Ein Kurzbesuch bei den Menschen in Greci, einer Gemeinde in der Dobrudscha ...

Recherche: Alma Alexandrov & Wilhelm Scherz

Fotos: Wilhelm Scherz

Glockenklang und Toaca: von einer orthodoxen Kirche in Greci


Oft sind es natürlich die Schönheiten der rumänischen Bergwelt, welche einen in eine bestimmte Region der rumänischen Erdkugel locken, und dann recherchiert man im Vorfeld ein wenig in alten Büchern und Landkarten und dann schwillt das Interesse an wie ein sich aufblähender Bauschaum. Ich, nach allen Infos vor meiner Reise im Januar 2004, war schon so aufgebläht vor Neugier, dass bestimmte Ziele beinahe unabdingbar waren. Dazu gehörte auch die Gemeinde Greci am Fusse des Mácin-Gebirges. Allererste Informationen über diesen Ort fand ich im KOMM MIT´87: "... Das Dorf liegt 3 km von der Nationalstrasse (22 D) entfernt, jenseits der seichten, von Algen durchwucherten Teiche, die die Ortsbewohner "sáráturi" nennen, am Fusse des "Tutuiatul" (467), dem höchsten Gipfel des Dobrudschagebirges. Italienische Steinmetze haben sich hier in den zwanziger Jahren des vorigen (jetzt vorvorigen) Jahrhunderts niedergelassen, und so wurde Greci ein Dorf der Steinmetze. Aber das Handwerk wurde in dieser Gegend bereits viel früher ausgeübt: Die 15 Kilometer westlich liegende dakische Festung "Dinogetia" ist bereits aus behauenem Granit erbaut worden. ... Auf Schritt und Tritt wird man an dieses Handwerk erinnert: Nahezu das ganze Dorf ist aus Steinblöcken und -quadern entstanden, die die Leute im Laufe der Jahre aus den jurasischen und kreidezeitlichen Schichten des alten Felsengebirges abgetragen haben. ..." Vieles kam auf meiner Reise zusammen mit Alama Alexandrov, bedingt durch starke Schneefälle anders, aber die Gemeinde Greci und ihre Menschen ein wenig kennen zu lernen, das ging allemal in Erfüllung!


 

Da sitzen wir beim Friseur!

... Nein, nicht zum Haareschneiden und überhaupt, die Männer welche hier am Abend beisammen sassen, hatten so ganz anderer Dinge zu gedenken. Von draussen freilich war auch das nicht zu erahnen, denn es herrschte ausgelassene Stimmung - der man nie entnehmen würde, dass die Männer zuvor an einer Beerdigungsfeier teilgenommen hatten. Jetzt aber floss "Vin neagrá" und brachte die Tränen zum trocknen. Für uns waren die Männer hier die ersten Ansprechpartner der Comuna Greci. ...

 

Unsere ersten Ansprechpartner ...

... beim "frizer" sind allsamt stramme Kerl´s. Über die spontane Anreise von Alma Alexandrov und meiner Wenigkeit zu später Stunde eines Wintertages, zeigten sich die Herren doch etwas erstaunt. Die Alma hatte für die allernötigste Not eine Adresse dabei. Diese zu kontaktieren, galt es die Telefonnummer zu ermitteln. Aber unser Friseur Vasile Paraschiv wäre kein richtiger Gemeindefriseur, wenn ihm das nicht gelingen würde. Wenig später telefonierte er mit der betreffenden Familie wegen uns. Diese mussten wegen anderer Besucher leider absagen. Er, so betonte Vasile daraufhin, lasse doch keine Fremden vor der Tür stehen und so ging es an die Unterkunft!

 

Unsere Unterkunft

... Draussen waren es gut -10 Grad und in der Küche, Oberbefehlszentrum von Frau Paraschiv, herrschte wohlige Wärme, zumal gerade gebacken wurde. Zuvor aber musste selbstverständlich auch Alma´s Auto einen Platz in der Garage bekommen. Das hatte zur Folge, dass wenigstens 25 schwere Maismehlsäcke umgelagert werden mussten. Aber dank einiger mitwirkender Friseursalonbesucher ging alles ganz schnell.

 

Der nächste Tag ...

