Muntii Persani - Teil 3

Zona Persanii de Nord

Fotos: Wilhelm Scherz

Zeit wird es nun für den letzten, den nördlichen Abschnitt meiner Tour durch die Muntii Persani. Von Miclosoara aus ging es per Auto bis in die Gemeinde Varghis (ung.: Vargyas), wo ich mich im hinteren Teil des Ortes absetzen ließ. Hier an der Kreuzung, wo geradeaus der direkte und unbefestigte Fahrweg Richtung Varghis-Tal, sowie linksseits die neu ausgebaute Strasse hinauf zum Pasul Hoghimas führt, fielen mir einige der typischen Kalkbrennöfen auf. Meine Ziele lagen am heutigen Tag aber anderswo und so lief ich zunächst mit Sack und Pack hinauf Richtung Pasul Hoghimas. Kurz unterhalb des Passes weitet sich das Hoghimas-Tal ein wenig und auf der gegenüber liegenden Seite sah ich erste aufsteigenden Hirtenpfade, welche in die gewünschte Richtung führten. Bei einer Köhlerei nahe der Strasse machte ich eine Pause und holte erste Erkundigungen nach der Sugo-Höhle ein. ...

  Karte!


 

Köhlerei

... nahe Pasul Hoghimas. "Pestera Sugo?" Nein, die kannten die Köhler nicht, aber immerhin konnten sie mir den Weg Richtung Padurea Merca bestätigen und alles weitere würde sich dann eh ergeben. Bei schönsten Herbstwetter stieg ich also erneut empor auf den Kamm des hiesigen Gebirgsverlaufes der Muntii Persani. 

Blick gen Süd

... über das weite Tal kurz unterhalb Pasul Hoghimas. Gegenüber ein Kalksteinbruch. Vielleicht kommt von hier auch das Material für die Kalkbrennöfen in Varghis?!

 

Blick von D. Negru 

... gen Ost auf die Muntii Baraolt. Es ist der 20. Oktober 2008 und wieder einmal ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Karpatenwanderungen im Spätherbst wirklich lohnenswert sein können!

 

Pestera Sugo

Entlang des Kammweges entdeckte ich auch wieder die alte Markierung -blaues Kreuz- und so fand ich eine erste Bestätigung dafür, noch auf dem richtigen Weg zu sein. Laut meiner alten Karte war ich auf der Suche nach der Pestera Sugo zunächst immer auf die rechten Abhänge konzentriert, bis ich links des Weges einen  absteigenden Hirtenpfad in eine kleine bewaldete Senke sah. O.K. Karstgebiet, Senke, ... da konnte ich die Höhle beinahe schon "riechen" :-) ... und siehe da, ein schwaches Rinnsal aus einer kleinen Felsöffnung speist eine provisorische Viehtränke. Eine Schafherde hatte kurz vor mir den Platz verlassen und so konnte ich getrost für die nächste Zeit meinen Rucksack vor der Höhle abstellen. 

...

 

Ich bin nicht allein!

Nach 10 Meter in der Höhle ein erstes Hindernis! Der kleine Salamander musste mir zunächst ein bisserl Platz machen, aber an Hand der Proportionen kann der Betrachter schon ableiten, wie schmal die ersten Passagen der Höhle sind. Ob man will oder nicht, man muss im Bett des unterirdischen Baches vorankriechen. Eines gleich vorweg, nach der Höhlentour ist man nicht mehr der der man vorher war! :-) ... 

 

Schöner wird´s in der Tiefe!

Ich folgte dem ständig in kleinen Kurven verlaufenden Höhlengang ca. 100 Meter. Die Deckenhöhe lies es allenfalls zu, dass man auch einmal in die Hocke gehen konnte. Schöne Gangprofile findet man erst hier im hinteren Teil der Höhle. Das anschliessende Waschen und die Reinigung der Kamera, nahm ebenso viel Zeit in Anspruch wie die Begehung der Höhle selbst! Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden!

 

Weiter geht es 

... Richtung Padurea Merca. Die Markierung -blaues Kreuz- ist hier wieder vollständig verschwunden. Die von lockeren Baumbestand geprägten Hochlandflächen ähneln beinahe einem englischen Garten. 

