Mit "Horsti" in den Banater Karst

Poiana Roschii im Anina-Gebirge

Fotos von: Wilhelm Scherz (September 2002)

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Das Banater Bergland und seine Karstregionen sind allein für sich betrachtet, ein unerschöpfliches Thema. Der Wechsel zwischen den abrupten Karstregionen der Schluchten des Caras, Buhui, Márghitas, Nerei, Gârliste, Minis, ... und im Gegensatz dazu das sanfte Bergland des Anina-Plateaus, welches sich im Wechsel von Weideflächen und Waldgebieten gibt. Jedes Gebiet hat seine Spezifika - auch was die Höhlen anbelangt. In der Minis-Klamm z.B. gibt es Höhlen, die sozusagen in der Bildungsphase dieser Klamm unterbrochen wurden. Heut finden sich Höhlen zu beiden Seiten der Klamm, die eigentlich einmal zusammen gehörten. Während sich in den Klammen überwiegend Horizontalhöhlen befinden, so prägten sich auf dem oft abflusslosen Plateau des Anina-Gebirges zahlreiche Schachthöhlen aus. Regionen wie die Poiana Roschii auf dem Anina-Plateau wurden und werden erst jetzt so richtig interessant für die Höhlenforscher. "Poiana Roschii" - ja wie oft hatte ich den Ortsnamen schon gehört, denn der "Horsti" - ein gestandener Böhmer Recke eines Banater Berglanddeutschen aus Reschitz - hat eine furchtbar fangende Art, wenn er von den Karstregionen des Muntii Anina zu erzählen beginnt. Man hört ihm besser nicht zu, aber tut man es, so bleibt´s nicht aus, dass man dies alles auch selbst einmal erleben möchte :-) ! Was sag ich - "MUSS"!

 

Carasova

Der "Horsti" hat seinen treuen Dacia gestartet und wir fahren in Richtung Anina-Gebirge. Auf der -58- geht´s von Resita zunächst vorbei an dem Dorf Carasova, welches von einer kroatischen Minderheit bewohnt wird. Der Ort liegt mitten im Karst in einer riesigen Senke. Carasova ist auch DER Ausgangspunkt für Wanderungen in die Karasch-Klamm (Cheile Carasului).

 

Izbucu Bigár

Von Carasului aus geht´s weiter in Richtung Anina - Steierdorf. In Steierdorf zweigen wir nach links ab und folgen der -57 B- durch die Minis-Klamm. Kurz nach dem Abzweig (links) nach Poneasca, kommt zur rechten Seite das Quellgebiet des Bigár-Baches. Es sind keine 100 Meter von der Quelle des Bigár-Baches (Izbucu Bigár), bis zur der Stelle, an der er in die Minis mündet.

 

Pestera Izbucu Bigár

Die Bigár-Höhle befindet sich ca. 7-8 Meter über dem Izbucu Bigár. In Zeiten hoher Wassermengen (in Folge hoher Niederschläge oder der Schneeschmelze) kann es geschehen, dass das Wasser nicht so schnell durch die Engen des Izbucu Bigár nach draussen abfliessen kann. In diesem Falle steigt der Wasserspiegel in der Höhle an und fliesst dann zusätzlich über das Höhlenportal ab.

 

Cascadele Bigár

Das zauberhafteste aber sind die schönen Sinterformationen, über die ein Teil des Wassers in die Minis fällt.

 

Wunder des Sinters

Man kann nicht umhin, neben der Brücke einmal ein Stück über rutschigen Fels in die kleine Schlucht hinunter zu steigen, um dieser schönen Sinterfomation möglichst nahe zu sein.

 

Kleine Schlucht bei Cascada Bigár

Nach dem Besuch des Izoru Bigár setzen wir unsere Reise fort. Weiter talwärts der Minis folgend, gelangen wir nach Bozovici. Ab hier gibt es zwei Möglichkeiten, um nach Moceris zu gelangen. Wir nehmen den Abzweig in der Ortsmitte von Bozovici und fahren über die kleine Landstrasse - vorbei an Lápusnicu Mare - nach Moceris. Zur rechten Seite steigen die Berge allmählich an. Fast alles Gelände hier wird landwirtschaftlich genutzt, wobei besonders einige einst angelegte Terrassierungen im Landschaftrelief sehr beeindruckend sind.

 

Nahe Izbucul Mocerisului

Im Hintergrund ragen die steilen Flanken des Ogasul Mare empor. Vor uns ein weiteres Wunder des hiesigen Karstes: Ein gigantisches Sinterplateau, welches sich allein durch das kalkhaltige Wasser des Izbucul Mocerisului aufgebaut hat. Der Izbucul Mocerisului befindet sich direkt am Fusse der grossen Felswand, wo sich noch ein kleines Gehöft und eine traumhafte Zeltwiese samt Pavillion befinden. Oh Gott, ich hätte hier zu gern ein Zelt aufgeschlagen!!!

