Das Parâng-Gebirge 2003

Von Curmatura Oltetului über Lacul Câlcescu nach Petrosani

Fotos von: Wilhelm Scherz (Juni 2003)

eMail


Von Curmatura Oltetului aus hatten wir zunächst das Problem, den Einstieg ins Parâng zu finden. Die Hirten deuteten uns einen angeblich nach links aufsteigenden Pfad an. Dierekt auf dem Pass findet man eine Markierung -Rotes Band- an einem Betonmast. Ein Stück gerade hoch findet sich versteckt eine zweite Markierung. Es empfiehlt sich in jedem Falle geradezu den Berg emporzusteigen und sich dabei immer an der Hochweide zu orientieren (nicht in den Niederwald einsteigen!). Ein Stück höher zeichnet sich ein erster Gipfel ab und mit etwas Glück findet man hier schon eine erste und sogar recht neue Markierung -Rotes Band-. Man folgt im Prinzip immer dem Kammverlauf, welcher sich hinauf zum Vf. Micara nach rechts hinzieht. Auch hier muss man aufpassen, denn die Markierung verläuft nicht wie es scheint entlang dem Steinhaufen rechts des Gipfels, sondern umgeht den Gipfel leicht links. Dann aber eröffnet sich ein erster Blick vor einer weiteren Steinpyramide auf die Saua Micaia.

 

Stâna bei Curmátura Oltetului

Links dieser Hütte (nicht im Bild) befindet sich die "Stâna Curmatura Oltetului", wo am Vortag der Ion Márincei zum Abend auf seiner Hirtenflöte spielte. Es war an der Zeit, die 2 Liter Milch abzuholen, wie am Vorabend mit den Damen verabredet. Da kam ich nun gegen 9 Uhr in der Frühe zur Hirtenhütte um die Milch zu holen. Die Frauen schauten etwas geknickt und meinten es gäbe keine Milch. Statt dessen holten sie eine 2-Literflasche mit so ganz anderem Inhalt hervor. Lag es an meinen schlechten Rumänischkenntnissen??? . . . .

 

Schnaps statt Milch ???

. . . Also die Kühe sind vom gestrigen Flötenspiel so angeregt gewesen, dass sie am heutigen Morgen nur diesen "Saft" von sich gaben, den man hier auch "Tuicá" nennt. In jedem Falle scheinen mir das hier ganz ausserordentliche Kühe zu sein und ich kaufte den "Saft" natürlich gern. Nun kommt mir eine wunderbare Idee. Man könnte ja ein normales Milchfläscherl daheim ebenfalls mit dem Flötenspiel vom Ion beschallen lassen. Vielleicht gelangt man so auf´s Einfachste zu einem "Selbstgebrannten"??? :-))) In jedem Falle gibt es das Flötenspiel gratis auf dieser Seite und die Milch in jedem Supermarkt!

 

Nach den ersten Anstiegen im Parâng ...

... von Curmátura Oltetului aus gelangt man auf den Gipfel des 2170 m hohen Vf. Micara. Hier endet zunächst der kontinuierliche Anstieg und eröffnet einen weiten Blick über den Fortlauf des Parâng. Auf dem weiteren Weg steigt man zunächst bis auf 1910 m zur Saua Micaia hinab. Hier gelangt man zu einem querenden Weg. Vorsicht: Nicht den Weg weitergehen. In gerader Linie wird der Weg übergangen, die Markierung -rotes Band- setzt sich geradewegs im aufsteigenden Grasland fort. Wenige Höhenmeter aufsteigend zeichnet sich ein schmaler Fusspfad ab. Direkt am Weg bei Saua Micaia befindet sich linksseits eine Quelle! Ab hier Wasser mitführen!

 

Übergang vom Vf. Iezeru (2157 m) ...

