Die Dobrudscha innerhalb des Judetul Tulcea

Eine Recherche im Tulcea-Landesbezirk von: Gudrun Pauksch und Wilhelm Scherz

Fotos: Wilhelm Scherz

Die Dobrudscha (Dobrogea) innerhalb des Judetul Tulcea ist touristisch weit weniger erschlossen, als jener Abschnitt der Dobrudscha des Judetul Constanta. Dieser Abschnitt der Dobrudscha bietet die höchsten Erhebungen innerhalb des nördlich gelegenen Macin-Gebirges und zudem einige schöne Waldgebiete. Hier sind es, entstehungszeitlich betrachtet, nur wenige Meter vom ältesten Gebirge Europas bis zum jüngsten Land, dem Donau-Delta. Für all jene Rumänienbesucher, die eine Reise in diese Region planen, sei diese Seite als kleine Anregung gedacht. Mit Gudrun Pauksch (www.gudrungudrun.de) war ich letztmalig im April 2005 in dieser Region, wobei wir den Versuch unternahmen, mit dem Auto in das Delta vorzudringen. Es sollte bei einem "Versuch" bleiben. ...


 

Von Braila ...

... gehts mit der Fähre über die Donau nach I.C. Bratianu in die Dobrudscha. Dies ist der nördlichste Anreiseweg in die Dobrudscha. Eine weitere Fährverbindung befindet sich bei Braila hinüber nach Smârdan.

 

Hirtenhütte ...

... mit offener Stallung, gegenüber dem Kloster Dinogetia. Auf einer Anhöhe neben dem kleinen Kloster sieht man in Südost die nahen Ausgrabungen der Festung Dinogetia. Der ferne Waldrand am Horizont ist bereits ukrainisches Staatsgebiet.


Dinogetia

Die Ausgrabungsstätte Dinogetia befindet sich linksseits der Strasse, ca. 6 km von I.C. Bratianu entfernt, Richtung Garvan. Es gibt unmittelbar an der Strasse kein Hinweisschild, obwohl man hier auf Touristen eingestellt ist. Ein älterer Herr, der das umzäunte Areal bewacht und betreut, führte uns über das Gelände und gab Erklärungen in rumänischer Sprache ab. Am Ende der Führung erhielten wir ein touristisches Faltblatt (Stand 1996). Noch heute sind die Ausgrabungen und Teilrekonstruktionen nicht abgeschlossen.

Der Grundriss der Festungsanlage verläuft in einem etwas unförmigen Rechteck von Nord nach Süd (ca. 150 m). Ausserhalb dieses Areals, einige Meter südöstlich, befinden sich weitere Ausgrabungen einer römischen Therme. Die Festungsanlage hatte eine Ringmauer von ca. 6 m Höhe, die zusätzlich mit 14 nach aussen hin abgerundeten Wachttürmen versehen war. Das unten stehende Foto zeigt einen nördlich gelegenen Turmgrundriss. Hinter dem hinteren Hügel (Bildmitte) befindet sich das Kloster Dinogetia. Ein Teil der Befestigungsanlage im norwestlichen Abschnitt ist vollständig rekonstruiert. Innerhalb dieser Anlage befinden sich auch Fundamente einer kleinen Kirche aus byzantinischer Zeit (11.-12. Jahrhundert).

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DINOGETIA ...

Copyright © by Prof. Dr. Alexandru Barnea & Iuliana Barnea · Alle Rechte vorbehalten · All rights reserved

Unkommentierte Übersetzung (Rumänisch ins Deutsche) von: Klaus Danielis

(Begriffsklärung obere Karte: Cetatea romana si bizantina = römisch-byzantinische Festung; ... Thermae = Bad; ... Laiimea = Bach)

... DINOGETIA war eine antike, mit Verteidigungsmauern bewehrte Siedlung, gelegen auf einer felsigen Landzunge des Dobrudscha-Ufers der Donau, an ihrem Knick bei den Mündungen von Siret und Prut. Der Name ist eigenständig (getisch), er wurde von den Römern und den Byzantinern behalten. Die Festung hatte eine für die Bevölkerung der Gegend bedeutsame Position. Es bestanden gute Möglichkeiten der Versorgung für Mensch und Tier. Auch andere Rohstoffe für den häuslichen Gebrauch der Gemeinschaft konnten gebracht werden, z.B. für Bauten und Handelsaustausch. Deswegen war sie schon in vorgeschichtlichen Zeiten bewohnt, schon seit der Steinzeit und bis in die Eisenzeit und später, in römischer und byzantinischer Zeit.

