Auf den Spuren der Tschangos (csángó)

Eine Wanderung über Muntii Ciucului und Muntii Hasmas ...

Fotos: Wilhelm Scherz

Juni 2009 - ich strebe Richtung Muntii Ciucului (Csíki-havasok), genauer gesagt, dem nördlichen Abschnitt des Gebirges, auch Zona Ghimesului (Gyimesek) genannt. Von Brasov aus geht es zunächst mit dem Zug nach Miercurea Ciuc und von dort per Autostop hinauf zum unterhalb des Pasul Ghimes (1159 m) gelegenen orthodoxen Kloster Fagetel. Der Fahrer des Autos kommt direkt aus Miercurea Ciuc und gehört der ungarischen Minorität der Szekler an. Als ich ihn frage, was für eine Bevölkerungsgruppe nordöstlich des Pasul Ghimes lebt, winkt er mit der Hand ab und sagt: "Csángós". Als ich genauer nachfrage, erklärt er mir, dass es auch Ungarn sind, die nicht einmal richtig ungarisch sprechen ... und so richtig weiss er es eigentlich nicht, eben keine richtigen Ungarn und auch keine Rumänen. Mit dieser sagen wir mal etwas minimalistischen Aussage musste ich mich vorerst begnügen. Schliesslich wunderte ich mich dann doch, dass es hier ein orthodoxes Kloster gibt und mein Fahrer fügt hinzu: "Ja auch einige Rumänen leben hier oben in weitläufigen Streusiedlungen". ... Mit diesen ersten "Basisinformationen" verliess ich bei Manastirea Fagetel das Auto und besichtigte zuallererst das kleine orthodoxe Kloster. Hier gedachte ich meiner noch lebenden Angehörigen und fügte dem mit einer Spende unterlegten Schriftstück die Bitte hinzu, dass der Herr mir in den Bergen gnädig gestimmt sein möge! Mit diesem sehr wichtigen Akt war nun auch das letzte wichtige Detail meiner Urlaubsplanung abgeschlossen!

:-)


 

Manastirea Fagetel

Das orthodoxe Kloster  befindet sich nordöstlich unterhalb des Pasul Ghimes (1159 m), direkt an der Landstrasse -12 A-, über welche man nach Miercurea Ciuc (ca. 25 km), bzw. nach Ghimes / Pasul Ghimes-Palanca (ca. 23 km) gelangt. Entweder direkt vom Pasul Ghimes oder aber vom nahen Kloster kann man dem Kammverlauf des nördlichen Abschnitts der Muntii Ciucului Richtung Muntii Hasmas folgen. Dieser nördliche Abschnitt wird auch als Zona Ghimesului (Gyimesek) bezeichnet. Nach einem Kurzbesuch des orthodoxen Klosters steige ich am frühen Nachmittag in dem kleinen Tal unmittelbar dahinter wieder zum Kamm empor. 

Hier in Manastirea Fagetel leben und arbeiten acht Mönche. Der Klosterbau erfolgte in der Zeit zwischen 1995-1999. Der Glockenturm, welcher zugleich als Eingangsportal fungiert, wurde 1998 erbaut und im Jahr 1999 erfolgte die Weihung der kleinen Klosterkirche.  

 

Aufstieg zum Kamm

Die ersten Ausblicke auf die Muntii Ciucului gen Südost verraten das typische dieses Berglandes, welches an vielen Abschnitten geprägt ist von solitären Nadelbäumen, bzw. lockeren Baumgruppen inmitten weitläufiger Weidelandschaft. 

 

Frühling ...

in den Muntii Ciucului. Besonders in den Monaten Mai - Juni findet man auf den Höhen des Berglandes eine üppige Blütenpracht vor. 

 

Blick vom Vf. Lacrimii (Könyak / 1315 m) ...

auf Muntele Frumos (Szép-havas / 1336 m). Das frische Grün lässt die weitläufige Landschaft beinahe unwirklich aussehen. Kommt man vom Pasul Ghimes auf der Markierung "rotes Band", dann wird der Gipfel von Muntele Frumos linksseits umgangen. Die Markierung "rotes Band" ist bis hinüber nach Crucea Condra bis auf wenige Abschnitte sehr gut. 

 

Mein erstes Nachtlager ...

auf dem Kamm zwischen Muntele Frumos (im Bildhintergrund) und Vf. Lacrimii. Nahe des Kammbereiches gibt es an den östlichen Abhängen zwei kleine Hütten, bei denen ein Quellbach entspringt und somit die Versorgung mit Wasser gesichert ist. Wer selbst am späteren Nachmittag bei Pasul Ghimes einsteigt, schafft es noch problemlos bis hier her (ca. 2 Stunden). 

 

Fagul Mic (Kisbükk)

Ca. drei Stunden läuft man vom letzten Nachtlager bis Kisbükk. Zwischen dem vorher noch zu besteigenen Vf. Rez (Rez-tetö / 1219 m) und den ansteigenden Hängen von Fagul Mic durchläuft man eine Senke, auf der sich zahlreiche Hütten und Stallungen befinden. Unmittelbar unter der Senke verläuft der zu Beginn des 20. Jahrhunderts von italienischen Fachleuten errichtete 1300 m lange Eisenbahntunnel der Bahnlinie Mierurea Ciuc - Ghimes - Palanca - Comanesti. 

 

Das Wasser ...

war knapp auf der Strecke von Vf. Lacrimii bis Kisbükk und auch auf dem weiteren Verlauf finden sich nur einige wenige teils versteckt liegende Rinnsale. Für mich war es ein Glück in einer der bewirtschafteten Hütten meine Wasserflasche mit Milch füllen zu können! Die hier wirtschaftenden Bergbauern kommen in den Sommermonaten aus Lunca de Sus (Gyimesfelsölok) mit ihrem Vieh herauf und wie ich im Gespräch erfuhr, gehören sie alle der Volksgruppe der Tschangos an. 

 

Crucea Condra (Kondra-kereszt) 

Ich hatte am zeitigen Nachmittag nahe einer Viehtränke auf ca. 1400 m mein Lager unterhalb des Vf. Crucea Condra aufgeschlagen. Nach Kaffee und Schokolade blieb noch viel Zeit für ein Spaziergang mit kleinem Gepäck. Bereits von Crucea Condra hat man erste Ausblicke auf die steilen Westhänge des Vf. Hasmasul Mare (Hintergrund Bildmitte). 