... begann mit einem ausgiebigen Frühstück bei Familie Paraschiv. Dann aber machten sich die Alma und meine Wenigkeit in Begleitung unseres Gastgebers Vasile Paraschiv auf, zu einer Gemeindebegehung. Im Bild zu sehen: Das Ortszentrum von Greci. Rund um das alte Kriegerdenkmal konzentrieren sich einige Einkaufsmöglichkeiten des Ortes. Insgesamt aber verfügt Greci über 20 Magazin Mixtes und egal in welche Seitenstrasse man sich begibt, man wird immer auf eine solche "Begegnungsstätte" stossen.

 

Für die Freunde der Hirenhunde!

Die Freunde der Nutz- und Hirtenhunde in Deutschland und auch anderer Staaten haben es zu verantworten, dass mein Blick für eine bestimmte Tierart eben auch ein "fotografischer" wurde. Und natürlich hab ich mich bei Vasile auch über die Hunderassen hier im Ort informiert. Hier haben wir es mit einen noch jungen Hirtenhund zu tun, den die Menschen dieser Region als "câine barac" bezeichnen.

Überdies ist die Herkunft dieser Familie des jungen Mannes sehr interessant, denn die Grossmutter stammt aus Montenegru und der Grossvater ist Italiener.

 

Schöne Ornamentik ...

... an einem Bauernhaus in Greci.


Greci befindet sich direkt am Fusse des Mácin-Gebirges. Wer würde je vermuten, dass es nahe dem Donau-Delta, im äussersten Osten Rumäniens und fern der Karpaten, eine so schön anmutende Bergwelt gibt. Direkt von Greci aus gelangt man zum höchsten Gipfel dieses Gebirges, dem Vf. Tutuiatul mit seinen 467 Metern (nicht im Bild zu sehen!). Optisch aber zeigt sich das Mittelgebirge in dieser Region in einem beinahe alpinen Antlitz. Noch karger und schroffer sind die Bergzüge der Culmea Pricopanului, einem Nebenkamm des Mácin, welcher bei Greci beginnend, in Richtung Norwest verläuft. Weitere Infos zum Mácin-Gebirge!


 

Zu Gast bei Familie Matetovici Tudorel

Der Zufall wollte es das wir mit Matetovici Tudorel vor seinem Haus zusammentrafen. Wenig später befanden wir uns in einem kurz vor der Eröffnung stehenden Magazin Mixt, auf dem Hof der Familie und fachsimpelten über dies und das, die Region betreffend - insbesondere auch über den Steinbruch über Greci, wo Granit gebrochen wird. Das war dann auch der Grund warum wir dann den Hinterhof des Hauses inspizierten, denn dort präsentierte uns der Hausherr stolz seinen 1988 neu erbauten Hausbrunnen, dessen obere Ummauerung - wie soll´s auch anders sein in Greci - aus Granitgestein besteht.

 

"Schwein gehabt" ...

... hat dieses kleine Ferkel, welches das Licht der Welt in Greci auf diesem Hof erblickt hat und nicht etwa in einer der EU-genormten Schweinemastanlagen. :-) ... Neben einigen Schweinen hat die Familie auch 20 Schafe, Gänse und natürlich ein Pferd.

 

Schwein gewesen ...

... sind einst auch diese Würste. Nun aber hängen sie hier und warten darauf, seinem Besitzer die schönsten Gaumenfreuden zu bereiten!!!

 

"Schweinisch gut" ...

... schmeckt der Rollschinken aus dem Hause Tudorel.

 

Und ist ein Schwein mit Liebe grossgezogen, ...

... dann hört es auch nach dem Tode noch auf sein Herrchen. Ein sanftes Streicheln reicht, damit das Fleisch einem seine Aufmerksamkeit schenkt. Aber eben nur, wenn es so liebevoll herangewachsen ist, wie hier bei den Tudorel´s! So so ihr lieben EU-Mitmenschen, ihr glaubt es nicht? Dann streichelt einmal das gekaufte Fleisch und schaut, ob es Euch "ein Ohr schenkt"!

:-)))

 

Eine kleine Kostprobe für die Gäste!

