Im Winter durch Rumänien / Teil 2

Kurzvisite in der Maramures

Fotos von: Wilhelm Scherz (Januar 2003)

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Es war der 7. Januar 2003, ein Tag den ein Menschenkind nur schwer verarbeiten kann, so die Reise wie an diesem Tage von der Bukowina in die Maramures führt. Es hiess Abschied nehmen von den Moldauklöstern und auch von unserer lieben Gastfamilie in Vama. Wir fuhren über Câmpulung Moldovenesc - den Pasul Mestecánis (1096 m) - um kurz hinter dem Dorf Mestecánis ins Tal der "Bistrita Aurie" zu fahren. Hier erwarteten uns die wohl schönsten mit Ornamentik versehenen Häuser der ganzen Moldauregion. Wohl einst die Tradition der Aussenwandmalerei moldauischer Klöster aufgreiffend, haben die Rumänen ihre Häuser mit schmückender Ornamentmalerei versehen. Der hiesige Hausbesitzer ist natürlich ebenfalls bestrebt, dass diese Kunstwerke - ähnlich jenen der Moldauklöster - lange allem Wetter widerstehen mögen. Das schönste Dorf Namens Ciocánesti, ist sogleich das erste, wenn man das Tal auf der -18- hinauf Richtung Prislop-Pass fährt. Aber auch die nachfolgenden Dörfer Botos, Valea Stânei und Cârlibaba bieten ähnlich schöne An.- und Aussichten. Hinter Cârlibaba folgt noch die kleine Siedlung Sesuri und wenig später, kurz vor dem Prislop-Pass (1416 m) beginnt bereits der Landesbezirk Maramures. Von da an soll die Seite nun weitere Eindrücke vermitteln!


 

Muzeul Rádácinilor (das Wurzelmuseum)

Kurz hinter der Landesbezirksgrenze gelangt man an eine weitere kleine Ansiedlung, welche nur aus wenigen kleinen Häusern besteht und dem aufmerksamen Auge des Reisenden entgeht zur Rechten das grosse Schild "Muzeul Rádácinilor" wohl kaum. Seit dem Jahre 1980 betreibt Grec Stefan in seinem kleinen Häuschen das Wurzelmuseum.

 

Hölzerne Kunstwerke ...

... eines zutiefst maramureser Individualisten Namens Grec Stefan. Er kommt eigentlich aus Borsa, aber hier oben in Ruhe und Abgeschiedenheit fühlt sich Grec und seine Frau seit dem Jahre 1980 dann doch am Wohlsten. Im Bild zu sehen, ein Auszug aus dem Kunstschaffen von Grec Stefan: "ceainic" (Teekanne / Pfeifkessel) ... "zîna - noptii" (Die Fee der Nacht) ... "Gura Lumi" (Volksmund / Maul des Volkes) ...

 

Hotel-Restaurant "Perla Maramuresului"

S.C. PERLA MARAMURESULUI S.R.L. ... Str. Victoriei Nr. 37 ... Tel.: 0262/342539

Kaum haben wir den winterlichen Prislop-Pass überwunden, gelangen wir wenig später in Borsa zu einem weiteren Highlight maramureser Individualität der modernen Art. Der Besitzer dieses Hotel-Restaurants hat beinahe ein Kunstwerk erschaffen in Folge konsequenter Übertreibung. Über 5 Etagen setzen sich die Gasträume fort, ausgestattet mit einer Fülle an dekorativen Elementen.

 

Ieud

Der Nachmittag war schon vorangeschritten und so galt es auf dem Weg nach Botiza noch Prioritäten zu setzen. Da war es mir sehr wichtig, die neue Holzkirche in Ieud zu besichtigen. Es war der 7. Januar und auf den Strassen im Dorf flanierten die Menschen. Heut feiert man hier wie in anderen Dörfern den "Heiligen Johann" (Sf. Ioan). Wir fahren vorbei an der Biserica din Ses und gelangen nach ca. 1 km an die neue orthodoxe Holzkirche von Ieud.

 

Die Neue!

In ihrem Baustil ist sie ganz nach den Vorlagen und der alten Handwerkstechnik maramureser Holzbaukunst erschaffen worden. Im Innern beginnt man wahrscheinlich noch dieses Jahr mit der Ausschmückung und Bemalung der Kirche.

 

Noch eine Neue!

Wie ich so zum Auto zurückkomme, erzählen uns ein paar Kinder, dass es die Strasse weiter hinauf noch eine neue Holzkirche gebe. Diese sei von der Griechisch-Katholischen Gemeinde von Ieud errichtet worden und natürlich ebenfalls im traditionellen Baustil !!! Auch gibt es seitlich von Ieud ca. 2 km entfernt eine weitere neue Holzkirche, welche zu einem neu gegründeten Kloster zählt. Aber das soll Ziel einer nächsten Reise sein :-)) !