 

Cascada Mocerisuli

Direkt an der steilen Flanke des vorgelagerten Sinterplateaus fällt das Wasser über die Cascada Mocerisului über ca. 10 Meter in die Tiefe. Hier wurde noch bis vor einigen Jahren Sintergestein abgetragen. In Moceris kann man viele Häuser bewundern, die mit diesem Material erbaut wurden. Dem Sintergestein werden gute isolierende Eigenschaften zuerkannt.

 

Sinter als Baumaterial

Ein kleines Stück (15 x 13 cm) aus dem Bruchgestein nahe des Wasserfalls. Die versinterten Pflanzenstrukturen sind dabei gut zu erkennen. An den Aussenfassaden mancher Häuser in Moceris, haben die Erbauer mitunter grossen Wert auf die "besten Stücke" gelegt. Eine Dorfvisite ist in jedem Falle sehr interessant.

 

Pestera de la Válaiá

Wir verlassen den Izbucul Mocerisului und steigen über einen grasbewachsenen Weg rechts der Zeltwiese empor. Nach ca. 1 Stunde Fussmarsch gelangen wir an eine Quelle (links des Weges), bei der sich auch eine kleine Viehtränke befindet. Hier die Wiese weiter hinauf und noch 100 Meter duch den Wald, bis zum Fusse der Kalkwand, gelangt man direkt zum Portal der Pestera de la Válaiá.

 

Wie ein tanzender Brummkreisel ...

Der Höhlengang beginnt linksseits und verläuft dann in einem nach rechts verlaufenden Halbkreis. Dann folgt ein schmaler Durchschlupf und man gelangt in drei nachfolgende kleinere Galerien. In der ersten Galerie vereint sich ein Stalaktit mit einem Sinterbecken und es scheint, als tanze der Stalaktit wie eine Schallplattennadel auf dem Kalk umher :-))) !

 

Micro-Cascaden ...

In der nachfolgenden Galerie, durch die man über einen flachen halbmondartigen Gang kriechend gelangt, befindet sich dieses schöne Gebilde mit seinen Micro-Kaskaden.

 

Sinterbecken ...

Die letzte Galerie beherbergt dieses kleine Sinterbecken, an dem auch der Durst gestillt werden kann.

 

In der letzten Galerie ...

Das Prägende dieser Galerie ist die sehr plane Deckenstruktur. Diesem Raum schliesst sich wieder ein flacher Kriechgang an, über den man nach mehreren Metern zum Endpunkt der Höhle gelangt.

 

Endpunkt ...

Dieser Bereich ist aufrecht begehbar und endet nach ca. 20 Meter. Die Gesamtlänge der Höhle, welche auch einige Fledermäuse beherbergt, beläuft sich auf ca. 250 Meter.

 

Poiana Roschii

Wir haben´s geschafft und befinden uns auf den Weideflächen der Poiana Roschii. Die Pleschiva (1144 m) versteckt sich hinter den aufziehenden Wolken. Auf den ersten Blick wird klar, um was für ein spektakuläres Gelände es sich hier handeln mag. Dolinen, wohin das Auge schaut und beinahe in jeder Doline findet sich ein Höhlenschacht. Weiter links (nicht im Bild) befindet sich die erste und grösste Doline, in welcher sich der Zugang zum Avenul de la Stâna lui Ivascu befindet.

 

Eingang zur Höhle

Der Eingang zum "Avenul de la Stâna lui Ivascu" ist ein ganz putziger :-))) ! In der grossen Doline fliesst auch ein kleiner Bach mitten ins Zentrum der Doline hinein. Dort endet er kurz hinter einer Viehtränke plötzlich im Gras. Ein keines Loch ist es, aber nicht das richtige für den Einstieg. Das Einstiegsloch, ebenfalls im hohen Gras verborgen, liegt nur wenige Meter daneben. Nachdem ich das Gras weggerupft hatte, war ich zunächst etwas skeptisch, ob mein Körperchen dort hineinpasst.

 

Avenul de la Stâna lui Ivascu

Körperchen passt! Es folgt ein schmaler senkrechter Schacht, welcher ca. 7 Meter in die Tiefe führt. Hier gelangt man wieder an den Bachlauf. Nach einem weiteren Abstieg von ca. 3 Meter gelangt man in diesen Gang, der nach weiteren 20 Metern an einer 6 Meter in die Tiefe fallenden Kaskade endet, so man kein Seil dabei hat. Auszumachen ist von oben eine weitere tiefe Fallstufe.

 

"Toter Disc"

Allein der obere Gang hat schon seine Reize und eine Passage bis hier hin lohnt in jedem Falle. Ein Höhepunkt ist dabei dieser "tote" Disc, welcher irgendwann durch das Gewicht der an ihm gewachsenen Tropfsteine gebrochen ist.

 

Und vorerst geht´s nicht weiter!

