Häuser zum Festmahl. Ich wurde spontan eingeladen!

 

Alter Hirtengürtel

In jedem Haus macht man seine Entdeckungen, so auch bei einem alten Hirten, der mich erneut zum Festmahl einlud. Die rumänische Bevölkerung im Bergdorf Barnadu ist sehr gastfreundlich. Wer hier anreist, kann erste Kontakte im Magazin Mixt nahe der Kirche knüpfen!

 

Barnadu 

... aus Südost gesehen. Im Hintergrund erhebt sich der Piciorul Giurgaului (1231 m / links im Bild). 

 

Blick auf Barnadu

... aus West-Nordwest. Von hier kann man gut die imposante Position des kleinen, auf ca. 1000 Höhenmeter gelegenen Dorfes ausmachen. In der Tiefe sieht man das Bicaz-Tal, den gegenüber liegenden Kalksteinbruch und die Felszacken nahe Cheile Sugaului (links des Tales). Übrigens von Barnadu gelangt man auf schmalen Pfaden direkt hinunter zur Cheile Sugaului. 

 

Kleine Grotte 

... nahe Vf. Giurgau

 

Blick von Vf. Lapos (1437 m)

auf Cupaseni und Poiana Cupas. Touristen die im Umgang mit Hirtenhunden unerfahren sind, sei hier angeraten stehen zu bleiben, wenn sich eine Schafherde nähert. Die Hirtenhunde (hier oft von grossem Wuchs) sind in diesem Terrain nicht an Wanderer gewohnt. Die Hirten sind allerdings sehr darauf bedacht, dass es zwischen Hund und menschlichen Fremdlingen nicht zu Zwischenfällen kommt! Also kein Grund zur Beunruhigung!

:-)

 

Stana Vitos

Hier gibt es ein kleines Schmankerl, denn der Chef der Stana beherrscht das Spiel auf dem Tulnic!

 

Moldovan Manole 

... demonstriert das Musizieren auf dem Tulnic. 

 

Fotomotive 

... bei Stana Vitos

 

Der Hirte 

... wartet auf die Rückkehr der Schafe, um sie erneut zu melken. 

 

Vf. Vitos (1609 m)

Er ist der höchste Gipfel in der von Südost nach Nordwest verlaufenden Bergkette (Piciorul Giurgaului, Munte Lapos, Munte Vithovos). Durch seine Höhe bietet er 360°-Ausblicke auf das gesamte Umland. Leider hatte ich an diesem Tag noch andere Pläne, was ich bis heute bereue! Aber ein Wiedersehen mit dem Vf. Vitos wird es in jedem Falle geben! Ich setzte meinen Weg fort in Richtung Tulghes ...

 

 

 


TULGHES

 Auszüge aus einem Buch von: Ilie Sandru (in Zusammenarbeit mit Prof. Ungureanu Mihai, Prof. Ungureanu Dumitru, Ungureanu Viorica, Preot Suteu Vasile, Preot Major Antal, Ungueanu

Unkommentierte Übersetzung (Rumänisch ins Deutsche) von: Klaus Danielis  

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Ortschaftsnamen

Ungarische Dokumente die darauf hinweisen, dass Tulghes vorwiegend von Ungarn bewohnt wurde, schreiben dessen Namen als auch jene der dazugehörenden Dörfer und Weiler ungarischem Ursprung und einem historischen Hintergrund zu, auch in Verbindung zum großen Tatarensturm von 1241. Diese sollen durch das Bistricioara-Tal gekommen sein, den Tulghes-Ditrau-Pass hoch gestiegen, um dann ins obere Mieresch-Tal abzusteigen. Daher der Ortsname „tatarhago“, bzw. „Aufstieg des Tataren“, wovon sich die heutige Benennung des Dorfes Hagota abgeleitet haben soll.