 

Kleine Hirtenhütte

... unterhalb Vf. Merca (1002 m). Als ich am Nachmittag hier ankam, hütete ein jüngerer ungarischer Hirte seine Schafherde. Der Hirte konnte wirklich kein einziges Wort Rumänisch und ich andersherum kein Ungarisch. Dennoch verstanden wir uns prima miteinander und der junge Hirte deutete an, dass dies seine Hütte ist, er aber am Abend mit der Herde wieder ins Tal geht. Es sei gefährlich hier in den Bergen wegen der Bären und am Ende wollte der Hirte mir gar einen seiner Hunde für die Nacht überlassen. Ich winkte ab. Als ich in der Hütte Quartier bezog, schaute sich der Hirte interessiert jeden meiner Ausrüstungsgegenstände an und als wir uns verabschiedeten, schenkte ich ihm zum Andenken noch mein Taschenmesser. ... Vielleicht werden wir uns in einigen Jahren einmal hier wiedersehen. Zunächst einmal genoss ich aber die wunderschöne Abendstimmung!

 

"Meine Hütte"

Ich war gut eingerichtet und zudem lag reichlich Brennholz nahe der Hütte. Im Vorbau machte ich mir ein kleines Feuer und genoss den Sternenhimmel bis weit nach Mitternacht!

 

Blick auf Cheile Varghisului

Zumindest die südwestlich und nordöstlich begrenzenden Bergflanken des Vf. Tiba (935 m) und des Vf. Mal (930 m) sind auszumachen. In der Ferne erhebt sich das Harghita-Gebirge. 

 

Ein letzter Rückblick 

... gen Süd über das schöne hiesige Hochplateau bei Padurea Merca. Ich steige derweil ab in die Valea Varghisului. 

 

Valea Varghisului

Nur noch ein kleines Stück ist es bis hinauf zur Cheile Varghisului. Am frühen Nachmittag baue ich bei einigen Häusern vor der Schlucht mein Zelt auf und nach einer kurzen Kaffeepause hält mich dann auch wirklich nichts mehr zurück: "Auf in die Cheile Varghisului!" Speziell der Pestera Mare de la Meresti ist ein ideales Ziel für den späten Nachmittag - so spielt es letztendlich auch keine Rolle ob und wann es draußen dunkel wird :-) !!!

 

Pestera Mare de la Meresti

Bekannt ist die größte Höhle innerhalb der Cheile Varghisului auch unter den Namen: Pestera da la Homorod-Almas, oder Pestera 14 din Cheile Varghisului. Eine erstmals schriftliche Erwähnung findet die Höhle im Jahr 1767 unter der Schrift "Mineralogia magni Principatus Transsilvaniae". Weitere Forschungsergebnisse finden sich danach in den Jahren 1780 (Josef Benkö), 1835 (Fekete Istvan), sowie 1868 (Orbán Bálazs). 

Die Höhle befindet sich nahe der zweiten Brücke (diese überschreiten und einem Pfad nach rechts folgen) und liegt ca. 13 Meter über dem Talgrund. Der Besucher gelangt über eine provisorische Treppe zum 12 m breiten und 6 m hohen Eingangsportal. Zu früheren Zeiten fand hier die einheimische Bevölkerung ein schützendes Versteck vor fremden und durchziehenden Eindringlingen. 

 

Im Innern der Höhle 

... herrscht eine Temperatur von 9,5-10°C vor. Die Ausdehnung der Höhle beläuft sich auf derzeit 1578 m. Im Jahr 1976 betrugen die bekannten Ausmaße 1100 Meter. Die Höhle beherbergt eine große Fledermauskolonie und in der Winterzeit befinden sich hier ca. 1300 Exemplare des Myotis myotis, des Myotis oxignathus, sowie des Miniopterus schreibersi . ... Insgesamt wurden bisher in der Cheile Varghisului 17 Fledermausarten gesichtet.

 

Nach dem grossen Eingangsbereich

... der Höhle gelangt man in die fortführende Galeria Principala, bei der man am Ende über eine kleine Eisenleiter in den Sala Mare gelangt, der mit seine Ausmaßen von 40x60 Meter und einer Deckenhöhe von 25 Meter durchaus zu beeindrucken vermag. Im mittleren Abschitt der Galeria Principala gelangt man in die Galeria de Legatur und von dort aus weiter in die Galeria Secundara. Hier steigt das Höhenniveau der Höhle am Ende der Galerie nocheinmal an und endet in der Etaj superior. Die Höhle ist leicht zu begehen und eignet sich sehr gut für Neueinsteiger. Trotz der grossen Höhlengänge sollte man aber schwer vermottertes Schuhwerk nicht scheuen - sonst ist man generell am falschen Flecken und für die Unterwelt nicht geeignet :-) ... !!!