... zum Vf. Mohoru (2337 m - ganz links im Bild). Dabei durchschreitet man diese eigentümlich anzuschauende 2090 Meter hohe Senke. Links der Senke hat man einen Blick auf Rumäniens höchste Passstrasse, welche am Vf. Urdele (2228 m) eine Höhe von 2145 m überschreitet. Von der Passstrasse aus steigt man zuvor auch zum Vf. Iezeru empor. Ab hier gibt es nur noch fussbreite Wanderpfade.

 

Oberhalb der Bergseen L. Vidal und L. Câlcescu

Innerhalb dieses Beckens findet man 10 weitere kleine Bergseen vor. Man verlässt an dieser Stelle die Kammmarkierung -Rotes Band- und steigt über die Markierung -Rotes Dreieck- zunächst zum Lacul Vidal ab. Bis in den Juni hinein erfolgt der Abstieg über eine steile Schneerinne rechtsseits (siehe rechts im Bild). Vorsicht, grosse Rutschgefahr!) Am unteren Seeufer des Lacul Câlcescu findet man eine alte Wegmarkierung -Rotes Band-, welche nach links über den Lacul Zánoaga wieder zum Kammwanderweg emporführt. Vorsicht: Markierung sehr verblasst!

 

Lacul Vidal

Hier haben wir am frühen Nachmittag unsere Zelte aufgeschlagen, um anschliessend das Terrain umfassend zu erkunden. Der aus dem L. Vidal abfliessende Bach mündet ca. 100 Höhenmeter tiefer in den weit grösseren Lacu Câlcescu.

 

Lacul Câlcescu

Die Gegend um den grössten Bergsee des Muntii Parâng ist eine Reservation. Die Gegend ist wenig bewandert, da die meisten Tagesausflügler aus Richtung Petrosani (Cabana I.E.F.S.) kommen und selten die Wanderung mit grossem Gepäck bis hier her unternehmen. Die alte Markierung -Rotes Band- am unteren Ufer des Lacul Câlcescu führt in die andere Richtung weiter bergab ins Tal des Lotru nach Obârsia Lotrului. Ein Teil des Weges ist teils durch alte Bergkiefern ziemlich verwachsen.

 

Am unteren Ufer des L. Câlcescu

Der Blick führt hinauf zum 2365 m hohen Vf. Setea Mare. Dem Seeufer nach rechts entlang folgend findet sich wenig später der Aufstieg in jenes Kar, in dem sich der Lacul Zánoaga Mare befindet. Die schwer auszumachende Markierung -Rotes Band- führt direkt zwischen dem L. Zánoaga Mare (rechtsseits) und einem weiteren kleinen Bergsee (linsseits) hindurch. An dem nahen links liegenden Bergsee sollte man sich einen Wasservorrat auffüllen. Wer hier zum Kamm wieder emporsteigt hat auf dem weiteren Weg zum Parângul Mare kein Wasser - oder muss zum nächsten Rinnsal weit hinabsteigen!

 

Blick vom Vf. Iesul (2375 m) ...

... auf den Vf. Coasta lui Rus (2301 m - im Bild ganz links) und den Vf. Setea Mare (2365 m - ganz rechts im Bild). Hinter dieser Gipfelkette befinden sich die bereits bewanderten Bergseen der Câlcescu-Reservation.

 

Hirte nahe dem Vf. Piclesa (2335 m)

Der Blick reicht hinüber zum höchsten Berg des Parâng-Gebirges, dem 2519 m hohen Vf. Parângu Mare. Direkt unterhalb des Gipfels erkennt man den Lacul Mândra. Gegen 13:30 Uhr war es an der Zeit, wo wir uns beiläufig bei dem alten Hirten nach dem Wetter erkundigten. Noch bliebe es gut, aber gegen 16 Uhr würde es Regen geben. Seine Erfahrungen waren uns Rat genug, um zügig dem Gipfel des Parângu Mare entgegenzuwandern.