 

Eine der Alten!

Auf dem Rückweg durch das lange Strassendorf Ieud mussten wir dann aber doch noch einmal einen Stop einlegen und ich machte noch einen kurzen Spaziergang auf einem der schönsten Maramureser Friedhöfe der Biserica din Ses.

Weitere Fotos aus Ieud

 

Ein Alter in Ieud

Manch einer denkt bei dem winterlichen Schneefall bereits an den Heimweg in´s warme Stübchen und so ergeben sich noch einige schöne Fotomotive auf dem Rückweg durch´s Dorf.

 

Eine Alte aus Ieud

Zum Foto einen alten Herren in winterlicher traditioneller Tracht, gehört natürlich auch das weibliche Pendant. Die alte Dame hält ein Brot in den Händen, welches speziell zu bestimmten Feiertagen in den hauseigenen Bachöfen erschaffen wird.

 

Botiza und ein Abend mit Gesang!

Im Vorfeld meiner Reise hatte ich beim George Iurca schon angefragt, ob es nicht möglich wäre, einmal Gesangsaufnahmen von Kindern zu machen. Und so ging der Abend in Botiza weiteren Höhepunkten entgegen. Fünf Mädchen kamen zum Auftritt in traditioneller Tracht und sangen mehrere Lieder von denen einige natürlich der Zeit entsprechend Colinden waren.

 

Kein Ende alter Traditionen ...

... ist hier in der Maramures kein blosses Wort, oder ein Geplänkel touristischer Anbieter. Wer hier gute Freunde hat und eine Freundschaft lange Zeit pflegt, wird mit den Jahren Zeuge weiterer grossartiger maramureser Ereignisse. Nach dem Gesang der Mädchen war mein Herz schon richtig warm geworden, aber nach dem Ereignis welches folgte, laufe ich wohl fortan mit einem gekochten Herzen umher :-)))) ! George und seine Frau Mirela hatten alte Freunde zu einem Hausabend eingeladen und die kamen dann nicht ohne ihre Flöten!

 

Ein Tag durch die Maramures

Der nächste Tag ward eingeleutet und die Reise ging zunächst nach Baia Mare. Für die Rückfahrt nach Botiza nahmen wir uns dann Zeit.

Im Bild zu sehen: ein Schwarzbüffelgespann im oberen Mara-Tal.

 

Ein Büffelfuhrwerk macht noch kein Dorf

:-)))

So folgte beim Durchfahren des Dorfes Mara sogleich ein zweites Büffelgespann. Schwarzbüffel trifft der Besucher in den Tälern der Mara, des Cosau, der Iza und auch des Lápus noch zahlreich an.

 

Giulesti

Weiter der Mara talwärts, durchfährt man die Gemeinde Giulesti. Sie verfügt über keine der so schönen Maramureser Holzkirchen, wohl aber über eine andere Sehenswürdigkeit. Vor einigen Häusern findet der Reisende auf totem Geäst aufgestülpte Töpfe. Was hat´s wohl damit auf sich???

 

Nicht nur in Giulesti ...

... sondern in der gesamten Maramures gibt es diese interessante Form von Zäunen, welche aus Weidenholz gewunden werden und deren Formenvielfalt beinahe eine eigene Webseite verdient hätten.

 

Eimer und Töpfe im Schnee

Zum einen nahm ich lange Zeit an, dass dies das Wohl des jeweiligen Hauses zum Ausdruck bringen soll. Aber auch eine weitere Bewandnis hat es damit auf sich:

So in dem Hause eine heiratsfähige Tochter herangewachsen ist, wird hiermit bekundet, dass auch die Mitgift zur Gründung des nötigen Hausstandes beisammen sei.

 

Hier wohnt sicher keine Braut ...

... im heiratsfähigen Alter, aber dieses Haus mit seinen Töpfen bietet mir schon seit Jahren das liebste Fotomotiv von Giulesti !

Weitere Fotos von Giulesti

 

Troita de la Berbesti

Der alte Bergarbeiteraltar von Berbesti hat eine neue schützende Hülle bekommen.

Die Entstehung dieses Kunstwerkes hat aber eine andere Bewandnis. Die Legende sagt, dass dieses Kreuz von einem sehr guten Holzschnitzer geschaffen wurde, welcher sich zuvor in der Leibeigenschaft einer gräflichen Familie befand. Der Graf machte ihm eines Tages ein Angebot, welches darin bestand, dass wenn der Holzschnitzer etwas ganz ausserordentliches erschafft, ihm damit die Leibeigenschaft erlassen werden würde. Und so erschuf der Mann dann dieses Kunstwerk.

