Das Codru Moma - Gebirge / Teil 1

Dumbrávita de Codru

Fotos: Wilhelm Scherz (April 2004)

Eine Gebirgsregion zu bewandern ohne deren Menschen kennen gelernt zu haben, geht in Rumänien eigentlich ganz und gar nicht. Natürlich muss man das nicht zum Primat einer Reise erklären, denn dieser Aspekt ergibt sich sozusagen zumeist von selbst, so man nicht einem verstockten und engstirnigen Menschentyp angehört. In sofern war mein Auswahlkriterium, genau hier an diesem Ort die Bekanntschaft mit dem Muntii Codru Moma (Codru Moma-Gebirge) zu beginnen eine anderes. In einem alten rumänischen Höhlenführer (Pesteri din România / 1976) nämlich fand ich einen Hinweis darauf, dass die Codru Moma-Region mit drei interessanten Karstregionen aufwarten kann: Da wäre jene des Plateaus von Dumbrávita de Codru im Westen der Codru Moma; jene Region um Moneasa südwestlich im mittleren Abschnitt der Codru Moma gelegen; sowie die Region der Riesendolinen oberhalb von Câmp Moti im nordöstlichen Abschnitt der Codru Moma. Die "Fotogeschichte" in drei Teilen beginnt aber hier auf dem Karstplateau des Dorfes Dumbrávita de Codru mit allen Bereichen Über- als auch Untertage :-))) !


 

Ein Blick aus der Ferne ...

... oberhalb von Sânnicolau de Beius zeigt die westlichen Ausläufer des Codru Moma-Gebirges. Unterhalb des tafelartigen Berges (Bildmitte) befindet sich die Comuna Soimi. Links des Ortes geht ein ansteigendes Tal hinauf nach Dumbrávita de Codru und rechts von Soimi führen zwei Täler hinauf ins Gebirge: etwas nach links abzweigend das Valea Zárzagu, welches zum Bergdorf Codru führt, sowie das etwas rechts abzweigende Tal des Soimul-Baches.

 

Eine Unterkunft zu finden ...

... dauerte keine zwei Minuten. Ich bezog mein Stübchen und nutzte den späten Nachmittag für eine erste Ortsbegehung. Nahe der Kirche wurde gerade der Boden gepflügt. Je nach Witterung fällt bei den Bauern in der Zeit zwischen April und Mai die meiste Arbeit an. Dennoch, Hektik scheint hier ein Fremdwort und alles verläuft in völliger Ruhe und Ausgeglichenheit.

 

Der Friedhof ...

... neben der Kirche wartet mit einer Besonderheit auf, denn nirgends sind die Grabkreuze grösser als hier. An die zweieinhalb bis drei Meter hoch mögen sie wohl sein.

 

Die Dorfkirche ...

... von Dumbrávita de Codru. Hram "Adormirea Maici Domnului" - 15. August. Die Kirche wurde erbaut zwischen 1820-1835. Nahe der Kirche befindet sich das Pfarrhaus. Im Moment meines Besuches war niemand zugegen und so schlenderte ich zunächst weiter über das Plateau mit seinen malerischen Dolinen. Hier ein Pläuschchen und dort eines und schnell hat man sich eingelebt in diesen traumhaft gelegenen Ort.

 

Zu später Stunde klopft es ...

... bei meiner Gastfamilie. Es ist der junge orthodoxe Pfarrer, dem längst bekannt wurde, dass da ein Fremder das Kirchlein auch von innen sehen wollte. Ja und wo sich ein Fremder hier jeweils aufhält, wissen alle Leute hier eben auch in Kürze. Ich wurde also eingeladen die Kirche jetzt zu besichtigen und landete anschliessend im Hause des Pfarrers, in dem gerade auch der Pfarrer aus Sânnicolau de Beius auf Besuch war. So plauderten wir bis gegen drei Uhr in der Frühe sprichwörtlich über Gott und die Welt. Für den nächsten Tag hatte sich der junge Pfarrer des Ortes angeboten, mir die kleine Gemeinde zu zeigen und auch, wo sich die Pestera din Lunca befindet. Eine Höhle, die ich unbedingt besichtigen wollte.

 

Eine Saatmaschine ...

... zur Aussaat von Maiskörnern und anderen Samenarten. Dieses interessante "Patent" einer Handsaatmaschine borgt man sich teils aus, jedoch die meisten Höfe verfügen über eigene Geräte, von baugleicher Art.

 

"grapá" ...

... bezeichnet man hier das Gerät zum Zerkleinern des gewendeten Ackerbodens.