...

 

Zwischen Crucea Condra ...

... und Vf. Salamas (Szalomas-tetö / 1551 m) gibt es ein grosses Plateau auf dem sich drei Hirtenhütten befinden und von dem man  traumhafte Ausblicke auf die östlichen Kämme der Muntii Ciucului, sowie auf Muntii Tarcaului hat.  

 

Blick nahe Vf. Salamas ...

durch´s Teleobjektiv auf die hier aneinandergereihten Dörfer Baratcos (Barackospataka), wo von links kommend auch das Dorf Valea Fagului (Jávárdipataka) endet, sowie talwärts sich die Gemeinde Valea Rece (Hidegségpataka) anschliesst - allsamt zumeist von den Tschangos bewohnt. 

 

Einer der Hirtenhütten ...

zwischen Crucea Condra und Vf. Salamas (Szalomas-tetö) statte ich am Abend auch noch einen Besuch ab. 

 

Im Innern der Hütte

Hier wirtschaften - wie soll es anders sein - natürlich auch die Tschangos. Ich hab die Gelegenheit genutzt und schon eine Vorbestellung von 2 Liter Milch für den kommenden Tag abgegeben. Die Hirten nickten wohlwollend!

 

Blick vom Vf. Noscolat (Naskalat / 1553 m) ...

gen Nord. Ich verlasse das schöne Plateau zwischen Crucea Condra und Vf. Salamas und wandere weiter Richtung Muntii Hasmas. Dank meiner Milchvorräte muss ich nicht nach Wasser Ausschau halten! Ab hier endet die bisher neue und meist gut sichtbare Markierung "rotes Band". Nur vereinzelt findet man noch alte Markierungen und ab und zu eine erneuerte. Bei guter Sicht und der Wanderkarte von Dimap ist eine Orientierung bis Piatra Singuratica aber problemlos möglich.  

 

Poiana Tarcau (Tercö-mezö)

Hinter dieser Senke enden die Muntii Ciucului. Die im Bildhintergrund zu sehenden Gipfel gehören alle zu den Muntii Hasmas. Von links nach rechts sieht man folgende Gipfel: die kleinere Anhöhe = Vf. Tarcau (Ter-kö / 1462 m), rechts davon der aufragende Gipfel des Vf. Ecem (Öcsém-t. / 1707 m). Unmittelbar hinter dem Vf. Ecem befindet sich der Vf. Moara Dracului, sowie die Piatra Singuratica (beide nicht im Bild zu sehen). Rechts daneben der lange Bergrücken des Vf. Hasmasul Mare (Nagy-Hagymás), der mit seinen 1792 Metern zugleich der höchste Gipfel der Muntii Hasmas ist, sowie ganz rechts im Bildhintergrund zu sehen, der Vf. Hasmasul Negru (Fekete-Hagymás / 1773 m). Hier auf Poiana Tarcau gibt es einige kleine Quellen und mehrere Hütten. Eine der bewirtschafteten Hütten  - so hörte ich mehrmals - soll sogar Schlafplätze für Wanderer anbieten. Mein Ziel des Tages war aber die Piatra Singuratica. 

 

Rückblick von Vf. Tarcau ...

auf Poiana Tarcau und die letzten Abschnitte der Muntii Ciucului. Hier bei Poiana Tarcau überquert eine Forststrasse den Bergkamm, welcher von Balan hinaufführt und zur anderen Seite nach Trei Fantanii absteigt. Ein guter Tourentipp für Radfahrer, die auf diesem Weg über Trei Fantani und Bicajel direkt nach Lacu Rosu gelangen!

 

Blick gen Nord ...

von den steilen Westhängen des Vf. Tarcau auf Vf. Moara Dracului (Bildmitte). Dahinter befindet sich mein Tagesziel, die Piatra Singuratica.

 

Aus Alt mach Neu!  

Der Wegweiser bei Moara Dracului. Hier steigt man nach links steil hinab zu jener Senke, auf der sich die ersehnten Felszacken  der Piatra Singuratica befinden. 

Laufzeit von Crucea Condra bis Piatra Singuratica je nach Kondition 4-6 Stunden.

 

Cabana Piatra Singuratica

Die urige Cabana gehört der Gemeinde Balan. Seit 18 Jahren verrichtet hier der Hüttenwirt Isaki Janos ununterbrochen seinen Dienst. Die Cabana ist nur auf Selbstversorger eingerichtet und bietet 40 bescheidene Schlafplätze. Telefon: 0740-532393, Anfragen in Englisch per Mail sind möglich über  zsolt_v_86@yahoo.com . In den Sommermonaten sollte man hier vorher telefonisch anfragen, denn zur Zeit der Schulferien ist die Cabana stets gut besucht! Wer ausserhalb der Saison an einem Wochentag mit dem Zelt kommt, hat vielleicht das grosse Glück einen der schönsten Zeltplätze in den Muntii Hasmas zu belegen. Ca. 30 m nahe der Cabana hinter einem Felsvorsprung gelegen, befindet sich die Zeltstelle, auf der maximal 3 Zelte Platz finden.  Wie auf einem Adlerhorst gelegen, hat man von hier aus traumhafte Ausblicke in alle Richtungen: 

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Piatra Singuratica (Egyes-kö)

Die Spitzen der Piatra Singuratica erreichen eine Höhe von 1587 Meter. 

 

Vf. Moara Dracului (1696 m)

Die Moara Dracului (Ördög-malom) verdankt ihren Namen den stark zerklüfteten westlichen Steilhängen, von denen alles abbrechende Gestein sich fein zermalen auf den unteren Schotterhalden sammelt. 

 

Blick gen Nord ...

auf die westlichen Steilhänge des Vf. Hasmasul Mare (Nagy-Hagymás). Der Vf. Hasmasul Mare (rechts im Bild) ist mit seinen 1791 m der höchste Gipfel in den Muntii Hasmas. 

 

Abendliche Ausblicke ...

auf einer der Zinnen von Piatra Singuratica. Hier hinauf gelangt man über einen angelegten Klettersteig. 

 

Blick von Piatra Singuratica ...

gen Nord auf Vf. Hasmasul Mare (rechts im Bild). 