 

Beinahe beachtlicher als der Jesus ...

.. ist die untere Personengruppe. Die Gesichter stellen mitunter ganz aussergewöhnliche Charaktere dar.

Troita de la Berbesti im Sommer

 

Pferdeschlitten im Iza-Tal

Bei Vadu Izei verlassen wir die -18- und fahren nach rechts in das Iza-Tal hinein. Auch hier pulsiert das praktisch traditionelle Leben in allen Bereichen!

 

Tradition in Nánesti

Das Pendant zum Brauchtum der Töpfe in Giulesti findet sich hier in Nánesti auf ganz andere Weise wieder. Mitten über der Strasse baumelt eine menschengrosse Puppe. Der Tradition nach muss eine Frau welche das dreissiger Jahr überschritten hat und bisher noch nicht in den Ehestand gelangt ist, mit solchem Spott vor dem eigenen Hause rechnen, welcher aber zugleich ein Angebot an die noch freie Schönheit darstellt. In diesem Falle begannen die Zeilen des umgehangenen Plakates der Puppe mit den Worten "Drágus Vasile ...". Der arme Vasile stand auch mit zwei anderen Männern nahe des Hauses und hatte bereits einen weit längeren Liebesbrief zu Papier gebracht.

 

Mánástirea Bârsana

Es beginnt wieder zu schneien im Tal der Iza, aber auf der Rückfahrt nach Botiza ist ein Stop beim Kloster Bârsana in jedem Falle ein unbedingtes Muss!

 

Immer neue Architektur ...

... in alter Handwerkskunst entsteht auf dem Areal von Mánástirea Bârsana und ein Ende ist vorläufig noch nicht in Sicht.

Weitere Bilder aus Bârsana

 

Das Eingangsportal ...

... vom Kloster Bârsana ist eine sehr gelungene Konstruktion aus Stein und Holz mit schönen Proportionen, welches zugleich die Glocken der Klosteranlage beherbergt.

 

Zurück in Botiza

Zum Abend sind wir wieder "daheim" in Botiza. Für mich ist damit aber noch lange nicht "Feierabend" denn es gilt noch einige Besuche zu erledigen.

Weitere Bilder und Infos aus Botiza

 

Ein abendlicher Besuch ...

... führt mich ins zentral gelegene Magazin Mixt von Trifoi Ioan mit der Nr. 783 und wie immer - Sommer wie Winter - trifft man den Ioan mit seiner Pelzmütze auf dem Köpfle an!

Weitere Magazin Mixt - Potentiale in Botiza !

 

Und auch zu einem der "Flötisten" ...

... gehts am Abend! Tomsa Ioan-Tanasanu erfreut sich mit seinen 70 Jahren bester Gesundheit und Lebensfreude. Diesen Abend wollte er mir ja noch seine eigene Kornmühle demonstrieren und ich hab´s auf Film und Foto "festgemacht"!

Weiteres zur Haus- und Dorfwirtschaft in Botiza

 

Tomsa Ioan-Tanasanu

In seiner Jugend hat er sich als Hirte verdient, später dann im einst recht lukrativen Bergbau. Der eigene Bauernhof wurde natürlich immer und zu allen Zeiten mit gleichbleibender Intensität gepflegt und weitergeführt. 1992 hat sich Tomsa Ioan-Tanasanu einen alten Herzenswunsch erfüllt und vor seinem Gehöft ein traditionelles Maramureser Hoftor errichten lassen.

 

Und natürlich schaun wir auch beim Vieh vorbei!

Tomsa Ioan-Tanasanu hat eine Kuh, ein Kalb, Schweine und auch 15 Schafe. Und so wie die lieben Schäflein im Winter träume auch ich davon, bald wieder in den rumänischen Bergen ein Stück des eigenen Lebens zu verbringen. In einem Punkt aber ging es mir besser, denn nach dieser Visite bin ich heim zu Familie Iurca. Da nämlich warteten schon die kulinarischen Zaubereien von Mirela auf mich!!!

Karte: Der Maramures-Bezirk / Teil 1 (359 KB) / Târgu Lápus - Baia Mare - Sighetu M.
Karte: Der Maramures-Bezirk / Teil 2 (258 KB) / Sighetu M. - Moisei - Borsa

Am 09.01.03 ging die Reise dann weiter. Und wen es interessiert, der klicke sich rein in: Teil 3 der Winterreise !

Rumänien: Zu allen Jahreszeiten eine Tour mit einem der kleinsten rumänischen Reiseunternehmen!


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