Was wir heute sehen können, verdanken wir der archäologischen Forschung von 1939 bis heute, durchgeführt unter der Leitung von Gh. Stefan und darauf von Ion Barnea. Seine Arbeiten dauern bis heute an. Es konnte festgestellt werden, dass die Siedlung von einer Stein-Mauer umgeben war, welche mit Mörtel erstellt wurde und noch aus der frühen Römerzeit (I. vorchristliches Jh.) stammt. Sie hatte, wie schon zu getischer Zeit, einen bewehrten Brückenkopf und eine wichtige Siedlung am anderen Donauufer, bei Barbosi, neben Galati. DINOGETIA wurde in den letzten Jahren des III. und zu Beginn des IV. Jh., von den Grundmauern her, aus mörtelverfugten dicken Verteidigungs-Steinmauern, mit vierzehn massiven Verteidigungstürmen, gegen Ende des III. Jh. und zu Beginn des IV. Jh. wieder aufgebaut. Die sichtbaren Ruinen stammen aus der römischen und byzantinischen Zeit, sie wurden teilweise konserviert. Viele, der hier gefundenen Gegenstände, können in Museen aus Bukarest, Tulcea und Constanta bewundert werden. ...

Begriffsklärung obere Karte: Zidul de aparare, constructii din sec. III-IV = Wehrmauern, erbaut im 3.-4. Jahrhundert; ... Constructii interioare din piatra legata cu mortar (sec.III-VI) = Gebäude im Innenbereich aus Stein mit Mörtel (3.-6.Jahrhundert); ... Constructii interioare din piatra legata cu pamant (csec.IV-VI) = Gebäude im Innenbereich aus Stein mit Erde (4.-6.Jahrhundert); ... Constructii bizantine (sec.X-XII) = Byzantinische Gebäude (10.-12. Jahrhundert); ... Turnuri de aparare = Wehrtürme; ... poarta mica de nord = kleines Nordtor; ... nesapat = keine Grabungen; ... casa comandantului = Haus des Kommandanten; ... bisericuta bizantina (sec.XI-XII) = Byzantinisches Kirchlein (11.-12. Jahrhundert); ... poarta principala a cetatii (sec.II-XII) = Haupttor der Festung (2.-12. Jahrhundert); ... strada prinzipala = Hauptstrasse; ... dublarea portii din sec.X-XI = Verstärkung des Tores im 10-12. Jahrhundert; ... cercetare in curs = aktuelle Forschungsarbeiten; ... basilica paleocrestina (sec.V-VI) = Vorchristliche Basilika (5.-6. Jahrhundert); ... portiune restaurata partial in 1946-1947 = teilweise restaurierter Abschnitt von 1946-1947; ... poarta mica de vest (blocata in sec.VI) = Kleine Westpforte (verschlossen seit dem 6. Jahrhundert); ...

... Aus dem I. Jh.v.Ch. und bis zum Ende des VI. Jh. war die Burg DINOGETIA ein wichtiger Teil der von den Römern, am rechten Donauufer erstellten Verteidigungslinie. Für das heute zu Rumänien gehörende Gebiet an der unteren Donau, beginnt deren Strecke bei Dierna (Orschova), Drobeta (Turnu Severin) und verläuft weiter bis ins Donaudelta. Solche Verteidigungswerke gab es überall an den Grenzen zum Römischen Reich (von Arabien und Afrika bis nach Germania, Dazien, Panonien und Britanien), bekannt unter der Bezeichnung LIMES. Zu eben dieser Struktur einer gut verwehrten Grenze, geplant als Offensivverteidigung, gehörte über 600 Jahre lang auch DINOGETIA. Es lag zwischen dem I. und III. Jh. in der Provinz MOESIA INFERIOR. Nach dem Jahr 284 n.Ch. und bis ins VI. Jh. gehörte sie zu der spätrömischen Provinz SCYTHIA, bekannt als Kleinskyzien. ...

Begriffsklärung obere Karte: Planul cladirii bailor romane = Gebäudegrundriss der römischen Bäder; ... zid-suport conducta apa = Stützwand von der Wasserleitung; ... canal de scurgere = Abflussgraben; ... zid de protectie contra inundatiei (a II-a jumatate a sec. IV) = Überschwemmungsschutzwand (zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts); ... dalaj de caramida = Bodenfliessen aus Ziegelsteinen; ... palaestra (sala de gimnastica) = Gymnastik-Saal; ... frigidarium (baia de apa rece) = Kalt-Wasser-Bad; ... pilae de hypocaust = Fussbodenheizung; ... caldarium (baie de apa calda) = Warm-Wasser-Bad; ... praefurnium suplimentar (jumatatea sec. IV) = zusätzliche Heizung (Mitte des 4. Jahrhunderts); ... praefurnium (gura de foc) = Heizraum; ... tepidarium (baie de aburi calzi) = Dampfbad - warm; ... laconicum (baie de aburi fierbinti) = Dampfbad - überhitzt; ... anexe de zidarie tarzii = spätere Neubauten; ...