 

Abstieg ...

vom Vf. Hasmasul Mare zur Poiana Alba. Die verzweigte Hochweidefläche befindet sich auf einer Höhe zwischen 1450-1600 Meter. Hier gibt es mehrere Quellen und einen kleinen Bergsee. 

 

Mein Lagerplatz ...

am Bergsee auf dem oberen Abschnitt der Poiana Alba bei Feliér-Mezö. Das Wasser hier ist nicht als Trinkwasser geeignet, dies holt man sich bei der ca. 300 m entfernten Kibü-Quelle. 

 

Besuch einer Hirtenhütte ...

im unteren Abschnitt von Poiana Alba. Der alte Herr kommt direkt aus dem Bergdorf Trei Fantani und gehört der Volksgruppe der Tschangos (Csángós) an. Für mich war das dann doch eine gute Gelegenheit, mehr über den Ort Trei Fantani zu erfahren. Dabei kam heraus, dass in dem Strassendorf traditionell nicht nur Tschangos lebten, sondern immer auch Rumänen. Das schien mir neben der topografischen Lage des Ortes zusätzlich interessant. Allmählich reifte der Plan in mir, den weiteren Verlauf meiner Wanderstrecke umzugestalten, so dass ich am Ende der Tour über Trei Fanatani zurückkomme. Alles hing natürlich vom Wetter der nächsten Tage ab ...

 

Alte Stallung ...

bei Poiana Alba. Einst, so erzählten mir die Hirten, gab es auf Poiana Alba an die 40 Holzhäuser (Hirtehnütten und Stallungen), die allsamt von den Tschangos aus Trei Fantani erbaut und genutzt wurden. Heute sind hier auf Poiana Alba nur noch drei Hütten bewirtschaftet, zudem eine weitere Hirtenhütte nahe Poiana Alba. Unmittelbar auf Poiana Alba wird vorrangig Rindvieh gehalten, hingegen nördlich und südlich davon Schafe und einige Ziegen weiden. 

Hirten ...

nahe der Kibü-Quelle. Hier habe ich mir am kommenden Tag frische Milch für den Weitermarsch nach Lacu Rosu gekauft. Entsprechend vieler deutscher Hirtenhundefreunde sah ich mich natürlich verpflichtet diesen Schnappschuss zu machen :-) !

 

Käseproduktion ...

in der kleinen Hirtenhütte nahe der Kibü-Quelle. 

 

Das Depot!

Alle drei bis vier Tage werden mit Pferden die erzeugten Milchprodukte zu den Familien nach Trei Fantani gebracht. Insgesamt weiden hier bei Poiana Alba an die 300 Milchkühe. 

 

Der untere Abschnitt ...

von Poiana Alba. Im Hintergrund sieht man folgende Gipfel (v.l.n.r.): 

Piatra Potcoavei (Patkó-kö / 1627 m), Vf. Rotund (Kerek-h. / 1669 m), Hasmasul Negru (Fekete-Hagymás / 1773 m). Wer von hier aus nach Lacu Rosu wandern will, für den gibt es drei Varianten: 1.) Markierung "blaues Band" -> vor Piatra Potcoavei der Hochweidefläche nach links folgen (links im Bild); ...  2.) Der Hochweidefläche zwischen Piatra Potcoavei und Vf. Rotund zunächst auf- und dann absteigend folgend, wo man später auf die Markierung "blaues Band" trifft (Bildmitte); ... 3.) Markierung "blauer Punkt" ... hier steigt man zwischen Piatra Potcoavei und Vf. Rotund nicht auf, sondern folgt einem Pfad in den Wald, der den Gipfel des Vf. Rotund östlich umgeht und dann zwischen Vf. Rotund und Hasmasul Negru nach Lacu Rosu führt. Laufzeit auf diesem Weg ca. 4-5 Stunden. Laufzeit auf den anderen Wegen ca. 3-4 Stunden. ... Steigt man auf dem unteren Abschnitt der Poiana Alba rechtsseits talwärts, so führt ein sich hier anschliessendes enges Tal direkt hinunter nach Trei Fantani ... 

 

 


Von Poiana Alba führte mein Wanderweg zunächst weiter über Lacu Rosu, Cheile Bicazului, Barnadu, Munte Lapos nach Tulghes. Eigentlich, so mein anfänglicher Plan,  wollte ich von Lacu Rosu hinüber nach Borsec wandern. Die Möglichkeit in Betracht ziehend, am Ende meiner Tour noch zwei, drei Tage zwischen Trei Fantani und der Gemeinde Ghimes  ein paar Eindrücke aus der Region der Tschangos zu erhaschen, bewegte mich dazu  anderswo diese Tage einzusparen. Und überhaupt hatte ich bei meiner Planung nur Schönwettertage berücksichtigt. Eine eventuelle Schlechtwetterphase hätte eh Abstriche an meiner eigentlichen Planung zur Folge gehabt. An diesem Punkt - soviel sei erwähnt - muss meine Spende im orthodoxen Kloster Fagetel wirklich Wunder bewirkt haben. Nach Tulghes trampte ich zunächst nach Ceahlau, um den Ort mit seinen schönen Kirchen zu besichtigen, incl. eines Abstechers zum Kloster Durau. Voll im Zeitplan ging es anschliessend hinauf zum Masivul Ceahlau. Auch hier nur gutes Wetter und eben alles nach Plan. Als ich Tage später an einem Sonntag aus Masivul Ceahlau Richtung Neagra abstieg, hielt neben mir kurz vor Neagra ein Geländewagen. Man wollte wissen wohin das aufsteigende Tal führt. Wir kamen ins Gespräch und die Option hier hinauf, schien nicht lohnend zu sein für eben einen Sonntagsausflug. Was heute noch mein Ziel sei, kam dann die Frage an mich und ich antwortete: Neagra und dann Autostop Richtung Trei Fantani. Die Antwort der netten Familie kam prompt: "Ja wenn sie wollen, dann fahren wir mit ihnen zusammen hinauf nach Trei Fantani". Tja es gibt nicht oft Situationen der Sprachlosigkeit, aber in diesem Moment konnte ich mein Glück kaum fassen und bereits am frühen Sonntagnachmittag stand mein Zelt auf dem Grundstück der kleinen orthodoxen Kirche in Trei Fantani. ... Mir blieben neben diesem Tag noch zwei weitere volle Tage für die Heimatregion der hier lebenden Tschangos. 

