Eine Schnuppertour in die Pádurea Craiului

Teil 1: Valea Iadului - Damis - Cabana Zenovia

Fotos: Wilhelm Scherz (Mai 2004)

Als eingefleischter Liebhaber von Karstregionen ist mir das Muntii Pádurea Craiului (übersetzt: Königswald) in den Westkarpaten Rumäniens, schon lange von Interesse. So hat es sich über Jahre hinweg durchaus bewährt, in die eine und andere Region zunächst eine "Schnuppertour" zu planen. In diesem Jahr war es nun endlich so weit. Ich war eh in den Westkarpaten auf Wanderschaft und plante so auch einige Tage für diese Region ein. Wo aber anfangen bei einem Gebiet von 750 km²? In diesem Falle definierte sich der Beginn meines Einstandes in die Pádurea Craiului-Region durch den vorhergehenden Verlauf meiner Wanderstrecke. Ich kam also aus dem Vládeasa-Gebirge und gelangte an diesen Tag noch bis zum Motel Lesu, unterhalb des gleichnamigen Stausees. Das hier verlaufende Iadu-Tal (Valea Iadului) stellt die natürliche Wasserscheide zwischen dem Vládeasa-Gebirge und dem Pádurea Craiului-Gebirge dar. Im oberen Bild zu sehen: Bäuerliches Sommeranwesen beim Aufstieg ins Gebirge. Unten verläuft das Valea Iadului und gegenüber erheben sich die westlichen Ausläufer des Vládeasa-Gebirges. Natürlich hab ich mir in der Vorplanung ein Schmankerl ausgesucht und das heisst "Damis". ...


 

Lacul Lesu

Ein langer Tag war es bis hier her. Gegen 9 Uhr war das Zelt gepackt, Abmarsch vom Vf. Bohodei (1654 m / Muntii Vládeasa) über Saua Bohodeiului und Abstieg durch den Schnee nach Stâna de Vale. Dort ging es auf einer Strasse ins Valea Iadului in Richtung Lesu-Stausee. Ein Strassenschild zeigte eine Distanz von 28 km an. Nach ca. 8 km hatte ich Glück und wurde von einem Jeep bis zum oberen Ende des Lacul Lesu mitgenommen. Von da waren es noch einmal 8 km zu Fuss bis Motel Lesu. 17 Uhr Ankunft am Motel mit grossem Durst und Hunger :-))) !

 

Motel Lesu

Das Motel liegt kurz unterhalb der Staumauer des Lacul Lesu. Nachdem ich mich einquartiert hatte, war die schöne Terrasse (rechter Gebäudekomplex) mein Traumplatz in der Abendsonne bei Bier und einer deftigen Ciorba de Burte. ... Das Motel Lesu verfügt über 58 Zimmer (2- und 3-Bett) mit 148 Plätzen. Eine Unterkunft dürfte man hier unangemeldet sicher immer bekommen.

 

Abendlicher Blick ...

... von der Terrasse des Motel Lesu. Links der Bildmitte steigt das Valea Lesu an, worin sich ein verlassener Steinbruch insbesondere rechtsseits erhebt. Linksseits befinden sich zwei kleinere Höhlen. Die bekannteste Höhle dieses Tales ist die Pestera cu Apá din Valea Lesului. Rechts im Bild erhebt sich der Vf. Pietrele Dacii (975 m) und unten (von li. nach re.) verläuft das Valea Iadului, in dem sich die ersten Häuser der sich lang hinziehenden Gemeinde Remeti befinden. Hinter dem Valea Lesului sieht man die Anhöhen der Mágura Dosului. Dahinter, etwas rechtsseits befindet sich das Bergdorf Damis.

 

Anstieg aus dem Valea Iadului

Vom Motel Lesu folgte ich zunächst dem Iadu-Tal talwärts. Nach ca. 4-5 km kommt eine grössere Brücke, neben der ein nicht fertig gestelltes Gebäude mit flachem Betondach steht. Dort geht es nach links hinein in ein aufsteigendes Tal hinauf Richtung Dealul Frântura Botii. Kurz hinter den letzten Häusern des Seitentales befinden sich direkt am Bach schöne Zeltgelegenheiten!!! Von dem im Bild sichtbaren Punkt steigt man weiter einen Forsteweg zum Kamm empor. Nahe des Kammverlaufes gibt es eine gute Quelle und direkt am Kamm befinden sich einige schlichte, aber schöne Datschen. Auf der anderen Seite des Berges geht es hinunter ins Valea Brátcuta.