... Die Festung wurde im X. Jh. repariert und erneuert und so bis ins XII. Jh. vom byzantinischen Reich benutzt. Es ist aus schriftlichen Quellen bekannt, dass der Kaiser Tzmiskes (969-976) die untere Donau kontrollieren wollte und den russischen Knesen von Sviatoslav zurückschlagen konnte. Es entstand damals in der Gegend die Verwaltungs- und Militäreinheit PARISTRION oder PARADUNAVON, innerhalb derer DINOGETIA sehr wichtige strategische und wirtschaftliche Aufgaben erfüllte. Nach dem Abzug der Byzantiner verfiel die Siedlung wieder zur Ruine.

Einige Forscher des Archäologischen Instituts "Vasile Parvan" der Rumänischen Akademie und Mitarbeiter der Fakultät für Geschichte der Universität Bukarest und aus andern Instituten, dazu gehören das Museum "Callatis", Mangalia, wie dem Institut für Eco-Museale Forschungen aus Tulcea, fahren mit den Forschungs-, Konservierungs- und Wiederherstellungsarbeiten fort. In den letzten Jahren wurden sie vom Ministerium für Kultur und Kulte unterstützt.

November 2005 ... Text: Prof. Dr. Alexandru Barnea ... Grafik von Iulian Barnea

Zusammenfassende und orientierende Bibliografie:

Gh. Stefan und Mitarbeiter, Dinogetia, Band I, Bukarest, 1967: I. Barnea, Dinogetia, Bukarest 1969; Alexandru Barnea, in der Enzyklopädie für Archäologie und alte Geschichte Rumäniens: Band II, Bukarest 1996, die Seiten 57 bis 60.

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Gold- und Silberschied ...

... auf dem Markt in Macin. Mit einfachsten Mitteln und grossem Geschick geht´s hier zur Sache.

Weitere Infos über Macin:

http://www.macin.ro/

 

Lacul Sarat

Einer von zwei flachen Seen nahe der -22 D- zwischen Macin und der Abfahrt nach Greci. Der Name des See´s trügt. Laut Aussage von Einheimischen ist das Wasser nicht salzhaltig. Im Hintergrund erheben sich die westlichen Ausläufer des Macin-Gebirges. Dieser schroffe Bergzug wird auch als Culmea Pricopanului bezeichnet.

 

Markt in Greci

Jeden Sonntag ist hier Markt. Für viele auch gleichbedeutend mit einem gesellschaftlichen Ereignis.

Über die Gemeinde Greci ist in den Karpatenwilli-Seiten bereits berichtet worden -> siehe HIER!

 

Die "sternlose" E-Klasse

Auf dem Markt in Greci finden sich - gleich den Parkplätzen vor deutschen Supermärkten - alle Fahrzeugklassen wieder. Hier zusehen, die wuchtige E-Klasse!

...

 

... auch die Kleinwagensparte

... ist reichlich vertreten. Und gleich dem Benzinverbrauch deutscher Maschinen verhält es sich hier mit dem Verbrauch an "Futterkraftstoff": Ein Esel braucht weniger als zwei Ochsen!

:-)

 

Hinter Greci ...

... erhebt sich das Macin-Gebirge. Beinahe von Meereshöhe an, bewegt man sich nach wenigen Höhenmetern in einem scheinbar alpinen Gelände. Von Greci aus kann man eine genügsame Tagestour zum Vf. Tutuiatu unternehmen. Der Berg ist mit seinen 467 Metern die höchste Erhebung des Macin-Gebirges und zugleich auch der gesamten Dobrudscha. Weitere Infos zum Macin-Gebirge -> siehe HIER!

 

Ein westlicher Ausläufer ...

... des Macin-Gebirges bei Turcoaia. Das Foto wurde nahe der Landstrasse -22 D- gemacht. Der Ort Turcoaia befindet sich hinter dem Massiv. Die -22 D- führt auf dem Pasul Priopcea (152 m) über diesen Ausläufer hinweg, der dann in westlicher Richtung erneut ansteigt. Die genaue Höhe des Massivs ist nicht bekannt, dürfte aber derzeit noch bis an die 300 m heranreichen. Sicher auch deswegen, weil sich dort auf dem Gipfelplateau ein Grantitsteinbruch befindet, wodurch der Berg jährlich an Höhe verliert.

 

Turcoaia

Genau über der Kirchspitze, befindet sich auf halber Höhe des Berges eine technische Vorverarbeitungsstufe des gebrochenen Granitgesteins. Kleineres Schottergestein fällt von dort über einen senkrechten Schacht von über 130 m Tiefe auf eine unterirische Förderstrecke, die das Material zu einem Verarbeitungskomplex hinter Turcoaia nahe des alten Donauarmes über Förderbänder transportiert.