Richtig ist, dass im Gebiet von Tulghes mehrere Örtlichkeiten auf dieses Ereignis zurückzuführen sind: der Tatarenhügel, Tatarenbrunnen, sogar der höchste Berg in den Muntii Giurgeului. Doch die Benennung von Tulghes, auch wenn wir einräumen, dass „tölgi“ bzw. Eiche von dem in der Nähe gelegenen kleinen Eichenhain abgeleitet sein könnte, scheint dessen Etymologie eher an den Haaren herbeigezogen zu sein.

Die meisten Orts- und Gewässernamen des nördlichen Harghita-Gebietes haben slawischen Ursprung. Es stellt sich die Frage, was hatten die Slawen hier zu tun? Heute ist es allgemein bekannt, dass die Slawen im VI.-VII. Jahrhundert sich große Zonen der Ostkarpaten mit der dakisch- romanischen Bevölkerung teilten. Zum Beispiel ist Toplita ein slawischer Begriff, genauso wie Bilbor, Borsec, Gragoioasa, Bistrita, Bistricioara (mit der rumänischen Verniedlichung „oara“) usw. Es scheint so als ob Tulghes da eine Ausnahme bildet, ungarischer Ursprung von „tölgi“. ...

Übrigens erstellt und verbreitet Budapest zurzeit, vor allem in den Bezirken Covasna und Harghita, sowie den Szeklergebieten eine Landkarte. Diese beinhaltet die alten Benennungen aus österreichisch- ungarischer Zeit – ausgenommen jene Begriffe für die es keine ungarische Entsprechung gibt: Magura, Poiana, Putna, Bradu usw.

Demnach, gründend auch auf der Tatsache, dass die ersten Bewohner dieser Gebiete Rumänen waren – darüber mehr im Kapitel über die Geschichte von Tulghes -, kann der Begriff Tulghes nur rumänischen Ursprung haben, bzw. Geto-Dakisch. Dieses bestätigte uns Frau Mariana Marcu, Doktor für Geschichte und Anthropologie aus Bukarest. Sie weißt darauf hin, dass die Ortsbezeichnung Tulghes zum archaischen Wortschatz gehört. Tulghes ist vor allem die Benennung eines Gebirgspasses, der entlang eines Gewässers verläuft. Das Alphorn wird „tulnic“ genannt – etwas langes (entlang); daher bedeutet Tulghes = langes Tal, etwas sich dahin ziehendes.

Es gibt da im Rumänischen auch den Begriff „toloaga“, und bedeutet brach liegender Acker – auch Weideland. Könnte also sein, dass Tulghes gleich oder fast gleich zu stellen ist mit Gebirgstal neben Hutweiden. Da gibt es noch die Ortsbezeichnung „Drajan de Jos und de Sus“, könnte ebenfalls ein Tulghes sein – ein langes, neben Weiden entlang gestrecktes Gebirgstal.

Vom hellenischen Begriff „telego“ könnte der Ortsnamen Telega (Bezirk Prahova) stammen, mit derselben Bedeutung = Langental.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Tulghes etwas in die Länge gestrecktes bedeutet, das sich neben Hutweiden befindet. Es gibt sehr viele ähnliche, rumänische Begriffe mit der Endung „es – als esch zu lesen“: iures, gales, macies, usw. Ebenfalls Orts- und Gewässernamen: Mures, Sebes, Ghimes, Tibles, Aries, Aghires, Danes usw., ebenso Menschennamen: Metes, Babes, Drumes, Mares, sogar den Verdes-Kaiser!

Unterstreichung: keiner hat was Ungarisches. Alle sind echt rumänische Begriffe, sie gehören zum alten Wortschatz, und sind auch keiner geographischen Zone zuzuordnen, sondern dem gesamten rumänischen Raum. Mit Bestimmtheit kann ich sagen, dass die Ungarn die Endung „es“ von den Rumänen übernommen haben. Das trifft auch auf die Ortsbezeichnung Tulghes zu.