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Trei Fantani (Háromkút)

Ein erster Blick nahe der orthodoxen Kirche auf den unteren Ortsteil von Trei Fantani. Die wichtigste Information vorweg: Es gibt hier drei Magazin Mixt - wohl bemerkt, wie die hier lebenden Tschangos lächelnd ergänzten, alle auf ungarischer Seite! Somit kommen wir jetzt  zur interessantesten Information über Trei Fantani: Zur einen Seite des hier fliessenden Baches (westlich) leben die Tschangos und zur anderen (östlich) nur rumänische Bauern. Jede Ethnie hat natürlich ihre eigene Kirche! Die einstige Grenze zwischen Transsilvanien (Erdély), also Östereich-Ungarn und dem altrumänischen Reich verlief allerdings nicht durch das Strassendorf, sondern weiter östlich, auf dem dort verlaufenden Bergrücken zwischen der Valea Bicajel (Kiss-Békás) und Valea Damuc (Domuk-p.).

 

Biserica ortodoxa Sf. Ioan

Die kleine Holzkirche befindet sich auf einer Anhöhe über dem Ort und wurde um 1983 erbaut. Auf dieser Seite des Tales wirtschaften heute noch ca. 10 rumänische Familien und einige alleinstehende Alte. 

Links oben im Bild zu sehen, der prägnante Gipfel des Vf. Hasmasul Negru (Fekete-Hagymás / 1773 m). 

 

Im Innern ... 

der Biserica Sf. Ioan.

Hram: Sf. Ioan - 24. Juni

 

Keresztelö Szent János

Biserica Sf. Ioan Botezatorul

Zur Gemeinde der ungarisch-katholischen Kirche zählen heute noch ca. 60-70 Familien. 

 

Im Innern ...

der im Jahre 1948 errichteten Steinkirche. 

Hram: 24. Juni

Wer es jetzt nicht bemerkt hat, sei nochmals darauf hingewiesen: Beide Kirchen, die rumänisch-orthodoxe, sowie die ungarisch-katholische begehen ihr "Kirchweihfest" am gleichen Tag des jeweiligen Jahres. Wem es möglich ist, der sollte bei seiner Tourenplanung diesen Termin unbedingt berücksichtigen! 

 

Blick oberhalb Trei Fantani

Die sich oberhalb des Ortes anschliessende Weidefläche ist ein guter Tipp für all jene die einen Stellplatz für ihr Nachtlager suchen, egal ob Zelt oder Wohnmobil. 

In zwei Magazin Mixt hatte ich mich rege mit ungarischen und einigen rumänischen Bauern unterhalten und alle betonten, dass sie hier immer  gut miteinander lebten. Heute gibt es auch einige wenige Mischehen. Die Menschen leben  weitgehend von der Viehzucht und arbeiten teils in der Forstwirtschaft. Auf den kleinen Feldern gedeihen entsprechend der Höhenlage (ca. 1000 m) lediglich Kartoffeln, sowie Zwiebeln, Knoblauch u.a. Früchte für den Privatverbrauch. Der Ort wurde erst spät, um 1921 gegründet, wie mir zumindest einige Bewohner versicherten. Zu dieser Zeit gab es hier nur dichte Wälder. Trei Fantani wurde erst im Jahr 1995 elektrifiziert. Früher brannte man hier auch Kalkstein. Heute gibt es nur noch einige wenige Brennöfen, die saisonal betrieben werden - zumeist für den Eigenbedarf.  Für den Verkauf ist der Absatz durch die heutigen Baumärkte beinahe vollständig weggebrochen. 

 

Blick nahe Vf. Ilie (Ilia-tetö / 1253 m) ...

gen Ost auf Muntii Tarcaului. Talwärts befindet sich der Pasul Ilia (Ilia-ny. / 1170 m), wo ein unbefestigter Fahrweg von Poiana Fagului hinüber nach Bicaz-Chei führt. Laufzeit von Trei Fantani bis hinauf ca. 2-3 Stunden. Anschliessend wanderte ich noch über Pasul Ilia bis hinunter nach Valea Rece. 

 

Hier bei Vf. Ilie ...

queren mehrere Schafherden die Hochweidefläche. Insgesamt waren es innerhalb einer Stunde drei Herden. Ich hatte mich Tage zuvor mit alten Bergbauern unterhalten, die ebenfalls viele Jahre als Hirten arbeiteten, wie sie sich gegenüber fremden Herdenschutzhunden verhalten, die ihnen im Gebirge begegnen. Es kam mehrmals die verblüffende Antwort: "Da hocke ich mich einfach hin." Das hatte ich in all den Jahren nie versucht und zugegeben, es kostet sicher auch einiges an Überwindung. Dennoch, hier auf dem letzten Tag im Bergland nutzte ich die Gelegenheit, dies auszuprobieren. Es funktionierte wirklich.  Bei einer in Distanz laufenden Herde kamen auch die Hunde in meine Nähe als sie mich entdeckten. Ich blieb im Gras sitzen und die Hunde stoppten in sicherer Entfernung. Schliesslich markierten sie ihr "Revier" durch das Schaben mit den Hinterpfoten im Gras und zogen wieder Richtung der Herde ab. Bei einer anderen Herde, die sich unmittelbar meiner Position näherte, kamen die Hunde schliesslich heran ohne jegliches Gebell. Sie umkreisten mich, näherten sich vorsichtig. Ich konnte ihnen meinen Handrücken zureichen. Sowie einer der Hunde daran geschnuppert hatte, war das Ding gelaufen und ich konnte binnen Kürze einige der Tiere streicheln. 

 

 Die letzten schönen Aussichten ...

nahe Vf. Ilie durch das Tele auf Masivul Ceahlau. 

 

Schliesslich die dritte Herde ...

und ein Foto mit dem Hirten und einigen seiner Hunde. Die Hirten in diesen Regionen verfügen meist über bis zu 10 Hunde pro Schafherde. In anderen Regionen der Südkarpaten etwa ziehen oft weit weniger Hunde mit den Herden - was sicher seinen Grund in der grösseren Bären- und Wolfskonzentration innerhalb der Ostkarpaten hat. Obwohl die Bärenbestände im Vergleich zu früheren Zeiten vor der Revolution  offiziell etwa halbiert wurden (inoffiziell mit aller Wahrscheinlichkeit noch viel mehr), sind die Hirten ihren hohen Beständen an Herdenschutzhunden treu geblieben. Einer der Gründe mag sicher auch darin liegen, dass der Bär jetzt und heute in Rumänien in den Köpfen der Menschen einen zunehmend "gefährlicheren" Status bekommt. Meine Frage nach möglichen Bärenattacken wurde zumindest bei all den Hirten die ich hier darauf ansprach nur sehr selten bestätigt. 

