Die Dampflokomotiven von Reschitza ...
(Das Lokomotivmuseum in Resita)
Fotos: Wilhelm Scherz
Literaturquelle: "Istoria locommotivelor si a cáilor ferate din Banatul Montan" ... Dan Gh. Perianu ... Editura Timpul / Resita |
Das Freilicht-Lokomotivmuseum wurde im Jahre 1972 anlässlich der 100-Jahrfeier des Lokomotivbaus in Resita, eröffnet. Das Areal auf dem sich 16 Dampflokomotiven befinden, ist zu allen Tageszeiten frei und kostenlos zugänglich. ... Der Dampflokomotivenbau in Resita endete im Jahre 1964 mit einer letzten Produktion von Loks, die für den Export nach Vietnam bestimmt waren. In den sich anschliessenden Jahren wurden in der alten Lokomotivfabrik Komponenten für Diesellokomotiven gefertigt. |
Im Zentrum von Resita. Die alte Stadtbrücke, welche die Bârzava überspannt, war eines der ersten stählernen Bauwerke dieser Region, welche hier projektiert und gefertigt wurden. Die riesige Förderbrücke, über welche Kalkgestein aus einem nahen Bergbaugebiet zur Weiterverarbeitung in die nahen Werke der Stadt transportiert wurde, steht Pate für eine lange Industriegeschichte mit der Komplexität hoher Integration von Rohstoffgewinnung und -Weiterverarbeitung innerhalb einer Region. Kurz etwas zur Industriegeschichte dieser Region: Seit der Antike sind die Bodenschätze des Banater Berglandes bekannt und während der altrömischen Herrschaft erlangte der Bergbau in dieser Region einen ersten Aufschwung grösseren Umfangs. Ein guter Fundus über den Banater Bergbau in Form schriftlicher Überlieferungen stammt aus den Zeiten des Mittelalters, der Zeit des Ungarischen Königreiches und auch zu Zeiten unter türkischer Herrschaft (1552-1716). ... Nach dem Friedensabkommen von Passarowitz (1718) zwischen dem ottomanischen Reich und dem österreichischen Kaiserreich, setzte eine neue Phase der Erschliessung Banater Bodenschätze unter österreichischer Herrschaft ein. Neue Spezialisten aus der Steiermark, dem Tirol, aus Böhmen und der Slowakei, modernisierten grundlegend die angewandten Technologien in Bergbau, Transport und Metallverarbeitung. Die Einweihung der Reschitzaer Hüttenwerke vollzog isch frühzeitig, noch vor der Errichtung anderer bedeutender Industriestandorte in Europa, wie z.B. Krupp (1811), Vitkovice (1829), Donawitz (1836), Burmeister & Wain (1843), Siemens (1847) und Skoda (1859) ... Als Rohstofflieferanten für die junge Reschitzaer Metallurgie entwickelten sich zu dieser Zeit die Bergbauzentren um Sasca, Ciclova, Neumoldova, Dognatschka (Dognecea), Ocna de Fier (Eisenstein), Bocsa (Bokschan) und anderswo im Banat. Die Erschliessung grosser Steinkohleschichten begann in Anina bereits um 1790, gefolgt von der Erschliessung grosser Steinkohlevorkommen bei Doman, Secul, Mehadia, Sichevita, ... Wenig später gelangte auch die Handelsschifffahrt auf der Donau zu neuer Bedeutung (nach 1829). Es war die Zeit, in der die Dampfmaschine viele technische Prozesse revolutionierte und die Entwicklung der Eisenbahnen in Europa bereits seit 1825 ihren rasanten Lauf nahm. Die Übergabe des gesamten Industriepatrimoniums der Banater Region (einst im vollständigen Besitz des österreichischen Kaisers) in die Hand internatioonaler Konzerne und Kapitalgeber ist ebenfalls ein weiterer Grund für den umfasenden Aufschwung und Wandel der Industrie im Banat. So kam es 1854 zur Gründung der STEG (einer multinationalen Grossgesellschaft), welche die Interessen einiger Grossbanken aus Paris und Wien vor Ort sozusagen vertrat und durchsetzte. Die Investitionen konzentrierten sich auf den Bau und Betrieb von Eisenbahnnetzen innerhalb und ausserhalb des österreichischen Reiches. So erlangte dieses Konsortium am 1. Januar 1855 sämtliche Bau- und Betriebsrechte für Eisenbahnen im Banat und Böhmen. In Reschitza entstanden in den darauffolgenden Jahren mehrere metallverarbeitende Werke zur Produktion von Eisenbahnschienen (1851), dem Bau von Eisenbahnbrücken (1870), zur Herstellung von Eisenbahnräderreifen (1870), und dem Bau der ersten Lokomotive in Reschitza im Jahre 1872. Der Bau wichtiger Banater Eisenbahnstrecken war indes vorangeschritten:
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Die Nr. 1
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Im Zentrum von Resita. Nachdem sich der Lokomotivbau in Reschitz zunächst auf Industrie-, Bergwerks- und Forsteisenbahnen beschränkte, kam es im Jahre 1920 zu einer umfassenden Erweiterung der Modellpalette. Die neue Lokomotivfabrik wurde zu einem Symbol technischer Leistungsfähigkeit in der Zeit zwiwschen den beiden Weltkriegen. Es war die Epoche der "Uzinele de Fier si Domeniile Resita (UDR)" = der "Reschitzaer Eisenwerke und Domänen". Weitere Segmente der metallurgischen Weiterverarbeitung bestanden in der Instandsetzung und Wartung von Lokomotiven. 1925 wurde eine Forstlok neuen Typs erbaut (= 2 Stück) und 1926 folgte eine neue Serie des Typs "50.000". In den Jahren darauf folgte die Produktion der Serien: 230.000, 142.000, 131.000, 40.000, 130.000 und anderer ... Insgesamt wurden in dem Reschitzaer Werk 1461 Dampflokomotiven gebaut. |
Liste der Ausstellungsexponate des Freilichtmeuseums in Resita (Reschitza):
01. | Lokomotive Nr. 1 / "Resicza" (Spur 948 mm) | 1872 |
02. | Lokomotive - Tender / Nr. 704.402 (Schmalspur 700 mm) | 1925 |
03. | Lokomotive - Tender / Werkslok - CFU 14 | 1954 |
04. | Lokomotive - Tender / Werkslok - CFU 28 | 1960 |
05. | Lokomotive - Tender / Werkslok - CFU 29 | 1952 |
06. | Forstlokomotive CFF 704.209 (hergestellt: STEG Wien) | 1909 |
07. | Forstlokomotive CFF 704.404 | 1944 |
08. | Forstlokomotive CFF 764.493 | 1956 |
09. | CFR - Lokomotive / CFR 764.001 (Schmalspur) | 1958 |
10. | CFR - Lokomotive / CFR 764.103 (Schmalspur) | 1952 |
11. | CFR - Lokomotive / CFR 131.003 (Normalmalspur) | 1940 |
12. | CFR - Lokomotive / CFR 230.163 (Normalmalspur) | 1933 |
13. | CFR - Lokomotive / Serie 50.025 (Normalmalspur) - Herstellung: Henschel - Kassel | 1921 |
14. | CFR - Lokomotive / Serie 50.378 (Normalmalspur) | 1930 |
15. | CFR - Lokomotive / Serie 142.072 (Normalmalspur) | 1939 |
16. | CFR - Lokomotive / Serie 150.038 (Normalmalspur) | 1955 |
CFU = cái ferate uzinale | ||
CFR = cái ferate Româná |
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Übersichtskarte vom Landesbezirk Caras-Severin
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