Natürlich durften wir Familie Tudorel nicht verlassen, bevor all die hauseigenen Produkte von uns verköstigt wurden. Übrigens, die Familie Tudorel ist serbischer Herkunft und gern hätte ich da ein bischen in der Familienchronik geforscht. Leider lag uns die Zeit im Nacken ....

 

Eine der Kirchen in Greci

Insgesamt gibt es in Greci drei orthodoxe und eine katholische Kirche. Letzterer gehört die italienische Minderheit an.

 

Und noch einmal ...

... eines der typischen Bauernhäuser von Greci.

 

Erneut werden wir geladen ins Haus ...

... und lernen die Gastfreundschaft einer weiteren Familie des Ortes kennen und ich nehme natürlich die Gelegenheit wahr, den Hausherr in seine Vorratskammer zu begleiten und auch hier hiess es wieder "essen und trinken"! Die Weinbestände im Hintergrund dienen keinen "gewerblichen" Zwecken, sondern sind einzigst für den Hausgebrauch und gute Freunde bestimmt!

 

Fast alles aus eigenem Hause!

Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche und Äpfel, Gurken, Paprika, Zwiebelchen, Tomatenmark und Pilze, Fruchtsirup, Schnaps und vor allem ROTWEIN ... Kartoffeln, Knoblauch, Speck und Wurst, ... vielleicht noch etwas übersehen???

 

Ich und der Rotwein, ...

... dass ist schon etwas kompliziert. Ich hab auf all meinen Rumänienreisen immer eher vom Rotwein als vom Schnaps schlaflose Nächte bekommen. Hier in den Dörfern der Dobrudscha aber fragt einen niemand danach ob man Rotwein will. Man bekommt ihn eingegossen, wie den Doppeltgebrannten in der Maramures. Mein Fazit, besonders bezogen auf den dunklen Rotwein dieser Gegend (Vin neagrá): Unglaublich wohlschmeckend und für mein ansich empfindliches Mägelein unglaublich verträglich!!!


Direkt rechts über dem Dorfbrunnen erkennt man den Steinbruch von Greci. Übrigens, behauener Granit aus dieser Gegend wurde auch im grossen Sportstadion von München verbaut. ... Weitere Infos zu Greci: In der Gemeinde leben ca. 7000 Einwohner (2000 Familien). Die kulturellen Ursprünge der hier lebenden Menschen sind als "Multikulturell" zu bezeichnen, denn hier leben neben Rumänen, Menschen italienischer, serbischer, kroatischer (7 Familien), mazedonischer (griechischer), russischer, türkischer u.a. Herkunft. Es gibt in der Gemeinde wie schon erwähnt ca. 20 Magazin Mixt-Einrichtungen, eine Schule getrennt nach den Klassen 1-4 und 5-10. In der Hauptsache arbeiten die Menschen hier in der Landwirtschaft, viele Frauen haben eine berufliche Anstellung als Schneiderin in einer italienischen Konfektionsfirma in der 10 km entfernten Stadt Mácin. Viele Jugendliche arbeiten in Italien für eine gewisse Zeit und schaffen sich so ein kleines "Wohlstandspolster" für ihre Zukunft auch in Greci.


 

Auf winterlichen Wegen ...

... durch Greci.

 

Im Winter ...

... gestaltet sich das Leben der Bauern etwas gemächlicher und man ist in der Regel mit den "häuslichen" Notwendigkeiten beschäftigt, wie z.B. mit dem Nachschub an Brennholz!

 

Abschied von unseren Freunden ...

... Friseur Vasile Paraschiv (links im Bild), seiner Tochter (rechts im Bild) und der Enkeltochter (Bildmitte unten). Vasile Paraschiv kann in seinem Haus bis zu 20 Personen unterbringen, allerdings gelten diese Zahlen für die wärmeren Jahreszeiten, denn nur wenige Zimmer des Hauses sind beheizbar. Wer dennoch im Winter hier vorbeischaut, sollte einen guten Schlafsack dabei haben und alle Probleme diesbezüglich sind vom Tisch! Man kann bei Vasile Paraschiv auch telefonisch anfragen unter: 0240 575004 und die Anschrift lautet: Paraschiv C. Vasile - 8886 Greci - Judetul Tulcea.

Übersichtskarte vom Landesbezirk Tulcea


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