Noch verständlicher wird die Sache, wenn wir in Betracht ziehen, dass diese Gebiete bis 1792 zur Moldau gehörten, die Grenze zu Ungarn wurde an der Wasserscheide festgemacht. Es ist daher klar, dass die alten Bewohner Rumänen waren und keinesfalls „Vagabunden“, als die sie in ungarischen Dokumenten bezeichnet werden, sondern sie befanden sich hier – bei sich zu Hause. Sicher ist, dass die Familien: Ungureanu, Pop, Zait, Bota usw. aus dem Westen des historischen Transsilvaniens her kamen (Flucht vor religiöser Verfolgung – „Papstisierung“). Einige von ihnen wurden von den Österreichern hierher zwangsversetzt, nach der Niederschlagung der Revolte von 1784. Aufgrund von falschen Dokumenten und Karten, verschob das Habsburgische Kaiserreich seine Grenzen gen Osten – so kamen diese Landstriche unter österreichische Herrschaft. Danach wurde bei Prisecan ein Grenzübergang eingerichtet – der Zoll von Tulghes verlegt nach Priska.

 

Historisches. Die ersten Bewohner

Die ältesten Spuren menschlichen Lebens, in diesem engen Bergtal Corbu-Tulghes führen in ferne Zeiten zurück. Wir werden nun versuchen zu erklären, wer die Gründer dieser Siedlung waren.

Mehrere ungarische Historiker behaupten, sicher nicht ganz uninteressiert, dass all diese Orte aus dem Norden des Bezirks Harghita, wie da sind: Voslobeni, Subcetate, Sarmas, Bilbor, Tulghes, Toplita entstanden als Folge einer großen Migration leibeigener Bauern aus der Moldau, in den Urkunden werden diese als „Vagabunden“ bezeichnet. Stattgefunden soll diese Migration am Ende des XVIII Jh. -  zu Beginn des XIX. Jh.

Der bekannte szeklerische Historiker und Ethnograph Orban Balas schreibt in seinem Hauptwerk „Beschreibung des Szeklertums“ (Aszekely föld leiras), erschienen in Budapest in den Jahren 1868-1872, Band 1, Seite 131, dass die rumänische Bevölkerung von Tulghes erst im XIX. Jh. aus drei moldauischen Orten kam: Made, Gold und Dormitaru, um in dem schönsten Tal sesshaft zu werden.

Wenn dem so gewesen wäre, wie könnte dann erklärt werden, dass an der Stelle wo 1815 die Kirche „Heilige Erzengel“ gebaut wurde, ein anderes kirchliches Gebäude gestanden hatte, ebenfalls aus Holz, von der nur noch der Grabstein des wohl dort tätigen Pfarrers übrig geblieben war, es trägt die Jahreszahl 1778?!

Übrigens, alle Unterlagen beweisen, dass 1815 eine Pfarrei gegründet wurde – gerade in dem Jahr als die Heilige Erzengel Kirche gebaut wurde (siehe: Semantismul greco-catolic, Blaj 1896). Über die Existenz einer römisch-katholischen Pfarrei in Tulghes, zurzeit der Jahrhundertwende wie oben angeführt, gibt es keine Unterlagen. ...

Da Tulghes im Grenzbereich liegt, kann gesagt werden, dass es eine moldauisch-transsilvanische Ortschaft ist. Es war doch auch Zollstation zweier Staaten. Diese Feststellung treffen die ungarischen Behörden im Volkszählungsbericht von 1850, darin wird bestätigt, dass Tulghes eine Ortschaft mit rumänischer Bevölkerung ist; nach einem halben Jahrhundert, bzw. 1902 heißt es dann: Tulghes wird vorwiegend von Ungarn bewohnt!

Auch wenn diese Daten nur zum Teil wahr sind, belegen sie nichts anderes als, dass in der zweiten Hälfte des XIX. Jh. massiv Ungarn hier angesiedelt wurden, parallel zu einem ständig währenden Magyarisierungsprozess, ein Prozess den die Behörden von Budapest zur Staatspolitik proklamiert hatten. „Wir erinnern uns an die willkürlichen Personen-Namensänderungen, großer Gebiete, so dass der Einzelne nicht mehr wusste wie er heißt“ schreibt Mihai Eminescu im April 1870 in seinem Artikel: „Eculburul“.