 

Grosse Wiese 

... nahe der Cheile Varghisului. Ein schmaler Fahrweg - für Fahrzeuge aber ab hier offiziell gesperrt - führt zu einer weiteren Campingwiese direkt vor der Schlucht. Ich hatte hier ein sehr schönes Domizil mit kleiner Feuerstelle! Jeden Morgen und jeden Abend natürlich der tägliche Schafauf.- und Abtrieb zur etwas tiefer im Tal gelegenen Stana (Hirtenhütte). Am zweiten Tag kamen die Schafe und Ziegen herauf und der Hirte gab mir hastig seinen Hirtenstab in die Hand. Er deutete mir in aller Eile an, auf die Tiere aufzupassen und lief zurück. Was war geschehen? Eines der Schafe war etwas zurückgeblieben, was wiederum den jüngeren und unerfahrenen Hirtenhunden nicht entging. Letztere fielen über das Schaf her, was der Hirte aber zu spät bemerkte. Er zerrte das tote Schaf hinter sich her und verbarg es zunächst nahe einer Hütte. Am Abend nahm er das tote Tier dann mit zur Stana. Auf all meinen Touren durch die Karpaten hatte ich so etwas noch nie erlebt. Möglicherweise war es ein Resultat dessen, dass die jungen Hirtenhunde nicht richtig an die Schafe gewohnt waren und nicht mit ihnen aufgewachsen sind. Darüber konnte ich auch am nächsten Tag nichts in Erfahrung bringen, denn ein neuer Hirte hütete jetzt die Tiere. 

???

 

Zweiter Tag 

... in Cheile Varghisului! 

 

Pestera Calului

... auch Pestera Nr.8 din Cheile Varghisului genannt. Die Höhle ist ca. 220 m lang. Das nahe am Fluss gelegene Portal hat eine Breite von 10 m und einer Höhe von  6,5 m.  

 

Im hinteren Abschnitt der Höhle

Nach dem Eingangsportal folgt die durchgehende Galerie mit dem angehend dreieckigen Profil über 50 m geradeaus und zweigt dann nach rechts ab, wobei sich die Deckenhöhe nach weiteren 30 m bis auf 60 cm verringert. Hier gibt es einige interessante Formationen. Nach dem schmalen, aber breiten Durchschlupf kann man in der hinteren Galerie mit ihrer Deckenhöhe von bis zu 6 m wieder aufrecht stehen. Die Temperatur in der Höhle beträgt 9 °C ...

Bild: interessante Höhlenwand in der hinteren Galerie.

 

Weiter geht es Fluss-aufwärts!

Die 3,5 km lange Schlucht verläuft in mehreren Kurven. In früherer Zeit (K&K) wurde hier durch die Schlucht die Trasse einer Kleinbahnstrecke gebaut, welche über insgesamt 13 Brücken führte. Am Eingang der Schlucht und nahe der Pestera Calului hat man zwei kleine Fußgängerbrücken zur touristischen Nutzung erhalten. Im weiteren Verlauf der Schlucht sieht man nur noch die ständig die Ufer wechselnde Terrassierung des alten Streckenverlaufes. 

 

Eine weitere Höhle

... hinter der Pestera Calului weiter stromaufwärts, links des Flusses gelegen. Das riesige Portal führt in eine schmucklose Höhle, die aber ein ideales Nachtlager wäre. ...

 

Blick 

... in das schöne "Nachtlager".  

 

Im unteren Bereich der Cheile Varghisului

... verlaufen vier Erosionsstufen, von der Talsohle beginnend bei 5 m, 20 m, 40 m und endend bei ca. 100 m. Allein in diesem Höhenbereich befinden sich über 60 der insgesamt 125 registrierten Höhlen der Cheile Varghisului. Zumeist sind es grosse, nicht zu übersehende Portale, oder aber solche flachen, teils überwachsenen Zugänge. ...

 

In diesem Falle gilt:

... kleines Portal = kleiner Gang 

:-)

 

Die Cheile Varghisului

... besteht vorwiegend aus Kalkgestein der Kreide.- und Jurazeit. Das Profil, sowie das Umland der Schlucht ist äusserst abwechselungsreich, so wechseln sich teils sanfte Berghänge ab mit bis zu 200 m steil aufragenden Felswänden. Während die östlichen Abhänge mitunter über kleinere Klippen steil ansteigen, so gestalten sich die westlichen Abhänge ausladender und weit komplexer. Von einigen Felsnadeln unterhalb des Vf. Tiba kann man diese schöne Topografie gut einsehen. Interessant ist zudem auch das nordöstlich, direkt über der Schlucht befindliche Karstplateau der Poiana Pietrii. 

 

Im oberen Abschnitt

... der Cheile Varghisului werden die Abhänge sanfter. Ich gehe wieder talwärts um weitere Höhlen auf der Ostseite der Schlucht zu besuchen ... 

 

Höhle 1200/40

... Zunächst ein grosses Portal ...

 

und am scheinbaren Ende

... die Verjüngung. Wer aber hier weiterkriecht, der wird belohnt

...