 

Stana de la Poiana Fagului Ilia

Die  Hirten hier oben arbeiten für die Comuna Lunca de Jos. Insgesamt werden auf dieser Hochweideflächen über 500 Schafe und 80 Rinder gehalten. 

 

Warum nach Lunca de Sus?

Nach meinem Fussmarsch von Trei Fantani bis hinüber nach Valea Rece schaffte ich es per Autostop noch bis Lunca de Sus, meinem anvisierten Tagesziel. Am Vortag befragte ich einige Tschangos in Trei Fantani, wo man denn mehr über die Tschangos erfahren könnte. Einer Frau kam die Idee, dass ich in Lunca de Sus beim katholischen Pfarrer Berszán Lajos nachfragen sollte, da er auch der deutschen Sprache etwas mächtig sei. ... Nach meiner Ankunft in Lunca de Sus empfahl mir Pfarrer Berszán Lajos zunächst die Pension Bagolyvár. Aus organisatorischen Gründen konnte der Pfarrer sich erst für den morgigen Abend Zeit für mich nehmen, was auch mir nach dem heutigen Tag ganz gut passte. Ich bezog also Quartier in der Pensiunea Bagolyvár und es dauerte nicht lange, da wurde ich auch gleich auf  ein interessantes Ziel nahe der Pension aufmerksam. Das links stehende Foto machte ich aus dem grossen Aufenthaltsraum der Pension und mir fielen die doch sehr eigenartigen Felsbrocken auf der Anhöhe gegenüber auf. Ein Blick durch´s Tele ergab, dass es sich hier um Reste eines Bauwerkes handelt. Wie mir Tankó Enikö, die Inhaberin der Pension erzählte, handelt es sich dabei um eine ehemalige Festung, die im Jahr 1944 errichtet wurde, um die heranziehenden Russen aufhalten zu können. Diese nahmen aber einen anderen Weg und das Bauwerk mit seinen Geschützstellungen hatte keinerlei Wert mehr. Später hat die rumänische Armee diese Festung gesprengt. ...

 

Die Mutter ...

von Tankó Enikö war so nett, mir die traditionelle Tracht der hiesigen Tschangos zu präsentieren. Ich will es nur am Rande erwähnen, auch das traditionelle Essen in der Pension war super!

Kontaktdaten zur Pension:

Pensiunea Bagolyvár, ... Lunca de Sus (Gyimesfelsölok), ... Valea Garbea Nr. 873 (Görbe patak 873), ... Tel./Fax.: 0040-366-113624, ... Mobil: 0040-729-531721, ... Mail: bagolyvar@clicknet.ro 

http://www.erdelyiutazas.hu/deutsch/sz/gyimesfelsolok/pension-bagolyvar-2142 

 

Bemalte Eier ...

gibt es in vielen Regionen Rumäniens und so war es ganz interessant, dass auch die Tschangos hier in dieser Sache ihre ganz eigene Tradition aufzuweisen haben. Fünf verschiedene Exemplare konnte ich in der Pensiunea Bagolyvár fotografieren. Zudem gibt es ein Buch von Antalné Tankó Mária, der Inhaberin des Ethnografischen Museums in Ghimes (Gyimesbükk), in dem sie persönlich über 1001 verschiedene traditionelle Muster erfasst und dokumentiert hat. Alle Exemplare weisen die rote Grundierung, sowie die weisse Strichführung auf. 

 

Etwas oberhalb ...

der Pensiunea Bagolyvar hat man in den letzten Jahren eine Gedenkstätte für die Gefallenen des I. und II. Weltkrieges errichtet. Von hier aus kann man direkt zur ehemaligen Festung aufsteigen (20 min.). Anbei ein Tipp für alle Eisenbahnfreunde: Von Comanesti kommend, verlässt die Bahnlinie das weite Trotus-Tal (Tatros) und führt hier nahe der Pensiunea Bagolyvar über einige Viadukte das malerische Garbea-Tal (Görbe) hinauf zum 1300 m langen Eisenbahntunnel, der auf einer Höhe von ca. 1000 Meter durch den Gebirgskamm in Richtung Miercurea Ciuc verläuft. Das Tal ist landschaftlich sehr schön - auch wenn im unteren Teil des Tales momentan der kleine Bach mit EU-Geldern in ein Betonbett eingefasst wird. Laut Aussage der Einheimischen ist das kleine Bächlein ca. alle 50 Jahre etwas heftiger über die Ufer getreten. ...

 

Blick vom Festungsberg ...

auf Lunca de Sus (Gyimesfelsölok). 

Die Gemeinde Lunca de Sus ist ein Zusammenschluss der Ortschaften Lunca de Sus, Comiat, Tatcus Farkas, Felsulok, Valea Ugra, Valea Gorbe, Paltinis Ciuc, Rajkok, Bothavas, Ciherek, Gaborok, Patak, Rece, Izvorul Trotusului und erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 8200 ha, von denen 232 ha als Ackerboden, 3075 ha als Viehweiden, 2341 ha als Heuwiesen genutzt werden. Die restlichen 2300 ha sind Waldfläche. Insgesamt leben hier in der Gemeinde Lunca de Sus 3500 Einwohner, von denen die meisten mit der Viehwirtschaft beschäftigt sind. 

 

Die gesprengte Festung ...

verfügt noch über zwei erhaltene Gänge. Der erste Tunnel ist über zwei Zugänge begehbar, während man in das zweite Tunnelsystem nur durch einen engeren Zugang gelangt. 

Interessant aus architektonischer Sicht sind die alten, von vor dem ersten Weltkrieg stammenden Militärkasernen und Offizierswohnungen, die in Lunca de Sus an der Hauptstrasse Richtung Lunca de Jos stehen. Die alten Gebäude, von denen die Kasernen auch heute noch einer militärischen Nutzung unterliegen, befinden sich zumindest von aussen her in einem guten Originalzustand. 