Erwähnen möchte ich die Situation der Stadt Toplita: 1850 betrug der Anteil der ungarischen Bevölkerung dort gerade mal 7,7 %, 1992 waren es 29,3 %!

Dazu gesellt sich noch ein drittes Phänomen – viele Rumänen übersiedelten aus Transsilvanien in die Fürstentümer, sowohl wegen nationaler Verfolgung als auch wegen religiösen Beeinträchtigungen, es wurde Druck auf die rumänische Bevölkerung ausgeübt vom orthodoxen zum katholischen Glauben überzutreten. So verließen viele Rumänen zu Zeiten von Maria Theresia (1740 – 1780) ganze Ortschaften, angeführt von ihren Pfarrern und zogen in die Moldau.

Nicht verschont blieben davon auch die Ortschaften des östlichen Transsilvaniens, mitinbegriffen jenen aus dem Bistricioaratal. Bloß in der Zeit von 1813 bis 1816 zogen 200 Rumänen in die Moldau: 150 aus Bicaz, 49 aus Tulghes, 51 aus Bilbor, jeweils 14 aus Corbu und Ditrau, 7 aus Subcetate usw.

 

Tulghes in den Wogen der Geschichte

Davon ausgehend, dass Tulghes eine rumänische Siedlungs-Gründung ist, erinnern wir daran, dass die gesamte geographische Gegend bis 1792 (nicht zu vergessen den Grabstein mit der Jahreszahl 1778, ein Beweis dafür, dass es Tulghes schon 1800 gegeben hat) zur Moldau bzw. zum Bezirk Neamt gehörte. Erst durch die türkisch-österreichischen Grenzkorrekturen gelangte es unter die Herrschaft des Habsburger Kaiserreiches. Danach kam es zu massiven Kolonisierungen magyarischer Ethnien und zur Magyarisierung der rumänischen Bevölkerung, was im Zusammenhang mit einer massiven Flucht der Rumänen aus Transsilvanien zu den erwähnten ethnischen Zuständen führte.

Zur Unterstützung dieser These kommt auch die Landkarte, erstellt von Dimitrie Cantemir Fürst der Moldau von 1710 bis 1711, aus der ersichtlich ist, dass zahlreiche Ortschaften der Täler von Bicaz, Bistricioara, Bistrita zur Moldau gehörten, deren Gewannen bis zu den Quellen der oben genannten Gewässer reichten. Dimitrie Cantemir schreibt in seiner „Descriptio Moldovic“ (Beschreibung der Moldau): Alle Gebirgszüge (Hauptgrate) welche diese beiden Länder voneinander trennen (Moldau von Transsilvanien) befanden sich zwischen den in der Moldau fließenden Flüssen und bilden die Grenze (Wasserscheide). Demnach wurde eine Linie gezogen, von den Quellen des Ceremus, Suceava, Moldova, Bistrita, Trotus bis zum Milcov-Fluss und diese bildet die Grenze zwischen unseren beiden Ländern“. ...

Nicht von ungefähr nannten die ungarischen Behörden Tulghes und die benachbarten Orte: Teile der Beanspruchten Gebirge. Es handelt sich da tatsächlich um die Region der Ostkarpaten, bzw. dem Bicaz-Tulghes-Gebiet, das die Ungarn bis 1918 beanspruchten, als der Streit, durch den Zusammenschluss Transsilvaniens mit Rumänien, beendet wurde.

 

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Das Leben der Menschen in dieser engen Zwischen-Gebirgs-Senke, die sich wie ein Tor zwischen zwei großen Siedlungsgebieten, oder zwei rumänischen Ländern: Transsilvanien und der Moldau öffnet, muss als dauernder Zustand betrachtet werden, der mit unserer Zeitrechnung anfing, als die Ethno-Genese des rumänischen Volkes begonnen hatte. ...

Mit Dokumenten bewiesen ist die Existenz rumänischer Bevölkerung in Transsilvanien, schon seit dem XIII. Jh. Als die Szekler her kamen fanden sie gefestigte rumänische Siedlungen, von denen sie unter anderem auch den Hausbau erlernt haben. Auch in ungarischen Dokumenten wird das belegt, daraus erfahren wir, dass 1241, die Rumänen, gemeinsam mit den Szeklern die Gebirgspässe gesperrt hatten, um das Vordringen der Mongolen zu verhindern.