Blick aus dem nordöstlichen Bereich des Karstplateaus von Dumbrávita de Codru in Richtung Süd. Beeindruckend sind die grossen Dolinen. Der kleine Gipfel links im Bild ist der Vf. Ticlu, in dessen Nähe sich die Höhle "Pestera din Luncá" (auch Pestera de la Dumbrávita de Cordu genannt) befindet. Vom Plateau steigt man zunächst hinab ins Valea Seacá, folgt dort dem Tal einige Meter hochwärts und biegt im folgenden Seitental, dem Valea Luncii nach links ab. Dabei immer dem Bach folgend, geht es zunächst über einige kleine Weideflächen, bis hin zum Waldrand. Dort ganz in der Nähe befindet sich die ersehnte Höhle. Rechts im Bild zu sehen, der Gipfel des 732 m hohen Vf. Zbîrcioaia. Dort im oberen Drittel des Gipfels verläuft ein Forstweg herum zu dem nachfolgenden Kammverlauf des Codru Moma-Gebirges (siehe Bildmitte).


 

Der Eingang zur ...

... "Pestera din Lunca" (Pestera de la Dumbrávita de Codru). Der ca. 70 cm hohe Eingang führt zunächst einige Meter steil hinab und teilt sich nahe dem Grund in zwei Richtungen auf. Der kürzere Abschnitt der Höhle verläuft rechtsseits. Die links abzweigende Passage folgt stets einem kleinen unterirdischen Bachlauf. Preot Nistor ist gespannt, schliesslich war bisher kaum ein Einheimischer in dieser Höhle.

 

Schon im ersten Abschnitt ...

... finden sich schöne Kalkformationen in der rechts abzweigenden Passsage.

 

Die linke Passage ...

... oft im knöcheltiefen Wasser verlaufend, bietet Formationen der eher seltenen Art.

 

Eine besondere Attraktion ...

... dieser 2-3 Meter breite "Pilzkopf".

 

Im hinteren Teil ...

... folgt man dem Bachlauf bis zu einem "sifon". Hier ist der Höhlengang eingestürzt und versperrt den einstigen Fortgang der Höhle.

 

Zurück zum Ausgang ...

... nocht einmal ein Foto vom wohl schönsten Abschnitt der Höhle.

 

Die Pestera din Lunca ...

... hat eine Länge von ca. 310 Meter. Für eine Begehung sollte man in aller Ruhe zwei Stunden einplanen.

 

Eine Seitengalerie ...

... bietet ebenfalls schöne Formationen.

 

Und auch an kleinen Details ...

... hat diese Höhle die eine und andere Schönheit zu bieten.

 

Den Hirtenhundefreunden aus ganz Europa ...

... entsende ich einen Gruss mit diesem schönen Foto aus Dumbrávita de Codru!

 

Am zweiten Tag meiner Visite ...

... in Dumbrávita de Codru kennt Preot Nistor bereits meine Liebschaften betreffs des traditionellen Handwerks und wir halten an einem Gehöft, in dem ein alter Schmied noch gelegentlich sein Handwerk ausübt.

 

Typischer Backofen ...

... dieser Region.

 

Preot Adrian-Sebastian (li.)...

..., seine Ehefrau Carmen Anca und deren Grossmutter. Aus dem Kleiderschrank des Elternhauses von Carmen-Anca präsentieren mir die jungen Leute einige Stücke regional typischer traditioneller Kleidung.

 

Und natürlich inspizieren wir auch ...

... eine Speisekammer der hiesigen Bauern, wie man sie in dieser und ähnlicher Form in allen Häusern vorfindet.

 

Besonders interessant ...

... diese Art der Fleischkonservierung. Dabei wird der Grund der Gläser mit Salz ausgelegt. Dann folgt eine Schicht Fleisch, wieder Salz, Fleisch, Salz, ... bis das Glas voll ist.

 

Für alle die ihre Brille am "calculator" ...

... nicht dabei haben, noch einmal eine Detailaufnahme. Das Fleisch liegt nach einer Weile der Konservierung im eigenen Saft.

 

Ein ganzes Haus zu vermieten!

Viele Bauern haben hier Gehöfte, aus mehreren Gebäuden bestehend. Oft wohnen hier nur noch die älteren Generationen. Deren Kinder wohnen teils in anderen Ortschaften, zumeist aus Gründen des Berufes oder auch der Familiengründung. Darum wird ein Besucher hier in Dumbrávita de Codru kaum ein Problem haben, eine Unterkunft zu finden. Wer hier ein ganzes Haus für einen Familienurlaub mieten möchte, der wende sich an Preot Nistor: Tel.: 0040 745-041851. Anfrage neben Rumänisch auch in Englisch oder Französisch möglich.