 

Blick von oben auf den Steinbruch ...

... über Turcoaia. Mit einem Allradfahrzeug gelangt man problemlos bis nahe des Gipfelbereiches. Ich war bisher zweimal in diesem Steinbruch und es gab keinerlei Verbote, das Areal zu betreten. Freilich macht es immer einen guten Eindruck, wenn man sich interessiert zeigt.

 

Muntii Macin

Im Frühjahr sind grosse Teile des Waldes dieser Bergregion mit Bärlauch regelrecht überwuchert. Man kann also getrost einige Blättchen für den abendlichen Salat flücken! In dem ansich recht überjagten Gebiet herrscht Rehwild und Wildschwein vor, sowie als besondere Spezies, die Dobrudscha-Schildkröte.

Weitere Infos zum Macin-Nationalpark:

http://www.muntiimacin.ro/

 

Über Niculitel ...

... bietet sich dieser schöne Ausblick an einem alten Gedenkkreuz. Ausgeschildert ist dieser Aussichtspunkt nicht. Man muss nach einem hohen Sendemast Ausschau halten, denn genau dort befindet sich dieser schöne, zum Picknick sehr geeignete Flecken Erde. Man erreicht diesen Punkt von Niculitel aus über die Strasse in Richtung Poiana Teilor. Dort, wo die aufsteigenden Serpentinen ihr Ende finden, führen zwei Waldpfade zu diesem Aussichtspunkt.

 

Manastirea Cocos

Dieses und andere Klöster der Dobrudscha werden gesondert auf einer separaten Seite behandelt:

Auf den Spuren der Orthodoxie in der Dobrudscha

 

Die Ausgrabungen ...

... von Noviodunum bei Isaccea. Eine kleine Strasse führt unmittelbar an der ehemaligen Römersiedlung vorbei.

Es wird angenommen, dass bei Isaccea der Perserkönig Darius während seines Feldzuges gegen die Skythen 514 v.u.Z. eine Fährbrücke errichten liess, um über die Donau zu gelangen.

 

Noviodunum

Die Ausgrabungen der einstigen römischen Stadt befinden sich unmittelbar neben Isaccea. Aber auch in Isaccea selbst sind römische Siedlungsreste nachgewiesen worden. Im 15. Jahrhundert hiess der Ort "Oblucita".

 

Scherben ...

... findet man hier bei den Ausgrabungen von Noviodunum zuhauf. Zeitgeschichte zum Anfassen sozusagen.

 

Fischzucht

Über die kleine Strasse, welche an den Ausgrabungen von Noviodunum vorbei führt, gelangt man zu einer Fischzuchtanlage unmittelbar an der Donau. Hier werden Jungstöre gezüchtet und der Besucher kann frisch aus der Donau gefangenen Fisch kaufen.


Tulcea

Die Geschichte der Stadt reicht bis in die Zeit getischer Besiedlung zurück. Im 7. Jh. v.u.Z. wurde der Ort von in Histria angesiedelten Kolonisten aus Milet erneut aufgebaut und erweitert. Zu Zeiten römischer Besiedlung entstand hier die Ortschaft "Aegyssus". Zu Zeiten des Fürsten Mircea cel Batran gehörte der Ort zur Walachei. In einem Werk von Matheo Gondola findet der Ort im Jahre 1694 erstmals Erwähnung unter heutigen Namen. Während der lang andauernden türkischen Herrschaft war Tulcea Verwaltungszentrum eines Sandschacks (ein Distrikt unter der "Fahne" des Propheten).

 

Tulcea

... Anstieg zum Heldendenkmal "Monumentul de pe Colnicul Horei". Weitere Sehenswürdigkeiten: Die Dschami (deren Minarett wurde in der ersten Hälfte des 17. Jh. erbaut; das Denkmal Mirceas des Alten (Statuia lui Mircea cel Batran); Muzeul Delta Dunarii in der Str. Progresului 12. Dieses beherbergt mitunter einen Tatarenschatz aus dem 13. Jh. und über 9000 Münzen.

 

Monumentul de pe Colnicul Horei

Das Heldendenkmal des Unabhängigkeitskrieges von 1877-1878 wurde nach dem I. Weltkrieg restauriert. Von hier aus hat der Besucher einen schönen Panoramablick auf Tulcea.

 

Die Hafenpromenade ...