Oberhalb der Kaskade heisst es den Rückweg anzutreten. Doch sei noch erwähnt, dass es diese Höhle so richtig in sich hat. Der weitere Verlauf des Ganges führt in einen Höhlensaal, welcher beinahe die Dimensionen eines Fussballfeldes haben soll. Na schaun wir mal, es gibt ja auch ein nächstes Jahr und dann haben wir auch ein wenig Kletterzeugs dabei.

 

Cabana lui Adi

Unser Domizil für die zwei Nächte hier oben bei Poiana Roschii war die Cabana lui Adi. Der Weg (rechts hinter der Cabana) führt direkt zur Poiana Roschii. Dort befindet sich auch rechts des Weg´s eine Quelle. Geht man direkt rechts der Cabana über eine Wiese hinab, so gelangt man nach ca. 100 Meter zur Pestera Gáurile Mari.

 

Regionalspezifik

Mit uns (dem Horst Neff, Gerd Lombardi und meiner Wenigkeit) übernachteten noch zwei Waldarbeiter aus Lápusnicu Mare hier. Am Abend als die Pferde ausgespannt waren, schaute ich mir dann mal das Geschirr genauer an und wollte wissen, was das wohl für Fellbüschel wären, die da oben angebracht sind. Es sind, der hiesigen Tradition entsprechend, Wildschweinborsten!

:-)

 

Pestera Gáurile Mari

Nahe der Cabana gelegen, erreicht man über eine absteigende Wiese diese Schachthöhle. Man kann in dieser noch ca. 15 Meter ohne Seil senkrecht in die Tiefe klettern. Auf einem Balkon ist dann aber Ende. Links in der Wand befindet sich ein Abseilhaken. Die Höhle soll eine maximale Tiefe von - 40 Meter erreichen.

 

Liliac

Auch ohne Kletterhilfen hat sich der Einstieg gelohnt, allein schon der grossen Fledermäuse wegen.

 

Westlich von Cabana lui Adi ...

... gibt es weitere Grotten und Höhlen. Hinter der Cabana setzt sich ein Waldweg fort. In einer Senke verlässt man den Weg und geht nach rechts. Dort über eine Lichtung hinweg und leicht links wieder in den Wald, gelangt man an eine Doline mit schönem Höhlenportal. Die Höhle führt etwa 50 Meter hinein und endet an einem durch Bruchgestein blockierten Fortsatz.

 

Dolinen überall ...

... auch im Wald nord-östlich der Weideflächen von Poiana Roschii. Nahe dieser Höhle fanden wir einen versandeten Höhlenzugang mit der Registriernummer "ER 2232/76". "ER" steht dabei für den Höhlenforscherclub "Exploratorii Resita", von dem der Horst Neff ja einer der Gründungsväter ist.

 

Horst Neff beim Kartenstudium !

Für den Horst eine wahre Leidenschaft! Oberhalb einer kleinen Schachthöhle pausieren und analysieren wir. Am Abend gingen der Horst und ich mit einem der Waldarbeiter noch einmal zu den Weideflächen. Dann zeigte der uns binnen weniger Minuten weitere Zugänge zu anderen Schachthöhlen. "Eine hier" - "Wo?" - "Dort unter den dicken Holzstämmen!" - "aha" - "eine andere dort in der Doline auf der Wiese" - "Wo?" - "Dort drüben, ... ach ja, hier ist auch noch ein Zugang ...". Zu guter Letzt gingen wir an den Waldrand, wo ein abenteuerlicher Schacht in die Tiefe führte. Ich war schon am Versuch einzusteigen, da rief mich die Stimme vom Horst zurück, denn es war schon spät. Horst´s Stimme ist "Gesetz" und meine Nackenhaare kräuselten sich. Oh weh, man darf nicht anfangen sich zu interessieren, dann hat das Anina einen im Griff der Sucht. Zu spät, mich hat´s gepackt!

 

Blick in Nord-Ost ...

... auf Poiana Scocu. Wir stehen oberhalb einer hier endenden steilen Kalkwand, welche sich nach rechts windet. Dort setzt sich die nach Osten abfallende steile abrupte Kalkwand - bis auf eine Unterbrechung - bis Ogasul Mare fort. Nahe dieser Stelle (rechtsseits) befindet sich ein weiterer senkrechter Höhlenschacht.

Fazit: Das Wetter war eher schlecht, das Essen gut, die Stimmung noch besser, die Erlebnisse super, die neuen Informationen einen noch neugieriger machend und die Sehnsucht unbeschreiblich ... ! Diese Gegend und die Neugierde darauf, lässt sich nur noch mit den Worten von Boris Becker treffend beschreiben:

"ICH BIN DRIN !"

Wer fachkundliche Kontakte zu örtlichen Höhlenforschern sucht, sei auf den Höhlenforscherclub "Exploratorii Resita" verwiesen!

Karte zur Region: Landesbezirk Caras-Severin


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