 

Ioan & Catita Jurj

Am Vorabend hab ich bei Preot Nistor den wohl besten Schafskäse von ganz Rumänien gegessen. Freilich, dies ist eine ganz individuelle Geschichte, aber für mich als geniessendes Individuum war es dann auch UNBEDINGT wichtig, die "Schöpfer" dieses Produktes kennen lernen zu wollen. Ein abedlicher Besuch bei Ioan und Catita Jurj war für mich dann wirklich etwas ganz besonderes!

 

Und natürlich war eine Visite ...

... bei den Schafen von Ioan und Catita ebenfalls ein wichtiger symbolischer Akt! 15 Schafe hütet Ioan jeden Tag auf den Weiden von Dumbrávita de Codru, zu denen auch ein Bock zählt.

 

Der Bock ist "Schuld" ...

... an Ioans Lachen!

Der Bock stand zunächst vor seinen Schafen. Ich wollte mich nähern um diesen zu streicheln. "Nee" sagte Ioan, "den kannst Du nicht streicheln, der ist ein richtiger Bock und zeigt dir die Hörner". Nun, ich zähmte zunächst den Ioan und dann den Bock. Als der nach dem ersten Köpfchenkraulen bei mir immer wieder angeschmust kam, da war der arme Ioan beinahe in einen Lachkrampf nahe. Ich dann aber auch :-))) !

 

Am Ende will ich aber noch erzählen ...

... wie schnell es hier mit der Unterkunft klappte. Ich hatte mir ja in Oradea ein Taxi gemietet, um auf der Anreise nach Dumbrávita de Codru noch einige der hiesigen Holzkirchen zu besuchen. Als wir ins Dorf hineinkamen, hielten wir vor einem der Häuser. Auf dem Hof war der "Flore" mit dem Holzhacken beschäftigt. Mir ist die schöne Wiese hinter dem Haus sogleich ins Auge gefallen und ich rief hinüber zum Flore, ob er nicht hier ein Platz für mein Zelt hätte. "Nee" meinte dieser, er hätte nur ein Platz im Haus. Und so war alles gesagt :-) ! Flore betreibt übrigens hier im Dorf auch eine kleine Cafe-Bar, incl. eines separaten Billardstübchens!

 

Noch einmal ein Dankeschön ...

... für die wunderbare Gastfreundschaft der Leute von Dumbrávita de Codru. Insbesondere sei gedankt dem Flore (li. im Bild) und seiner lieben Frau (Bildmitte). Übrigens Flores Hund "Rocky" war die beste Klingel die es gibt, wenn man des Nachtens um 3 Uhr das Schlafquartier beziehen möchte.

Am Ende noch ein paar Infos über Dumbrávita de Codru:

Anreise per Auto: Oradea in Richtung Beius auf der -E79- (76). Vor oder direkt in Beius kann man die unbefestigte Landstrasse benutzen, welche dem Crisul Negru-Fluss und einer parallel verlaufenden Bahnstrecke folgt. Bereits unten im Tal kommt das Ortsschild von Dumbrávita de Codru, aber um in den Hauptort auf das Plateau zu gelangen, muss man die nach links abzweigende unbefestigte Strasse in ein aufsteigendes Seitental nehmen. Strecke Oradea - Beius = 63 km. Beius - Dumbrávita de Codru = ca. 20 km. Auch gibt es eine Bahnstrecke Beius - Oradea. Hier die Bahnstation bei Urvis de Beius oder die in Soimi verlassen.

Einkaufsmöglichkeit in Dumbrávita de Codru: Es gibt ein Magazin Mixt, mit einem ausreichenden Sortiment an Konserven und Genussmitteln (befindet sich in der Toreinfahrt eines Bauernhofes!). Das Nachbarhaus vom Magazin Mixt verkauft Brot. Ausserdem gibt es Getränke, Süssigkeiten und andere Genussmittel auch in der Cafe-Bar von "Flore". Sollte diese zu sein, einfach nach dem nahen Haus von Flore fragen und dort anklopfen! Zudem verfügt der Ort über eine kleine Poststation.

Wer nicht bereits schon auf dem Hochweg nach Dumbrávita de Codru einen Ansprechpartner für eine Unterkunft gefunden hat, der kann sich auch an den orthodoxen Pfarrer Nistor (Hausnummer 201) wenden. Einfach das Pfarrhaus nahe der Dorfkirche aufsuchen.

Kurzinformation zum Ort: ... gehört zur Comuna Soimi, der Ort zählt etwa 250 Haushalte mit über 600 Einwohnern. Der Ort verfügt auch über einen Kindergarten und eine Schule (Klasse 1-8). Über dem Plateau von Dumbrávita de Codru ragt der 592 m hohe Vf. Pinilor empor, mit dem weithin sichtbaren ca. 80 m hohen Sendeturm. Wunderschöne Sicht von dort und sehr lohnend für einen kleinen Abendspaziergang! Das Plateau von Dumbrávita de Codru befindet sich auf etwa 400 m.

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