 

Ghimes (Gyimes)

Diese katholische Kirche oberhalb der Ortschaft Ghimes stammt aus dem Jahr 1782 und zählt zu den ältesten erhaltenen Bauwerken der Zona Ghimesului (Gyimesek). Im Innern gibt es eine kleine Ausstellung zur ungarischen Geschichte  dieser Region. Die Kirche ist tagsüber während der Saison meist durchgehend geöffnet. Auf der anderen Seite des Tatros-Tales befindet sich das kleine Eisenbahnmuseum und die Ruine der einstigen ungarischen Festung, welche die einst hier verlaufende Grenze zwischen Transsilvanien und dem altrumänischen Reich sicherte. 

 

Historisches Foto ...

der alten Festungsruine. Dieses Foto gehört zur kleinen Ausstellung im Innern der katholischen Kirche. Die aufwendig gestaltete Steintreppe wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut. Von der Ruine selbst ist heute neben der Treppe nur noch die Basis und einige Mauerreste erhalten geblieben. Dennoch, die Ausblicke von dort sind sehr schön. Einen historischen Text dieser Ausstellung in ungarischer Sprache findet man nachfolgend auf dieser Seite ... 

 

 


Historischer Text  aus der 1782 erbauten Kirche von Ghimes über die Festung Gyimes. 

Scaba Papp (www.westkarpaten.com) hat sich die Mühe gemacht, die Angaben so weit es ging, in die deutsche Sprache zu übersetzen: 

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Über die Entstehung der Burg Gyimes steht im Buch mit dem Titel: "Dr. Szádoveczky Lajos, Székely Oklevéltár (Szekler Archive), VIII. Band: 1606­-1750, Blatt 21, unter Punkt 1367" (Lehrerbibliothek des königlichen Hauptgymnasiums Csíkszereda (Miercurea Ciuc)) folgendes geschrieben:

General Leininger an Vizekapitän von Csík Sándor János, Taploca ... Geschrieben im Lager neben Lionik, 12. November 1698.

Weil die Orden aus Csík die Hersteller (extmetores) des auf seinem Befehl angeordneten Passus Ghimes nicht bezahlen wollen: ... Aus Gr. Hauptkommandant Rabutins Anlass, wird wiederum ernsthaft befohlen, die Arbeiter zu bezahlen, weil sie andernfalls noch 2 Kompanien bekommen, neben den normalen Kontingenten, zu Überwintern und Versorgen sind. Die Auszahlung kann man danach von der Portion, die dem Lager geliefert wird, abrechnen.

Ex castris penes Lisnik, der 12. Nov. 1698.

(Archiv des Siebenbürger Bezirks Csik) ...

(Punkt)1368

Ein Beweis für die Bautätigkeiten am Ghimes-Pass im Jahr 1698 stammt vom Regiment des General Pfifferhoffen: "4 Zimmermänner arbeiteten am Ghimes-Pass (in der Csíker vulgo) im Regiment der Obengenannten 84 Tage lang, für einen Tageslohn von 17 Kreuzer, 114 m.fl. 24 Dinar und Selbstverpflegung während 6 Wochen. Der Bezirk Csík schuldet die von den Generälen Rabutin und Lainingen angordneten Arbeitsauszahlungen, deren 1/3 Teil Gyergyó wiedererstatten soll.

Actum in Szépvíz, der 27. November 1698

P. H. Franz Delbner, Leutenant  

(Im Archiv des Siebenbürger Bezirkes Csik)

Auf der Blatt 37, unter Punkt 1377: „Die Verpflegung der Hajdú’s am Ghimes-Pass vom 1. August 1698 bis der 1. Mai 1699“ ...

Auf die Blätter 112, 113, 307 die Militia Gyémes. Auf Blatt 319 auf Befehl des hochgeachteten Generals Schram sollen 20 Häuser bzw. Ställe gebaut werden. Für den Kapitän sollen große, großräumige, prachtvolle Häuser aufgerichtet werden. Aufgezeichnet in 1725.

Auf der Blatt 413 im Schanze von Gyimes:  Gyergyó übergab ein paar hundert Arbeiter und mehr als 100 Wagen.

Anordnung des Bezirksrates Gyergyó, gesendet an das Parlament. Szárhegy, der 9. Februar 1741.

  (Diese Daten wurden von den obergenannten Buch der Lehrerbibliothek des königlichen Hauptgymnasiums Csíkszereda kopiert)  

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Zusätzlich zur Übersetzung liefert Csaba Papp (www.westkarpaten.com) noch weitere ergänzende Hinweise:

... Der Siebenbürger Fürst Bethlen Gábor (während seiner Zeit sprach man auch von der "goldenen Zeit Síebenbürgens") hat schon eine Burg am Ghimes-Pass (heutiger Pasul Ghimes-Palanca) neben dem Tatros-Tal im Jahr 1629 errichtet. Diese Burg diente zur Befestigung der Grenze und zum Schutz gegen die Tataren (Mongolen). Die Burg war immer mit einem Zollgebäude verbunden und so fungierte dieser Ort bis 1918 als Grenzübergang. Der habsburgische General Rabutin hat die Burg neu erbaut. Anfang des 18. Jahrhunderts hat Fürst Rákoczi II. die Burg mit neuen Befestigungsanlagen modifiziert, weswegen die Ungarn diese Festung auch als Rákoczi-Burg bezeichnen. Bis 1871 gehörte die Burg zu Siebenbürgen, danach wurde Transsilvanien unter ungarischer Verwaltung gestellt. ...

Die Szekler haben von Siebenbürgen Steuerrechte bekommen, um die Ostgrenze zu schützen. Diese Rechte wurden von den habsburgischen Generälen abgeschafft, was einen Aufstand zur Folge hatte, bei dem hunderte Szekler bei Mádéfalva getötet wurden. ...


 

Das kleine Eisenbahnmuseum ...

nahe dem  Ortsausgang von Ghimes befindet sich in einem einstigen Bahnwärterhäuschen, unmittelbar am Fusse der alten Grenzburg. Das Gebäude verfügt über zwei Räume, die eine liebevoll hergerichtete Ausstellung über die Geschichte der Bahnstrecke Miercurea Ciu - Ghimes - Palanca - Comanesti beherbergt. Ein Wahres Schmankerl für alle Eisenbahnfreunde! Kontaktadresse siehe nachfolgend ...