 

Lacul Rosiile

Der Lacul Rosiile, gelegen im gleichnamigen Rosiile-Kar, ist der zweitgrösste See des Muntii Parâng. Insgesamt befinden sich im Parâng-Gebirge an die 42 Gletscherseen - grossteils nörlich vom Gebirgskamm.

 

Vf. Parângu Mare

Gegen 15 Uhr hatten wir den Gipfel des Parângu Mare erreicht und schon kamen erste dunkle Wolken aus westlicher Richtung heraufgezogen. Wir wollten ein wenig Einfluss nehmen auf die gute Seite des Schicksals und stiessen an - mit "einem" edlen Tropfen jener Kühe von Curmátura Oltetului - auf unser Glück, auf das gute Wetter, auf unsere Gesundheit, auf einen Gipfeltrunk, ... NOROC !

 

Blick vom Vf. Parângu Mare ...

... auf die Bergseen Lacul Mândra und den tiefer gelegenen Lacul Rosiile. Nach einer halben Stunde Gipfelpause wurde das Wetter dann doch etwas bedrohlicher und wir gedachten der Prophezeihung des Hirten und setzten den Weg fort. Unser Ziel war der Lacul Verde im Slivei-Kar. Gegen 16 Uhr hatten wir den Vf. Gemánarea (2426 m) umgangen und es eröffnete sich der Blick auf den Lacul Verde. Mittlerweile hatte der Regen eingesetzt und wir überlegten was zu tun sei. Ein Stück weiter befand sich auf dem Kamm eine Mulde mit reichlich Altschnee. Vom Schmelzwasser floss ein stetes Bächlein ab und eine gute Zeltgelegenheit fand sich auch. Also blieben wir.


Unter dem Gipfel des Vf. Parângul Mare sind alle Blüten rot!


 

Blick auf den Lacul Verde ...

... im Slivei-Kar. Zum Abend hatte sich das Wetter wieder gebessert und so genossen wir den abendlichen Blick nahe unserer Zelte auf das schöne Kar, welches prägend ist, für die steilen Nordhänge des Gebirges,

 

Nach Süden ist es sanft

Während nach Norden steile Felsabbrüche zu verzeichnen sind, gestalten sich die südlichen Abhänge eher sanft. So ist unser abendliches Panorama sehr abwechslungsreich. Der späte Nachmittag hielt ein besonderes Erlebnis für uns bereit. Von unten her stiegen zwei Bären über die Hochweide in Richtung Vf. Gemánarea empor. Leider war die Distanz von etwa 700 Metern nicht zum Fotografieren geeignet. Wenig später kam einer der Bären zurück und stieg wieder ab ins bewaldete Tal.

 

Abendlicher Blick auf den Vf. Cârja

Der Vf. Cârja (2405 m) ist der letzte herausragende Gipfel auf dem Weg zur Cabana I.E.F.S., oberhalb der Seilbahnstation. Die Cabana I.E.F.S. ist eines der grössten Gebäude um den Touristik-Komplex oberhalb der Seilbahnstation. Hier befindet sich eine staatlich geförderte Wintersportschule, die in den Sommermonaten natürlich zumeist geschlossen ist.

 

Morgendlicher Rückblick vom Vf. Cârja ...

... Richtung Osten.

 

Das letzte Kar

Hinter dem Vf. Cârja eröffnet sich der Blick in ein letztes Kar. Es lohnt sich dort im Kar das Zelt aufzuschlagen. Wandert man an seinem unteren Ende nach rechts, so gelangt man in das einsame Kar, dem der Mija-Bach entspringt. Eingeschlossen von steilen Felswänden nach drei Seiten befindet sich hier der Lacul Mija. Zelten kann man dort aber nicht, da das Gelände durchweg mit Schotter besetzt ist.

 

Schafe auf dem letzten Weg zur Zivilisation

Neben den Schafen finden sich hier auf diesem Weg auch viele Tagestouristen, die einen Kurzausflug zum Vf. Cârja oder sogar zum Vf. Parângu Mare unternehmen.