... von Tulcea lädt zum Flanieren ein. Von hier starten Schiffe und Hausboote ins Delta. Man kann vor Ort eine Fahrt buchen. Allerdings sind die Preise allein für Tagesfahrten mitunter horrend. Mehrtägige Ausflüge können sich selbst westliche Besucher nicht immer leisten. In einem Gespräch mit einem Anbieter vor Ort kommen Preise von 15 Euro/Stunde schnell zusammen. Anbieter vor Ort für Delta-Touren: Ion Ciortan / Agentia "Marea Neagra" Tulcea / Tel. 0040 745-294417.


Ein Stück ins Delta ...

In Tulcea noch einmal vollgetankt, versuchen wir (Gudrun Pauksch und meine Wenigkeit) uns im April 2005 per Auto dem Delta zu nähern. Unser Plan war, dem Sulina-Arm Richtung Sulina zu folgen. Bei Nufaru setzen wir mit der Fähre über. In Tulcea hatte man Skepsis geäussert betreffs unseres Vorhabens, weil im Delta Hochwasser sei. Die Fähre setzte aber problemlos über und gleich gegenüber in dem kleinen Dorf Ilganii de Jos machten wir noch Einkäufe in einem Magazin Mixt. Ein kurzes Stück fährt man dem Sf. Gheorghe-Arm hochwärts, um dann dem dort abzweigenden Sulina-Arm flussabwärts zu folgen. Die Wege hier sind unbefestigt und das Hochwasser reichte oft bis auf wenige Zentimeter an die Strasse heran. ...

 

Mit der Fähre ...

... geht es über den Bratul Sf. Gheorghe, dem südlichsten Donau-Arm des Deltas. Die Fähre verkehrt zu allen Jahreszeiten vom Morgen bis zum Abend je nach Bedarf. An der Anlegestelle bei Nufaru gibt es eine Gaststätte.

 

Alternativangebot!

Bei Ilganii de Jos. Gegenüber befindet sich Nufaru. Hier machen wir Bekanntschaft mit Herrn Popescu Niculae (rechts im Bild). Wir sprechen ihn an, wegen der teuren Preise für Delta-Touren. Er bietet solche rein privat auch an (sein Boot im Bildhintergrund rechts oben). Für 100 Euro pro Tag bietet er Ausflüge ins Delta. Für eine Person auch teuer, aber drei Personen wird´s richtig billig (max. 6 Pers.)! Verpflegung inbegriffen. Eine bescheidene Unterkunft bietet er in seinem Haus auch und wer mit dem Auto anreist, kann dies dort auch abstellen. Bei Bedarf im Ort nach Popescu Niculae fragen oder Tel.: 0040 744-189789.

 

Hinter Vulturu

Auf der unbefestigten Strasse kommt man wegen der zahlreichen Schlaglöcher nur im Schritttempo voran. Aber bei der weitläufigen Landschaft ist das eher schön. Allerdings, für Frauen mit einem deftigen Busen empfielt sich auf dieser schlaglochreichen Strecke definitiv ein Sport-BH! :-)

 

Überflutetes Land kurz vor Gorgova

Auch wenn hinter Gorgova Schluss war, mit einer Landpasssage Richtung Sulina, so hatte diese überflutete Landschaft auch ihren Reiz.

Vor Gorgova kommt die Cabana Dorulet ...

Der Cabanier lud uns freundlich auf eine Besichtigung seines Anwesens, unmittelbar am Sulina-Arm gelegen, ein. Hier kann man auch Zelten (1 Euro/Nacht) und das Wohnmobil abstellen. Der grosse Flachbau verfügt über 6 Zimmer mit je 2 oder 3 Betten, Essen- und Freizeitraum. Zudem gibt es hier eine komfortable 2-etagige Finnhütte zu vermieten. Diese hat auch eine eigene Küche (35 Euro/Tag). Jugendgruppen bis 20 Kinder können hier unterkommen, selbstverständlich mit der Möglichkeit der Vollverpflegung. Der Cabanier höchstpersönlich fertigt auch schmackhafte Fischgerichte! 6 Euro kostet die einfache Unterbringung, 21 Euro kostet ein Tag mit Vollverpflegung. Bootstouren kann man hier auch mieten: Preis = 12 Euro/Stunde für das geführte Boot, egal ob eine, oder max. 10 Personen. Angeltouren sind selbstverständlich möglich. Kontaktdaten: Cabana Dorulet ... http://groups.msn.com/DanubeDeltaCabanaDorulet ... Tel.: 0040 240-546595 oder 0040 723-459954 ... eMail: cabana_dorulet@hotmail.com ... und noch ein wichtiger Hinweis: Wer hinter Partizani an einer geschlossenen Schranke nicht durchgelassen wird, der rufe per Handy einfach den Herrn Cabanier an und die Sache klärt sich. Wer nicht mit einem Allradfahrzeug unterwegs ist, der solle sich an der Schranke keinesfalls abweisen lassen und den dort empfohlenen Umweg nach Gorgova nehmen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird man sich hier schnell verfahren!