Bewiesen wird die Gegenwart der Rumänen auch durch die Tatsache, dass die Szekler ihre Gebietsverwaltungsform auf „Stühle“ organisierten – angewandt bis ins XIX. Jh.; die Rumänen pflegten sie schon vorher, weil sie sie von den Römern geerbt hatten. Sie bestand eingangs aus 12 Mitgliedern, ein Drittel wurde vom Ältestenrat gestellt, die andern wurden von der Dorfversammlung gewählt. Im Fürstentum Transsilvanien (1541) galt sowohl szeklerisches Recht „jus siculicale“ als auch rumänisches Recht „jus valachicale“.

Der sozialgeschichtliche Werdegang betraf auch diese Gebiete. Die Bauernrevolte von 1784 unter Horia, Closca und Crisan erstrekte sich auch auf das Tal der Bistricioara, ebenso die Revolution von 1848/1849, als viele Bürger aus dem Bistricioaratal und dem Tal des oberen Miersch der XII. Legion unter Avram Iancu beitraten, befehligt wurde diese vom Märtyrer-Präfekten Constantin Roman-Vivu. Man nimmt an, dass er mit einigen seiner Getreuen durch den Tulghespass in die Moldau ziehen wollte. Bekannt ist, dass er von ungarischen (szekler) Gardisten, neben Toplita, bei Stanceni, gefangen wurde, in Ketten gelegt und ins Gefängnis von Tg. Mures gebracht wurde, wo er ...  in Sangeorzul de Mursch hingerichtet wurde.

Die „Conscripitia“ von 1733 liefert einen unschlagbaren Beleg dafür, dass es Rumänen in dieser Gegend gab, darin heißt es: Rumänen leben überall in den Dörfern des Szekler Stuhles von Giurgeu. Die Volkszählung von 1760 verzeichnet im Bezirk Ciuc 760 rumänische Familien, mit insgesamt 12.834 Seelen. 1890 sind es 14.470 Rumänen, die seit 1597 „rumänischen Glaubens“ waren. 1902 gab es 15936 Rumänen und 21.000 griechisch katholische Bewohner (sind wohl die Szekler gemeint, da ja die Rumänen zur orthodoxen Kirche gehörten). ...

Auch Tulghes blieb von dieser Entwicklung nicht verschont, 1911 nannte man es eine ungarische Ortschaft mit bloß ¼ rumänischer Bevölkerung – so die ungarischen Dokumente – obwohl es zwei rumänische Kirchen gab, eine errichtet 1815 (Heilige Erzengel), und eine neue aus Steinen gebaut 1882 (Die entschlafene Mutter Gottes). Außerdem hatte Tulghes eine rumänische Schule mit 175 Schülern – 89 Mädchen und 86 Jungen.

Die Volkszählung von 1850 verzeichnet in Tulghes 298 Häuser, mit 1.308 Bewohnern von denen 1240 ihren ständigen Wohnsitz in Tulghes hatten; 649 waren Männer und 501 Frauen; 616 Rumänen (48 %), 556 Szekler und Ungarn (42,5 %) 11 Deutsche, 14 Zigeuner usw.

Dafür, dass die Magyarisierung auch in Tulghes stattgefunden hat, beweißt ein Gerichtsverfahren des Jahres 1938 in Gheorgheni, wo der Bewohner Binder Leon, geboren 1907, Sohn des Alexa, aus der Gemeinde Tulghes seine rumänische Staatszugehörigkeit wieder hergestellt hat.

Interessante ... Daten liefert uns Orban Balas in seiner „Beschreibung des Szeklertums“: 1880 lebten im Bezirk Ciuc 13.836 Bewohner „rumänischer Sprache“, 17.485 waren griechisch-katholischen Glaubens und 34 orthodoxer Herkunft. Die Meisten davon lebten in der Plasa (Zusammenschluss mehrer Gemeinden) Gurgeu-Tulghes. Eindeutig falsch sind diese Zahlen, weil es sich in beiden Fällen um Rumänen handelt auch wenn nicht alle rumänisch sprachen. ...