 

Eisenbahnmuseum

Bílibók Ágoston (Ny. Vasutas / Pensionar CFR)

607207 Ghimes-Faget, Bolovanis, Nr. 277 (RO)

Tel. 0040-721-814734

 

 


Die Eisenbahnstrecke Miercurea-Ciuc - Ghimes - Palanca - Comanesti ... 

Text: Infos aus dem Bahnmuseum in Ghimes  / Unkommentierte Übersetzung (Rumänisch ins Deutsche) von: Klaus Danielis

 

Gebaut wurde dieses BahnhGebaut wurde das Bahnhäuschen in Ghimes 1896-97, gemäß einem rumänisch-ungarischen Abkommen, als Teil der Bahnstrecke Miercurea-Ciuc – Ghimes-Palanca – Comanesti.

Die Stelle befindet sich nur einige Meter entfernt von der ehemaligen Staatsgrenze zwischen Rumänien und Ungarn und war das letzte Bahngebäude, der ungarischen Eisenbahn MAV, in östlicher Richtung.

Nach 1920 gehörte es zur CFR (Rumänische Eisenbahn), um im Jahre 1940 wieder der MAV zu gehören. Die Armee baute daneben Luftschutzunterkünfte, 1944 gab es in dieser Gegend schwere Kämpfe. Nach dem Krieg benutzte die CFR das Gebäude noch bis 2000, darauf stand es ungenutzt bis 2003, als es von Deaky Andras, aus der Ortschaft Ghimes-Faget gekauft wurde. Dieser schenkte es nach notdürftigen Instandsetzungen der Gemeinde Ghimes –Faget.

Gründlich, den aktuellen Standarten entsprechend, wurde es Restauriert nach einer Initiative und materieller Unterstützung durch den Freundesverein aus Budakeszi, es beteiligten sich das Bürgermeisteramt von Ghimes –Faget, Kulturverein von Budakeszi, die Stiftung Siret-Cleja, die Arbeiten führte das Bauunternehmen S.C. HARBAU SRL aus Miercurea-Ciuc durch.

Zu Pfingsten 2008 wurde das erneuerte Gebäude den Bewohnern der Gemeinde Ghimes-Faget übergeben. Die Zusammenarbeit der oben erwähnten Organisationen hatte Erfolg weil die Bewohner Vorort und Personen aus Ungarn gespendet haben.

Wir danken den Spendern für ihre Großzügigkeit und die der geleisteten Unterstützung

Pfingsten 2008

Bankuli Akas, Bilibok Agoston, Deanky Andras, Herein Gyula Istvan, Mayer Gabor, Szasz Kardy                                        Organisatoren, Realisatoren, Förderer.

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Profirita des Pogor, die Lämmer frühmorgens an einem Feldrand hütend,

stürmt sie ins Dorf mit der Botschaft, dass an der Kreuzung viele Menschen mit Schotter und Holzklötzen,

einen Weg aus Hölzern, entlang der Äcker des Stejarel bauen, und spannen darüber zwei Stahlstränge.

Da brachen alle in Eile auf, mit Knüppeln und Gabeln, so dass man meinte es gäbe Krieg oder einen Türkenüberfall.

Sie fuchtelten mit Sensen, oder mit Brückenbalken, die schwächeren Frauen, jedoch mit den Rührstöcken.

-         Darf das Teufelszeug unsern Boden berühren?

-         Ein Zug soll der Karren sein, in die Wüste damit.

Doch gehütet wurden die Gleise, von bewaffneten Gendarmen und die Aufständischen mussten sich beschämt nach Hause begeben.

Bekümmert gingen sie zum Pfarrer, der solle in Büchern lesen ob es solch einen Fluch auch sonst wo schon einmal gab?

Der Pfarrer legte sein Messgewand an und begann zu beten.

-         Herr beschütze meine Herde, behüte sie vor dieser Ausgeburt. Erlaube es dem Satan nicht, unsere Äcker zu betreten,

denn gesehen wurde er von allen Leuten auch von Profira des Pogor.

 

Nach einem Monat meldete dem Pfarrer und dem Lehrer ein berittener Bote, dass vollendet sei das Werk.

Und voll Schrecken fuhren sie zum Bahnhof, wo gerade der Zug angekommen ist mit hohen Herrschaften des Landes.

Nicht erhört hatte der Herr die Gebete und beide mussten den Wagon besteigen.

Pfarrer Ion schloss seine Augen (er meinte das sei nun das Ende), während der Alte Irimia seinen Schnauzer benetzte.

Schon am frühen Morgen hatte Irimia sich Mut zugetrunken und mutig stemmte er sich gegen das Fenster

um zu sehen wie das Teufelszeug sich nun bewegt.

 

 

Blick vom Eisenbahnmuseum ...

auf die wuchtige steinerne Treppe der alten Grenzburg. Eine Begehung dieser Anlage ist zu jeder Zeit möglich. Das Eisenbahnmuseum ist während der Siason ebenfalls alle Tage geöffnet. Ausserhalb der Saison kann man Bílibók Ágoston vorab telefonisch konsultieren!

 

Blick von der Grenzburg ...

auf Ghimes (Gyimes). 

Unterkunftstipp: rechts des Flusses, nahe der Eisenbahnbrücke, die hier die Strasse überquert, befindet sich ein kleiner Campingplatz: 

Rákoczi-Camping, Antal Péter, Tel.: 0040-234-385655, Mobil: 0040-740-547518

http://www.erdelyiutazas.hu/deutsch/sz/gyimesbukk/rakoczi-var---camping-510 

 

Blick auf das altrumänische Land ...

von den Höhen der alten Grenzburg. Hier befindet sich die Gemeinde Palanca. Auffällig ist die neu errichtete orthodoxe Kirche des Ortes (rechts im Bild). ...

 

Biserica ortodoxa Sf. Cruce din Palanca

Die Kirche mit ihren schönen Proportionen wurde erst jüngst im Jahr 2008 fertiggestellt. Die Innenbemalung ist zum jetzigen Zeitpunkt (2009) noch nicht erfolgt. Der Glockenturm (links der Kirche) stammt aus früherer Zeit. 

Hram: jeweils letzter Tag im August!

 

Auf dem Friedhof ...

des Kirchgeländes in Palanca findet man wunderschöne Fotomotive!

 

Sf. Cruce

Das ca. 4 m hohe "heilige Kreuz" neben der Kirche gibt von der Symbolik her doch einige Rätsel auf. 