 

Altes Foto auf einem Grabstein

... in Gorgova. Anfänglich dachten wir, dass hier Lipowaner leben. Ein Freund gab dazu folgende Informationen ab:

"... bei der Volkszählung von 1992 liessen sich weder in Partizani, Vulturi noch in Gorgova ein Bewohner als russischer Lipowaner registrieren. Gorgova ist vermutlich ein von Ukrainern (Chacholen) bewohntes Dorf. ..."

 

Altes Ukrainerhaus ...

... in Gorgova. Im Hintergrund zu sehen, die kleine Dorfkirche.

Auf dem oberen Foto fällt es bereits auf, der schmuckvoll verzierte Dachgiebel des Hauses. Kein Giebel gleicht hier dem anderen. Trifft dies nur für Gorgova zu oder auch für andere Dörfer im Delta? Wie auch immer, es bleibt künftigen Besuchern vorbehalten dies herauszufinden. Für Gorgova jedenfalls sollen hier einmal einige Beispiele gezeigt werden:

In Gorgova schliesslich bestätigten uns die Dorfbewohner, dass der Weiterweg Richtung Sulina überflutet sei. So machten wir uns auf den Rückweg und diesmal, Dank eines hilfreichen Telefonates des Chefs der Cabana Dorulet, konnten wir den direkten Fahrweg entlang des Sulina-Armes nehmen. Asl wir den Landwirtschaftskomplex durchfuhren, war die Schranke hoch und niemand zugegen. Da mussten wir doch etwas schmunzeln und waren stolz auf unsere neuen Kontakte! Nahe der Schranke, dort wo die ausgedehnten Weideflächen beginnen, die sich bis Partizani hinziehen, bauten wir die Zelte auf und machten ein Lagerfeuer. Dazu konzertierten gratis die Grillen und Frösche. Am Morgen kam ein grosser Jeep mit bukarester Nummer. Die Schranke war wieder zu und derselbe Mann des vorherigen Tages wies diesmal auch diese Besucher zurück. Wir spekulierten natürlich heimlich darüber, ob es denen gelingen würde, den schwierigen Umweg Richtung Gorgova zu finden. :-) ...

 

Bratul Sulina

Abendstimmung auf dem Rückweg von Gorgova. Der ca. 70 km lange Bratul Sulina ist ein wassertechnisches Bauwerk. Der hier einst verlaufende alte Donau-Arm (Dunarea Veche) wurde für grössere Schiffe erweitert und begradigt. Grosse Abschnitte der "Dunarea Veche" bestehen aber noch, zweigen vom Sulina-Arm ab und münden wieder in diesem. Derzeit blockiert ein bei Partizani gesunkenes Schiff, welches quer in der Wasserstrasse liegt, die Passage für die ganz grossen Schiffe. Ein Bergungsunternehmen ist momentan dabei, das Schiffswrack zu heben.


Halmyris

Die Ausgrabungen von Halmyris erreicht man über die unbefestigte Landstrasse von Murighiol in Richtung Dunavatu de Jos. Von der Strasse her sieht man zunächst nur einen langgestreckten, grasbewachsenen Hügel, vor dem sich ein steinernes Kreuz und eine Hinweistafel befinden. Links des Hügel steht ein einzelnes Haus. Zum Anhalten verleiten einen diese Aussichten kaum. Doch nur wenige Meter hinter dem Hügel befinden sich die interessanten Ausgrabungen der einstigen römischen Stadt. Aber zunächst ganz von vorn:

Der Ort Murighiol beherbergt eine gemischte Bevölkerung, von denen die meisten der Einwohner zu den Ukrainern zählen. "Murighiol" ist aus dem Türkischen abgeleitet: "mur"=dunkles Blau, und "ghiol"=See. Der beschauliche Ort verfügt über Hotels und einige Pensionen, denn von hier aus kann man Bootstouren in das Donau-Delta unternehmen. Jüngst hinzugekommen als touristische Attraktion, sind die Ausgrabungen von Halmyris. Der Bedeutung dieser Ausgrabungen angemessen, wurde jüngst mit dem Bau eines nahen Klosters begonnen, in dem künftige Besucher ebenfalls eine Herberge finden werden.