Für eine komplette Durchwanderung des Parâng-Gebirges bis Curmátura Oltetului sollte man mindestens drei Tage einplanen.

 

Das touristische Zentrum am Beginn des Parâng

Ein kleines Stück unterhalb des grossen Sendemastes befindet sich die Endstation des Sesselliftes. Die Talstation liegt nahe Cabana Rusu. Vom Bahnhof Petrosani bis zur Cabana Rusu verkehren preisgünstige Maxi-Taxis. Die Skipiste hier über Petrosani gehört zu einem der bedeutenden Wintersportzentren Rumäniens. Die Seilbahn verkehrt an allen Wochenenden regelmässig und innerhalb der Woche jeweils früh (nach 8:30) und nachmittags (ca. 14:30).

 

Cabana "LA RÁZVAN" (der schönste Blick)

Diese Cabana bietet den besten Restaurant-Ausblick auf das Parâng-Gebirge. Wer also darauf Wert legt, ist hier genau richtig um am abendlichen Fensterplatz zu einem Bere Ursus die Seele baumeln zu lassen. Unser Frank kann es nach den Tagen im Gebirge immer noch nicht so recht begreifen, dass er in einigen Minuten eine Ciorba vor sich hat. Die Cabana befindet sich wenige Meter über der oberen Seilbahnstation und verfügt über 6 Zimmer (2x2-Bett; 4x4-Bett). Dusche und WC separat. Die Cabana wurde 1993 eröffnet. Telefon von Cabana "La Rázvan": 0723-004650 oder 0788-372100

 

In jedem steckt ein Architekt !

Einige der zahlreichen privaten Wochenendhäuschen nahe der oberen Seilbahnstation. Die "freiarchitektonische" Atmosphäre erinnert sehr an die Wochenendsiedlung oberhalb der Seilbahnstation bei Straja im Vâlcan-Gebirge.

 

Ein Parâng-"Urgestein"!

Jener Herr Namens Dobai Sándor diente viele Jahre als Cabanier in der alten Cabana "CÁSUTA DIN POVESTI". Vor 12 Jahren war ich einmal dort und amysierte mich über seine Ziegen, welche draussen auf den Holztischen posierten. Die Ziegen hat er nicht mehr und auch die alte Cabana verwaltet jetzt ein anderer. Dafür ist Dobai jetzt Chef der neuen Cabana "LA NASU".

 

Cabana "LA NASU" (die Komfortabelste)

Etwas unterhalb der oberen Seilbahnendstation befindet sich die Cabana "LA NASU". Die Cabana verfügt über 20 Plätze und ist sicher eine der komfortabelsten hier oben. Telefon von Cabana "LA NASU": 0722-367891 oder 0254-541505

 

Cabana "CÁSUTA DIN POVESTI" (die Urigste)

Wer in den Genuss des originalen Flairs rumänischer Bergwanderunterkünfte kommen möchte, ist hier bestens und zudem liebevoll aufgehoben. Der stramme Cabanier Sebestyen Csaba ("Csabi") lässt es sich trotz anwesender Ehefrau nicht nehmen, für seine Gäste zu kochen - so gewünscht! Die Cabana, welche nur wenige Meter unterhalb der Cabana "LA NASU" liegt, verfügt über 28 Plätze. Telefon von Cabana "CÁSUTA DIN POVESTI": 0723-680829


Wanderkarten-Tipp:

 

Muntii Parâng / 1:50000 / Karte mit Höhenlinien, rückseitige Beschreibung mit vielen Wanderrouten in Rumänisch, Ungarisch, Englisch / DIMAP / ISBN 963 86834 3 0 CM ...

Zu kaufen sind die Karten direkt beim Hersteller unter: http://www.dimap.hu/  


Copyright © by Wilhelm Scherz · Alle Rechte vorbehalten · All rights reserved

zurück zu:

Rumänien-Fotos

eMail