 

Das Valea Brátcuta durchschritten

Blick nach Südost: Gegenüber dem Brátcuta-Tal befindet sich die Erhebung des Dealul Frântura Botii etwa in der Bildmitte. Die ferne Erhebung ganz rechts im Bild könnte der Vf. Pietrele Dacii sein und hinter dem hohen Gipfel links im Bild steigt die Anhöhe noch ein Stück weiter empor zum nicht sichtbaren Dl. Botii (968 m). Steigt man über einen stark erodierten Forstweg von Dealul Frântura Botii ins Brátcuta-Tal hinab, so befindet sich beinahe gegenüber ein aufsteigender Forstweg (ohne Brücke - nur mit einem kleinen Übergang von zwei Bumstämmen gekennzeichnet) hinauf Richtung Damis.

 

Aufstieg nach Damis

Blick in Richtung Nordost: Rechts im Bild verläuft das Brátcuta-Tal. Dort befindet sich etwas weiter talwärts die Karstquelle "Izbucul Damisenilor". Ob diese Quelle ihren Namen jener Annahme zu verdanken hat, die darüber Auskunft gibt, dass das versickernde Wasser der riesigen Senke bei Damis etwa hier wieder zutage tritt? In der Tat gibt es keine weitere Karstquelle im weiteren Umkreis von Damis. Erst kurz vor der Gemeinde Bratca gibt es eine weitere Karstquelle Namens "Izbucul Brátcanilor". Das dort geförderte Wasser stammt aber mit Sicherheit von den nahen Anhöhen um Dl. Bálnaca-Grosi.

 

Erstes Salas (Sommerhaus) ...

... in Damis. Ganz in der Nähe gibt es einen kleinen Bach. Hier folgt man einem kleinen Weg nach West und gelangt so, vorbei an urigen Bauernhäuschen, ins Zentrum von Damis und was noch wichtiger ist: zum ersten Magazin Mixt dieser Gegend, dessen Chefin grosszügig das Zelten auf der dahinter liegenden Wiese erlaubt. Sie plant gar im kommenden Jahr hier ein Gästezimmer einzurichten.


Damis

Eine Gebirgsregion von ganz ausserordentlichem Relief und von sehr interessanter Karststruktur! Das ca. 3-4 km lange Bergdorf Damis ist von der Art her eher ein typisches Strassendorf mit nur wenigen Nebenzügen. Im unteren Bild zu sehen: Die Häuser stehen entlang der hinteren Bergkette unterhalb des Waldrandes und befinden sich auf einer Höhe zwischen 700-750 Meter. Ganz links im Bild erhebt sich die Anhöhe Dealul Glimeia auf 841 Meter. Ein Stück weiter rechtsseits befindet sich der versteckt liegende kleine Eingang zur Toaia-Höhle. Die Doline in der unteren Bildmitte hat eine geschätzte Tiefe von 30 Meter.

Das Bergdorf Damis erreicht man mit dem Auto nur über die Gemeinde Bratca. Anreise über die -E 60- von Oradea über Alesd weiter in Richtung Huedin. Kurz hinter dem Ort Borod befindet sich rechts die Abfahrt über Beznea (hier alte Holzkirche zu besichtigen!) nach Bratca (10 km). Von Bratca hinauf bis Damis sind es weitere 10 km auf grossteils unbefestigter Strasse. Mit einem Geländewagen kann man auch eine Anreise von Dobresti (im Westen der Pádurea Craiului) aus versuchen.