1981 war der Beginn erster umfassender archäologischer Forschungen und Ausgrabungen an diesem Ort unter Leitung von Prof. Dr. Mihail Zahariade (einstiger Wissenschaftler am Institut für Archäologie in Bukarest, sowie Professor an der Universität Galati, Spezialist für römische Geschichte, Militär und Architektur, ...). 1996 gab es ein erstes internationales Symposium in Halmyris. Im Jahre 2005 fanden weitere Grabungen, Forschungen und Rekonstruktionen mit internationaler Beteiligung zahlreicher Wissenschaftler und privater Interessenten statt. Auch künftig sind solche Aktionen geplant.

http://www.earthwatch.org/expeditions/zahariade/zahariade_05.pdf#search='Murighiol%20Halmyris'

Die Funde von Siedlungsresten unterscheiden sich grob in drei Hauptperioden. Dabei geht die erste Periode auf die Zeit getischer Siedler zurück (4.-1. Jh. v.Ch.), die zweite Periode umfasst die frühromanische Zeit (1.-3. Jh.), sowie die dritte Periode, die spätromanische Besiedlung (4.-7. Jh.). Die Stadt Halmyris diente den römischen Eroberern über 600 Jahre als militärische Basis, sie verfügte über einen wichtigen Seehafen, am südlichsten Donauarm gelegen, und fungierte so als Versorgungslager, Handels- und Umschlagplatz von Waren und Einnahmen römischer Kolonisten, griechischer u.a. Händler. Im 6. Jh. erlebte Halmyris einen letzten grossen Aufschwung und ranchierte zu jener Zeit unter den 15 wichtigsten Städten der Provinz Skythien (SCYTHIA).

 

Cetatea Halmyris

Die Teile des grossen Haupttores der einstigen befestigten Stadt sind rekonstruiert und stammen aus der Zeit des Wiederaufbaus nach der Vernichtung von Halmyris durch die Goten zwischen 292-294.

Bisherige Ausgrabungen und Rekonstruktionen in Halmyris zeigen eine grosse Vielfalt städtischer Anlagen wie z.B. Fundamente öffentlicher und privater Gebäude, Strassen, Reste der umgebenden Befestigungsbebauung (zu der zwei grosse Tore mit 6 m hohen Mauern im nördlichen und westlichen Bereich gehörten), ein Badehaus, sowie Teile einer episkopalen Kirche (frühchristliche Basilika) mit Krypta. Östlich der Stadt befand sich der Hafen von Halmyris, dessen Reste noch unter Grasland verborgen sind und auf ihre Freilegung warten. Der heutige Verlauf der Donau hat sich im Laufe der Jahrhunderte um etwa 1 km verlagert.

 

Die Basilika von Halmyris

Die Krypta, in der sich die Knochen der Märtyrer Epictet und Astion befanden, ist mit Schilfballen abgedeckt.

Im Jahre 290 wurden der Pfarrer Epictet und der Mönch Astion aus Kleinasien nach Halmyris verbannt, wo sie in einem Martyrium den Tod fanden. Dies passiert zu Zeiten des römischen Kaisers Diocletian. Diocletianus, Gajus Aurelius Valerius (mit Beiname "Jovius"), geboren im Jahre 293 in Dioclea (Dalmatien), wurde am 17. Sept. 284 zum Kaiser ernannt. Er trat 305 als Kaiser ab und verstarb im Jahr 313. Charakteristisch für die Regierungszeit von Diocletianus war die Zweiteilung des Reiches (wobei Maximanius Afrika, Italien, Spanien, Gallien, Britannien, Griechenland u.a. Gebiete zuerkannt bekam und Diocletianus über den Orient herrschte), die fast vollständige Beseitigung republikanischer Kultur und die Einführung teils orientalischer Zeremonien, sowie die Christenverfolgung. ... Um 325 wurde das Christentum im Römischen Reich zur Staatsreligion erhoben.

Halmyris wurde durch einen Krieg mit den Goten in der Zeit zwischen 292-294 beinahe vollständig zerstört. Kurz darauf wurde ein erneuter Wiederaufbau bereits debattiert. Der Wiederaufbau von Halmyris nach der Zeit der Gotensturms erfolgte nach völlig neuen Grundrissen und besseren Wehranlagen.

Erst in den Jahren 2000-2001 stiess man bei weiteren Ausgrabungen auf die Reste einer Basilika, welche nach bisherigen Vermutungen in der Zeit nach 324 erbaut wurde. Während der Grabungen legten die Forscher eine gut erhaltene Krypta frei, in der sich Knochen von zwei Männern befanden. An der Innenwand der Krypta gab es eine griechische Inschrift, die auf die christlichen Märtyrer Epictet und Astion hinweist. Zudem befindet sich im Innern der Gruft ein gut erhaltenes Fresko (aus dem späten 3. Jh. stammend).