Das Werk von Balas weißt auch einige Lichtblicke vor, dann wenn er die grafischen Werke von Greguss erwähnt, auf denen die Rumänen von Toplita und Tulghes dargestellt werden, in dem Zusammenhang schreibt Balas: „Im Anhang befindet sich ein Bild mit rumänischer Tracht aus Tulghes, seine Beschaffung kostete mich einige Mühe, weil die Rumänen aus Aberglauben nicht gezeichnet werden wollen, davor scheuen sie sich wie vor dem Teufel“. Über die Bäuerinnen aus Tulghes schreibt Balas: „Es begegnen uns ziemlich viele rumänische Frauen, sie kommen wohl aus den Dörfern um Ditrau … . Ihr Erscheinungsbild ist recht malerisch. Fast alle kommen geritten, und da sie einzeln aber auch gruppenweise je sieben oder acht erscheinen, sehen sie wie Amazonen aus. Zauberhaft sind ihre hübschen Mädchen, sehr lebhaft, mit feurigen Augen und mit ihrer malerischen Tracht gekleidet erscheinen sie fast abenteuerlich. Sie kleiden sich mit schicken Röcken und weißen Kopftüchern, im Gegensatz zu den schwerfälligen, dunkeln Trachten der Szeklerinnen“.

Für diese ehrliche, ja bewundernde Beschreibung danken wir Balas.

Er muss schließlich auch eine weitere Tatsache berücksichtigen, nämlich jene, dass im Giurgeu-Gebiet hauptsächlich Rumänen leben und dass die Bevölkerung dieser 12 Gemeinden: Bilbor, Corbu, Tulghes, Sarmas Subcetate, Voslobeni usw. hauptsächlich von Rumänen ausgemacht wird.

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Der bekannte Schriftsteller Vasile Alexandri, reiste 1844 durch Tulghes. Auch Mihai Eminescu kam 1866 hier vorbei, zu Fuß durch die Bucovina, Transsilvanien nach Blaj, wo er seine Studien fortsetzen wollte – wo es berühmte, alte, rumänische Schulen gab.

 

Die Verwaltung der Ortschaft Tulghes

Seit den ersten Vermerken in historischen Schriften, war und ist Tulghes eine bedeutende ländliche Ortschaft im Bistricioara-Tal, dabei behielt es ständig den Rang einer Gemeinde und nicht selten auch Vorort der Plasa oder des Ocols.

Nach der Grenzveränderung zwischen der Moldau und dem Habsburger Reich von 1792 kam Tulghes zum Komitat (Bezirk) Ciuc, gegründet nach dem Gesetz XXXIII/1876, mit einer Fläche von 4.493,22 Quadratkilometern und 107.285 Einwohnern; unterteilt in acht Plase: Centrala, Sanmartin, Casin, Frumoasa, Carta, Gherogheni, Ditrau und Tulghes.

Am Ende des XIX. Jh. wurden aus den acht Plase nur noch drei: Ciucul de Sus, Gheorgheni und Tulghes, zu denen sich 1910 noch die Plasa Frumoasa gesellte.

Nach der großen Vereinigung von 1918, wurde aus dem Komitat Ciuc der Bezirk Ciuc, der dann nach dem Gesetz vom 14. Juni 1925 organisiert wurde. Nach diesem Gesetz hatte der Bezirk Ciuc zwei urbane (städtische) Kommunen: Ciuc und Gheorgheni und 57 rurale (ländliche) Kommunen, bestehend aus jeweils einem Dorf, die den vier Plase untergeordnet waren: Centrala, Frumoasa, Gheorgheni, Sanmartin. Tulghes war eine Gemeinde der Plasa Gheorgheni, der 11 Gemeinden der Gheorgheni-Senke gehörten – zusätzlich noch Bicazul de Ardeal. 1933 hatte der Bezirk Ciuc 4.943 Quadratkilometer und 146.584 Einwohner.