 

Denkmal des Emil Rebreanu

An dieser Stelle wurde das Denkmal des Unterleutnant Emil Rebreanu, Bruder des Schriftstellers Liviu Rebranu errichtet, der im Alter von 26 Jahren (am 14. Mai 1914), von den Österreich- Ungarischen Behörden durch Erhängen hingerichtet wurde, weil er sich weigerte gegen die Rumänen zu kämpfen. 1922 findet der Schriftsteller das Heldengrab, lässt die sterblichen Überreste ausgraben und an dieser Stelle erneut bestatten. Nachträglich errichtete die Gesellschaft „Cultul Eroilor“ (Heldenkult) dieses Denkmal. Im Roman padurea spanzuratilor (Wald der Gehängten) wird er vom Romanhelden Apostul Bologa dargestellt.

Auf dem Kreuz befindet sich folgende Inschrift: "Emil Rebreanu / Erhängt von den Ungarn am 14. Mai 1917, weil er zum rumänischen Militär übertreten wollte um für die Vereinigung seines Volkes zu kämpfen. / Das dankbare Vaterland behält ihn in Erinnerung."

Das Kreuz befindet sich nahe der Strasse zwischen Ghimes und Palanca.

Manastirea Prodromita

Die Klostergründung erfolgte im Jahr 1995. Das Kloster erreicht man auf der Strasse von Ghimes Richtung Palanca gehend über ein nach links abzweigendes Tal. Der hier fliessende Santul- Graben war einst das Grenzgewässer zwischen Östereich-Ungarn und dem Altrumänischen Reich. Das kleine malerische Dorf, in dem es auch ein gemütliches Magazin Mixt gibt, wird von Rumänen bewirtschaftet. Das orthodoxe Kloster befindet sich ca. 3 km talaufwärts. .... Das wirklich schöne an der Gegend um Ghimes und Palanca ist, dass man mit nur wenigen Fussschritten in ganz unterschiedliche Kulturen wechseln kann! Das ist zumindest eine Spezifik, die nur wenigen Regionen vorbehalten bleibt. Für den interessierten Reisenden stellt das in jedem Falle eine grosse Bereicherung dar. 

 

Die Klosterkirche ...

im Innern. Das Gebäude wurde vollständig aus Eichenholz errichtet. 7 Mönche Arbeiten und leben hier. 

Hramul Prodromita - 25. Juli / + 18. Dezember ... 

Die Gottesdienste werden wie folgt abgehalten: 6-8 Uhr; 15-16 Uhr; 23-01 Uhr.

Für Einzelwanderer besteht hier auch eine Übernachtungsmöglichkeit!

Kontakt per Telefon: Staret  0234-385114 

 

 

Und wieder ein Wechsel ...

von der rumänischen zur ungarischen Kultur. Das Ethnografische Museum von Ghimes befindet sich mitten im Ort. Die Ausstellung befindet sich in Privatbesitz und beherbergt über 1700 Exponate, die in zwei grossen Räumen ihren Platzt finden. Betreut wird das Museum von Antalné Tankó Mária, die das Museum 1975 gegründet hat. Hier erfährt man alles über das traditionelle Leben der hier ansässigen Tschangos (csángós). Das Museum steht Besuchern zu jeder Zeit offen. Sollte es geschlossen sein, dann kann man Antalné Tankó Mária auch telefonisch kontaktieren. ...

 

Ethnografisches Museum Ghimes

Antalné Tankó Mária

Gyimesbükk

607205 Ghimes-Faget (RO), Strada Principala Nr. 160

Tel.: 0040-234-385622 ... Mobil: 0040-740-935298

http://www.antalmuzeum.fw.hu 

 

Traditionelles Bauernhaus

bei Ghimes. 

 

Moderne Baukunst ...

mit traditionellem Charme, findet man in Lunca de Sus (Gyimesfelsölok). Das Gebäude ist Teil des grossen katholischen Gymnasiums für Schüler aus verschiedenen Regionen Rumäniens, in denen die Tschangos ansässig sind. Mit dem Bau des Gymnasiums begann man  1994. Im Jahr 2000 waren die grundlegenden Bauarbeiten dann zum Abschluss gekommen. 

 

Im Innern ...

des riesigen Gebäudes befindet sich die Aula des Gymnasiums. Zudem verfügt das Gebäude über einen Musikraum, dem Speisesaal, Schlafräumen für die Mädchen, sowie im Kellergeschoss die Duschräume und Lagerräume für Lebensmittel u.a. ... 

 

Abschiedsfoto ...

mit einigen Abiturienten, die vorrangig aus der Moldauregion kommen und dem katholischen Pfarrer Berszán Lajos (rechts im Bild). Bereits 30 Jahre ist Pfarrer Berszán Lajos in Amt und Würden und leitet auch heute noch mit grossem Engagement die Geschicke des Gymnasiums und seiner Kirchgemeinde. Der gebürtige Szekler machte einst sein Theologiestudium in Alba Iulia. 

Von Pfarrer Berszán Lajos erfuhr ich, dass momentan hier 368 Kinder das Gymnasium besuchen (Klasse 5-12). Sie kommen aus verschiedenen Regionen Rumäniens hier her, etwa aus Bacau, Covasna, Harghita, Bistrita-Nasaud, Mures und gehören alle der Volksgruppe der Tschangos an. ... In den meisten Fällen erlernen die Kinder erst hier im Gymnasium die ungarische Sprache. Die moldauer Jugendlichen kommen aus den Dörfern Pustina, Dioseni, Lespes, Calugareni, Racaciuni, Cleja und Somusca. 

 

Über die Herkunft und die Geschichte der Tschangos (csángós) besteht nach wie vor grosser Forschungs- und Diskussionsbedarf. Mitunter ist es ein Problem, dass sich innerhalb multikultureller Staaten auch immer zweckorientierte Theorien entwickeln, die den einen und anderen nationalen Bestrebungen förderlich sein sollen.  Mir liegt es fern, sich darin zu verwickeln. Ich verweise momentan an dieser Stelle auf einige Quellen im Web, die sich dem Thema der Tschangos widmen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Tschangos

http://www.kia.hu/konyvtar/erdely/moldvnem.pdf 

http://www.landespflege-freiburg.de/ressourcen/solymosi_resmee.pdf

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