Über Existenz und Verbleib der beiden Märtyrer Epictet und Astion ist lange Zeit spekuliert worden. Es gab gar einen literarischen Quellennachweis: "Passio Epicteti et Astionis". Die gefundenen Knochen weisen Merkamle an Folter und Enthauptung auf und decken sich mit den Beschreibungen in der erwähnten Literatur. Der Fundort dieser zwei Märtyrer in Halmyris, belegt als seltene Quelle die frühchristliche Bewegung in Osteuropa. Der Bedeutung dieser angemessen, gedenkt das neu errichtete Kloster Halmyris alljährlich am 8. Juli der Märtyrer Epictet und Astion.


 

Sarichioi

http://www.sarichioi.ro/

Ein Ort, in dem es noch viel zu entdecken gibt. Im Bild zu sehen: Die schmuckvolle Kirche einer Lipowanergemeinde des Ortes.

(Hierarchie von Novozybkov)

 

Die zweite orthodoxe Kirche ...

... alten Ritus in Sarichioi.

(Hierarchie von Belaja Krinica)

Weitere Infos über die Lipowanergemeinden in Sarichioi -> siehe HIER!

 

Museum in Enisala

Der Ort, befindet sich zwischen dem Lacul Babadag und dem Lacul Razim. Man erreicht ihn über die -22- (E87) von Constanta in Richtung Tulcea. In Babadag nimmt man die hier beginnende Landstrasse und erreicht nach 8 km Enisala. Nahe dem Ortszentrum befindet sich das Museum.

 

Die Exponate ...

... des Museums sind auf die regionale Geschichte ausgerichtet. Ein Gebäude beherbergt eine typisch traditionelle Wohnausstattung. Desweiteren beherbergt das Museum so ziemlich alles, was hier an Werkzeugen und bäuerlichen Techniken in alten Zeiten verwendet wurde.

 

Cetatea Medievala

Die alte Festungsruine befindet sich auf einer Anhöhe nahe dem Ort Enisala. Wenn man von Enisala in Richtung Jurilovca fährt, so geht es zunächst eine Anhöhe hinauf. Nahe des Passes befindet sich ein nach links abzweigender Feldweg, welcher direkt zur Festungsruine führt.

 

Von der Festungsanlage ...

... bietet sich ein weiter Blick auf den Razim-See. An Stelle einer alten byzantinischen Festung wurde im 13. Jh. eine neue Festung erbaut. Gegen Südost bis Ost war sie von 6-7 m hohen und bis zu 3 m dicken Mauern geschützt. Im Nordosten befanden sich zwei vierseitige Türme. Der westliche Mauerabschnitt schliesst sich unmittelbar steil abschüssigen Felswänden an. Die Genuesen nutzen die Festung zur Sicherung des Handelsverkers an den Donaumündungen. In der Zeit zwischen 1389-1396 besetzten die Türken die Festung. Wahrscheinlich Anfang des 16. Jh. kam es in Folge der Versandung zu einer Isolierung des Razim-See´s und die Festung verlor ihre Bedeutung.

 

Vor der Cetatea Medievala ...

... befindet sich ein grosses Kalkplateau. Hier sollte der Besucher das Auto stehen lassen. Übrigens ein traumhafter Punkt für Übernachtungen mit Zelt oder Wohnmobil. Wasser sollte man aber dabei haben!

 

Jurilovca

Der überwiegend von Lipowanern bewohnte Ort hat einen kleinen Hafen. Hier kann man mit Fischerbooten über den Lacul Golovita nach Gura Portitei gelangen. Dort gibt es kleine Finnhütten zum Übernachten. Sicher ist dieser Ort einer der schönsten und abgelegendsten Strandabschnitte des Schwarzen Meeres in Rumänien. Die Aussichten dürften ähnlich denen des folgenden Bildes sein!

 

Eine Übernachtung mit Zelt ...

... direkt am Schwarzen Meer, war natürlich das unbedingte Muss auf unserer Reise. Am frühen Morgen wurden wir mit einem schönen Sonnenaufgang verwöhnt. Wo genau sich dieser abgelegene Traumplatz befindet, wird nicht verraten. Wie schon erwähnt, bei Gura Portitei, als auch in Sulina dürften die Aussichten ähnlich sein.

 

Babadag

Die Ali-Gazi-Pascha-Moschee wurde Ende des 17. Jh. erbaut. Nahe der Moschee gibt es Museum (Expozitia de Arte Orientale). Weiterhin gibt es in Babadag auch eine armenische Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Die Moschee wurde 1988 mit Hilfe türkischer Spendengelder restauriert. Drei mal täglich kommen die Gläubigen zum Gebet (12:00, 14:00, 17:00). Nahe Babadag, in dem Dorf Agighiol, wurde einst im Grab eines thrakischen Oberhauptes ein bedeutender thrakisch-dakischer Schatz aus dem 5. Jh. v.u.Z. geborgen.

Übersichtskarte vom Judetul Tulcea (347 KB)

Unterkünfte im Judetul Tulcea


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