Nach dem Wiener Schiedsspruch vom 30. August 1940 wurde Nordtranssilvanien aus dem Laib Rumäniens gerissen und zeitweise an Horthy-Ungarn gegliedert, der Bezirk Ciuc wurde wieder nach ungarischen Prinzipien organisiert, hatte dann eine Fläche von 847179 Joch (0,57 ha) und 129.785 Einwohner und bestand aus fünf Plase: Sanmartin, Miercurea Ciuc, Gheorgheni, Tulghes und Frumoasa.

1862 war Tulghes eine Gemeinde im Ocol Giurgeu und bestand aus den Dörfern: Balaspatak, Danduj, Marpatak, Priscari und Tulghes; 1867 bestand sie aus Corbu und Tulghes um danach wieder zur Situation von 1862 zurückzukehren. Offiziell wurde die Gemeinde Györgö Tülgyes genannt. 1888 umfasst die Ocol-Gemeinde Tulghes die folgenden Orte: Corbu, Hagota, Marpatak, Paraul Noghrez, Poiana und Tulghes. 1891 war Tulghes erneut eine zu Giurgiu gehörende Gemeinde, mit: Balaspatak, Dandui, Marpatak und Prisacari. Von 1900 bis 1921 erlieren die oben erwähnten Ortschaften den Rang einer Gemeinde und gehören zu Tulghes. Von 1921 war es Plasa-Vorort im Bezirk Neamt um 1931 dem Bezirk Gheorgheni zugeteilt zu werden; zu Tulghes gehören nun die Dörfer: Corbu, Hagota und Recea; 1934 wird es erneut Plasa-Vorort und im Jahre 1950 Gemeinde des Raions Chehalau, Region Bacau (entspricht sowjetischem Muster), dazu gehören noch die Gemeinden Hagota, Noghirez, Pintec, Poiana Veche, Recea und Sangeroasa (anstelle von Dandui). 1956 wird es eine Gemeinde des Raion Gheorgheni, Region Mures und besteht aus den Dörfern: Valea Frumoasa (anstelle von Sangeroasa), Paraul Asodului, Poiana Noua, Putna Mare (anstelle von Marpatak). Nach 1968 bleibt Tulghes mit den Dörfern Hagota, Pintec und Recea Gemeinde des Bezirks Harghita.

Von 1925 bis 1938 hatte Tulghes auch ein Amtsgericht.

Auszüge aus dem Buch "TULGHES" von Ilie Sandru / Editura CONSTANT / ISBN 973-99392-6-0 / 132 Seiten


 

Im Zentrum von Tulghes

Links im Bild die katholische Kirche, welche im Jahr 1902 erbaut wurde, sowie rechts im Bild die orthodoxe Kirche aus dem Jahr 1895.  

http://www.tulghes.ro/ 

Im Innern ...

der Biserica romano-catolice din Tulghes (römisch-katholische Kirche). 

 

Im Innern ...

der Biserica ortodoxa din Tulghes. 

 

Cripta din Tulghes

Eine Grabstätte im typisch ungarischem Stil, in der aber Inschriften auf rumänisch-stämmige Besitzer verweisen.

 

Muzeul din Tulghes

Das Museum beherbergt über 500 Exponate rumänischer und ungarischer Kultur. 

 

Muzeul Tulghes

Pop Lacramioara / Tulghes, Nr. 84 / Tel.: 0729-853116 oder 0733-009706 

 

Historisches Foto

... von Bauern und Hirten aus Tulghes. 

Copyright © Muzeul Tulghes

 

 


Die Kirche „Heilige Erzengel“   „Sf. Arhangheli“

 Text: Aus einem alten Buch über die Holzkirchen dieser Region ...  / Unkommentierte Übersetzung (Rumänisch ins Deutsche) von: Klaus Danielis

Nur der Grabstein, eines einst hier dienenden Pfarrers aus dem Jahr 1778, zeugt noch von der ehemaligen Kultstätte. An ihrer Stelle entstand während der Wende vom XVIII. zum XIX. Jahrhundert eine neue Kultstätte religiösen Lebens. Herrlich gelegen im Putnatal, mit einem Tannenhain im Hintergrund. Seine malerische Lage erweckte im Frühjahr des Jahres 1927 die Aufmerksamkeit des Ethnographen.