Oberes Bild: Blick aus Nordwest nahe Dealul Ouasului (803 m) auf die typischen Tiefenerosionen innerhalb der Damis-Senke. In dieser fliessen einige kleine Bäche, die nach wenigen Metern erneut im Karst verschwinden. In regenreichen Zeiten kann es durch die begrenzte Abflussmenge des Wassers zeitweise zur Ausbildung kleiner Seen kommen. Die riesige Weidefläche innerhalb der grossen Senke begünstigt hier natürlich die Viehhaltung. Ackerbau wird nur in ganz kleinen Parzellen betrieben. Die Menschen arbeiten zumeist in der Forst, oder in anderen Gewerben der Gemeinde Bratca. Über den Häusern von Damis steigen die zumeist bewaldeten Anhöhen von Dl. Mágura Dosului bis auf 948 m (rechts oben im Bild) an. Der Bereich zwischen dem Kammverlauf von Dl. Mágura Dosului bis in die Tiefenerosionen der Damis-Senke stellt wahrscheinlich eine einzige schräg gelagerte Kalkplatte dar, in der das Wasser in seinem Verlauf nur an der Oberfläche in Richtung Senke fliessen kann. Geht man oberhalb der Häuser, parallel zur Strasse, so fallen die verhältnismässig viele kleinen Bäche auf, die hier auf kurzer Distanz bestehen. Folgt man der rechts oben im Bild auslaufenden Erosionsrinne, so gelangt man zu einer kleinen Grotte bei Ponorul Pesteruta. Ganz links im Bild befindet sich die unübersehbare Steilwand, in dessen oberen Abhängen sich der Zugang zur Toaia-Höhle befindet.


 

Der Höhleneingang!

So ein kleines Loch findet man kaum als Fremder und so war mein erstes Ziel am Magazin Mixt von Frau Novac natürlich die Recherche nach einem fachkundigen Einheimischen. Zwei Kinder liefen los und brachten mir den Adrian Ciucur herbei. Adrian hatte Zeit und willigte ein, mich zu begleiten. Wer also künftig hier einmal Station macht, der solle ruhig nach dem Adrian fragen und ihm natürlich auch einen kleinen Betrag für seine Dienste anbieten!!!

 

Pestera Toaia

Die Höhle, in 725 m Höhe gelegen, hat eine Länge von 186 m und eine Tiefe von 29 m. Der grössere horizontale Höhlenraum befindet sich auf dem Grund der Höhle, der aber ohne ein Seil nicht zugänglich ist. Die Fotos stammen aus der oberen, ohne Seil zugänglichen Etage der Höhle.

 

Pestera Toaia

Vom Höhleneingang her steigt man beinahe 7 m senkrecht in den ersten Höhlensaal ein, in dem sich schöne Formationen von rotbrauner Färbung befinden. Durch ein kleines Loch führt der Weg ebenfalls beinahe senkrecht (noch ohne Seil zu machen) bis zu einem weiteren schmalen Durchschlupf 5 Meter tiefer. Hier aber braucht es ein Seil, um wenigstens wieder heraus zu kommen :-) !!! Auch die Deckenformationen im ersten kleinen Höhlensaal beeindrucken den Besucher.

 

Traditionelles Nutzgebäude in Damis

Schon beim Spaziergang durch die Senke ist mir aus der Ferne ein seltsames Gebäude oberhalb der Strasse aufgefallen. Es ist noch eines der ganz alten Holzhäuser mit Grasdach, wie sie wohl in den früheren Jahrhunderten hier traditionell errichtet wurden.

 

Kirche in Damis

Im Kontrast zu dem alten Nutzgebäude mit Grasdach befindet sich hier die orthodoxe Kirche von Damis. Sie war leider geschlossen und so konnte ich keine weiteren Informationen darüber gewinnen. Neben dieser Kirche gibt es noch eine neue, kleinere (penticostale) Kirche.

 

Magazin Mixt

Insgesamt soll es hier sogar 4 Magazin Mixt geben. ich hab zwei ausgemacht und visitiert. Dieses befindet sich im Ortszentrum, kurz vor der Kirche. Neben dem Verkaufsraum gibt es noch den spartanisch eingerichteten Kneipensaal, der aber immerhin über einen Billardtisch verfügt, an dem sich gern die Jugendlichen des Dorfes versuchen. Hier an diesem Mag. Mixt zweigt eine Nebenstrasse hochwärts ab und man gelangt nach wenigen Metern zu dem gemütlicheren Magazin Mixt mit Cafebar von Frau Novac. Bei ihr kann man sein Zelt aufschlagen und hat dazu auf der Wiese dahinter fliessend Wasser und das kleine Plumpsklo vom Mag. Mixt dazu gratis ganz in der Nähe. Was will man also mehr. Telefon von Frau Novac: 0744-293641 .