 

Kleine Galerie 

... im hintersten Abschnitt der Höhle 1200/40.

 

Über eine Schotterrinne

... erfolgt der steile Aufstieg zum Vf. Mal. 

 

Blick vom Vf. Mal (930 m)

... auf das Karstplateau Poiana Pietrii, welches sich in einer Höhe von ca. 700 m befindet. 

 

Abendliche Ausblicke

... vom Vf. Mal auf den gegenüber liegenden Vf. Tiba (935 m). Beim Abstieg Richtung Paraul Asau Rece stiess ich doch tatsächlich auf Spuren eines scheinbar noch jüngeren Bären. Ist es ein Zufall, dass ich auf dem gesamten Weg über die Muntii Persani nur im äussersten Südwesten und jetzt im nördlichsten Abschnitt auf Bärenspuren stosse? Na ja, sehen wir es als ein schönes Symbol für Anfang und Ende meiner Persani-Tour!

 

Blick von Vf. Mal

... auf meine Zeltwiese, wo der Raul Varghis und der Paraul Asau Rece zusammenfliessen. Dort unten über das fortlaufende Varghis-Tal wollte ich am nächsten Tag nach Varghis zurückwandern, denn in zwei Tagen müsste ich abends in Brasov sein.

...

 

Und wie es in Rumänien nun einmal ist, ...

... kommt alles anders als geplant. Als ich am nächsten Morgen kurz davor war, mein Zeltlager abzubrechen, gesellten sich zwei junge Szekler aus Sf. Gheorghe hinzu. Peter Botond und Gábor Tikosi wollten am heutigen Tag die vorderen Westhänge der Schlucht und einige Höhlen besuchen. Sie boten mir an, noch einen Tag zu bleiben und mit ihnen gemeinsam am darauf folgenden Tag nach Sf. Gheorghe zu fahren. Dort könne ich dann mit dem Zug am Nachmittag nach Brasov fahren.  Hatte ich einfach nur Glück? Nein, es ist diese typisch rumänisch-ungarische Gastfreundschaft!

Im Bild zu sehen: die steilen Abhänge des Vf. Tiba, mit ihren markanten Felsnadeln. Von der Felsklippe ganz oben, rechts der Bildmitte, hat man den wohl besten Aussichtspunkt auf die Cheile Varghisului!

 

Peter Botond und Gábor Tikosi

... möchte ich an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön ausrichten, für die wunderschöne gemeinsame Tagestour in Cheile Varghisului!

...

 

Höhle Nr. 1200/92

Diese Höhle mit dem schönen Vorbau befindet sich ca. 50 m über dem Talgrund. 

 

Vom offenen Vorbau

... der Höhle 1200/92 gelangt man über einen schmalen Spalt weitere 30 m in die Tiefe.

 

Höhle 1200/106

Wir steigen durch unwegsames Gelände weiter steil bergauf und gelangen zu einer Höhle mit riesigem Eingansportal und daneben befindlichen Höhlenfenster.

 

Peter

... steigt zum Vergleich der Dimensionen zu einer kleinen Seitennische neben dem Höhlenportal empor. Die Höhle besteht aus einer einizigen Galerie von ca. 20 m Länge. Über dem linken Höhlenfenster befindet sich in der Höhlendecke noch ein weiteres, kleineres Höhlenfenster.

 

Zwischen zwei riesigen Felsnadeln

... steigen wir weiter durch eine Schlucht steil bergan ...

 

Höhle 1200/52

Diese Höhle befindet sich am Ende der steil aufsteigenden Schlucht. Über eine Felsbarriere rechtsseits der Höhle, kann man weiter hinauf zum Tiba-Gipfel emporsteigen. Hält man sich beim weiteren Aufstieg ein Stück linksseits, so kommt man zu jener Felsklippe, von der aus sich die schönsten Ausblicke auf die Cheile Varghisului ergeben. ...

 

Blick von einer Felsklippe

... kurz unterhalb des Vf. Tiba auf den gegenüber liegenden Vf. Mal (930 m). 

 

Traumhafte Ausblicke

... in die Tiefe der Cheile Varghisului!

 

Abendlicher Fernnblick

nahe des Vf. Tiba auf den Verlauf der Valea Varghisului. Kann ein Wandertag durch Cheile Varghisului schöner zu Ende gehen?!

:-)

Ein erster Ausflug in die Cheile Varghisului kann niemals ein letzter sein!

 

 

Muntii Persani Teil 1     Muntii Persani Teil 2


Kartenübersicht: Muntii Persani

zurück zu:

Rumänien-Fotos

Karpatenwilli@t-online.de

Copyright © by Wilhelm Scherz · Alle Rechte vorbehalten · All rights reserved