Über den Tulghes-Pass kam der dreiblättrige Bauplan (links und rechts vom Altarraum, gleich gestaltete Bogenabschlüsse) nach Transsilvanien. Es ist demnach selbstverständlich, dass die Baumeister diesen Grundriss auch hier anwandten. Die seitlichen Nischen entsprechend dem Altarraum sind fünfeckig. An der Südseite befindet sich ein Vorraum, mit geschnitzten Holzsäulen, auf die ein niederer Glockenturm gesetzt wurde.

Der Pronaos (vor dem Schiff gelegener Raum) hat eine ebene, wagerechte Decke, woraus zu schliessen ist, dass darauf der Glockenturm gestanden hatte. Der südliche Vorraum mit dem aktuellen Glockenturm wurde erst später gebaut (eventuell 1844, diese Jahreszahl wurde mit weißer Farbe auf die Eingangstür gemalt). Die Kuppel des Naos (Hauptschiff) ist vieleckig gestaltet, hat abgerundete Streifen, die vom Schlussstein (verziert und bemalt) ausgehen. Die östlichen Streifen werden von der Altarkuppel gekreuzt, die an die Seitenwände angeschlossen ist. Die Decke des Pronaos, als auch die Flächen des Naos, im Übergang von der vieleckigen Ebene der Kuppel, zu jener der rechteckigen Ebene, ruhen auf verzierten Pfeilern.

  Die Malerei der Außenwände wurde vom Regen beeinträchtigt, weil die Dachschindeln verwittert waren (vor allem, nachdem 1882 Mauersteinwände errichtet wurden). Teile der Wandverzierung befinden sich wahrscheinlich unter der Holzvertäfelung. An der Naos-Kuppel befinden sich 10 Bilder aus dem Leben Christi, sie wurden vom moldauischen Maler Grigorie de la Tirgu Pietrii, in der Mitte des XIX. Jh., geschaffen. Die Malerei ist geprägt von volkstümlichen Erzählungen.

Die Ikonographie des Altars umfasst: die Heilige Dreifaltigkeit, und an den Wänden: der Heiland, das Tuch der Veronica zwischen den Erzengeln Michael und Gabriel, Johannes der Täufer und die Heiligen Eltern. Verschlissen durch dem Lauf der Zeit, und durch unsachgemäße Interventionen, könnte die Malerei des Altars ein Werk von Gligor zugravul, dem Maler des Heiligen Nikolaus mit dem Kaiserpaar Constantin und Elena sein, die 1887 von Constantin Apostol gekauft wurde, als auch jener des Heiligen Sava und des Heiligen Nikolaus, das Nicolae a lui Petre Zaiti bezahlte. Von einer Ikone des XIX. Jh. wurde der Sockel mit der Inschrift: diese Ikone wurde von Ion Mustata gekauft und sie wurde von mir Serban zgravu gemalt – wieder verwendet.

Aus Beiträgen der Bürgerschaft wurde die Denkmal-Kirche 1976 repariert.

...

 

Biserica "Sf. Arhangheli"

Die Holzkirche aus dem Jahr 1828 befindet sich an der Strada Putna, Nr. 239. Die Kirche dient heute als "Historisches Monument". Unmittelbar vor der Kirche befinden sich zahlreiche weisse Kreuze, die Bestandteil einer Gedenkstätte gefallener Rumänen ist, die ihr Leben in der Zeit des Ersten Weltkriegs verloren. 

 

 

Die Innenbemalung ...

im Naos der alten Holzkirche zeigt noch einige sehr schön erhaltene Motive.  

 

Die elfeckige Kuppel ...

des Naos mit seinen bunt zulaufenden Bändern. 

Kleiner Tipp: Zur Besichtigung der Kirche sollte man in jedem Falle eine Taschenlampe mitführen.

 

 


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