 

Weiter gehts über Dealul Culmei

Hier auf dem Plateau von Dealul Culmei, wo sich ganz in der Nähe die Höhlen "Pestera Lesianei" und "Pestera Moanei" befinden, stehen weitere der alten Holzhäuser mit Grasdach, die vorwiegend als Heuspeicher und Viehstall genutzt werden.

 

Und noch ein schönes ...

Holzhaus bei Dealul Culmei. Von hier aus wollte ich ja in Richtung Cabana Zenovia, wo sich auch das beeindruckende Höhlenportal der Pestera Ungurului befindet. Die Orientierung hier ist allerdings etwas schwierig, denn viele kleine Pfade und Wege kreuzen sich hier. Auch das eine und andere Tal erweist sich schliesslich als eine abflusslose Senke. Es gilt also schlicht: "... die Richtung in etwa zu wahren"!!!

 

Über dem Valea Luncilor

Das Valea Luncilor, im Bild von links oben kommend, endet im Valea Misidului (siehe Bildmitte) - auch als Cheile Misidului bezeichnet. Dort in der Schlucht, die unmittelbar am Crisul Repede endet, gibt es weitere Höhlen. Ich war derweil am Überlegen, ob ich hier irgendwie einen Abstieg suche, oder aber noch das Dorf Bálnaca Grosi besuche und entschied mich für letztere Variante.

 

Altes Gehöft in Bálnaca Grosi

Hier findet sich ebenfalls noch ein Hof, mit einem der traditionellen Nutzgebäude. Allerdings sind die Wahrzeichen des Ortes andere, insbesondere der grosse Wasserturm des hiesigen Bergwerkes, welches aber derzeit eingestellt ist. Nahe dem Wasserturm muss man sich spätestens links halten und über die Wiesen absteigen um zur Cabana Zenovia zu gelangen. Allerdings ist dieser Weg äusserst schwer zu finden und mit schwerem Gepäck an feuchten Tagen SEHR schwierig und gefährlich!!! Ich hatte Glück, ein Hausbesitzer nahe der Wiese lud mich auf ein Kaffee ein und lies es sich nicht nehmen, mich auf den Weg bis hinunter zu begleiten.

 

Pestera Ungurului

Hier war mein Abstieg zur Cabana Zenovia, gegenüber der Pestera Ungurului einem guten Ende entgegen gegangen. Der schwierigste Abschnitt erfolgte in dem bewaldeten Abschnitt in der Bildmitte. Zwischen diesem Abschnitt und dem Höhlenportal befindet sich eine weitere Felsbarriere mit aufsteigender Schlucht (unmittelbar links neben dem Portal der Pestera Ungurului). Dort hinauf gelangt man zum Eingangsportal der Pestera de la Hodoabá, welche direkt über der Ungurului-Höhle verläuft.

 

Cabana Zenovia

Weitere Infos zur Cabana Zenovia!

Hier errichtete ich mein Zelt am Sonntagabend für drei Nächte und genoss die kommenden ruhigen Tage, denn an den Wochenenden ist hier immer viel los. Mit dem Personal von Cabana Zenovia kam ich schnell ins Gespräch und so bot man mir für den späten Abend noch einen Ausflug in die nahe Pestera de la Hodoabá an.

 

Pestrea de la Hodoabá

Hier ist fachkundige Führung allerdings gefragt, die man bei den Leuten der Cabana Zenovia auf Wunsch und für ein Entgeld auch bekommt, denn ohne Kletterausrüstung kommt man lediglich in den ersten eher schmucklosen Saal der Höhle. Die Pestera de la Hodoabá befindet sich in einer Höhe von 395 m, hat eine Gesamtausdehnung von 253 m, eine Tiefe von 11 m und steigt auf eine Höhe von 16 m an.


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