"Focul Viu" bei Andreiasu de Jos
(die lebendigen Feuer)
Fotos von: Wilhelm Scherz (Juni 2002)
"Focul Viu" (Lebendige Feuer) wurde einst in alten Reiseführern als "Focul nestins" (das ewige Feuer) bezeichnet. Aus den neuen Rumänienreiseführern ist dieses geologische Kuriosum gänzlich verschwunden und es war nur ein Zufall, der mich auf dieses Gebiet neugierig machte. Auf einer Wanderung durch das Vrancea-Gebirge im letzten Jahr, kam ich mit zwei Forstleuten ins Gespräch und erzählte diesen vom "Focul Viu" bei Lopátari im Bezirk Buzáu. Bei dieser Gelegenheit erwähnten die Forstleute, dass es ein zweites Gebiet gäbe. Wir schauten auf meine Wanderkarte vom Vrancea-Gebirge nach. Andreiasu de Jos war dort nicht verzeichnet, aber sie deuteten auf Nereju. Dort in Nähe sollte es sein. Und wieder war es ein Zufall, dass mir eine gute Freundin einen uralten Reiseführer aus dem Jahre 1974 zukommen liess und BINGO, da fand ich dann auch den Hinweis auf das gesuchte "Focul nestins" bei Andreiasu de Jos.
Traumzeltplatz Direkt über dem Ort Andreiasu de Jos, keine 30 Meter von den "Lebendigen Feuern", haben wir unsere Zelte aufgeschlagen. Es war früher Nachmittag und ich bereitete gerade den Kaffee, da machten wir auch schon eine erste Bekanntschaft. Es war Mânea Aurel, der uns zu einem Tuicá unten in sein Haus einlud. Rumänische Gastfreundschaft in Echtzeit !!! |
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Information Wir staunten nach unserer Ankunft nicht schlecht, denn das Areal um "Focul Viu" war gut erschlossen. Es gab eine angelegte Betontreppe, welche das letzte Stück die steile Wiese hinaufführt und auch eine riesige Freilichtbühne steht hier in unmittelbarer Nähe der Lebendigen Feuer. Diese existieren hier wohl schon seit Menschengedenken. Eine Hinweistafel gibt erste Infos über die Region und die Gemeinde Andreiasu de Jos. Bei dem Gas, welches hier aus Erdlöchern hervorströmt, handelt es sich um Methangas. |
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Gas Am Tag vor unserer Ankunft hatte es stark geregnet und einige Erdlöcher waren mit Regenwasser gefüllt. Aber auch hier strömt das Gas, wenn auch vermindert, unentwegt an die Erdoberfläche. |
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Focul Viu am Tage Gleich nach dem Zeltaufbau habe ich den "Lebendigen Feuern" natürlich einen ersten Besuch abgestattet. Beeindruckend war es in jedem Falle, aber meine ganz grossen Erwartungen habe ich mir für die Zeit der Dämmerung und der Dunkelheit bewahrt. Eine Übernachtung hier an diesem Ort ist ein ABSOLUTES MUSS !!! Da sind die flüchtigen Tagestouristen schon sehr zu bedauern. |
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Ländliche Architektur Die Sonne stand noch hoch am Nachmittag und so nutzten wir die Gelegenheit für eine kleine Dorfvisite. Ganz typisch ist die Architektur der hiesigen Viehställe. Unten ist reichlich Platz für´s liebe Vieh und obenrein kommt´s Heu. |
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Die Dorfkirche Schön anzuschaun ist das Ensemble von Glockenturm und orthodoxer Kirche. Die Gemeinde Andreiasu de Jos (Comuna) zählt an die 2300 Einwohner. Die Häuser stehen zumeist unten im Tal am Milcov-Bach, wodurch sich das Dorf mitunter weit in die Länge zieht. Auch das höher gelegene Dorf Andreiasu de Sus zählt zur Comuna Andreiasu de Jos. Insgesamt gibt es in der Gemeinde auch 6 Magazin Mixt. Das grösste und kurioseste Magazin Mixt findet man ganz in der Nähe der Kirche! Die Strasse, welche vom Tal hinauf nach Andreiasu de Sus führt, ist nur mit Allradfahrzeugen oder LKW´s befahrbar! |
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Gastfreundschaft Und nun sind wir bei Familie Aurel gelandet, deren Sohn uns eingeladen hatte. Die Eltern, Vater und Mutter Aurel, hatten eine unglaublich liebenswürdige Ausstrahlung und überhaupt, es gab einen unglaublich guten Tuicá, unglaublich guten Wein, unglaublich gutes Essen und weitere unglaublich interessante Dinge ... |
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Der Kellergeist Hier gibt es sie also noch, die echten Kellergeister und sie machen sich zudem auch sehr nützlich. Eine alte Regel gilt es zu beachten: Sperre ein liebes Kind in den Keller und schon kommt der Geist und schüttet leere Tassen voll mit Wein! So geschehen auch bei meiner heimlichen Anwesenheit. Und wer genau hinschaut, kann sehen, wie der Geist den Gummischlauch da in die weisse Tasse hält und flüstern tut er unentwegt: "Ein süffig Wein, ein süffig Wein, soll es für die Gäste sein". Das arme Kind weiss derweil nicht wie ihm geschieht, aber schlimm ist´s nicht, denn es soll ja den Wein nicht trinken :-))) ! Mânea zeigte mir dann noch seinen zweiten Weinkeller, worin drei beinahe mannshohe Fässer standen und alles wurde durchgekostet! |
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Ist´s ein Kellergeisterfänger ? Nein, ist es nicht. Aber in jedem Falle ist es eine regionale Besonderheit ländlicher Kultur. Nämlich eine Fangeinrichtung für kleine Fische. In hohen Bergbächen legt man die Fänger aus und nach einer Weile holt man diese wieder heraus. Die bäuerlich-fachliche Bezeichnung für dieses Fanggerät lautet: "Vârse pentru Prins" und die kleinen Fische, welche sich darin verfangen, haben so wenig indentifizierbare Namen wie "Clean, Moiná, Gârite". |
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Focul Viu am Abend Mit Einbruch der Dämmerung sind wir zurückgekehrt zum "Focul Viu". Mit den langsam schwindenden Konturen der Landschaft, verbinden sich die Feuer jetzt sehr wirkungsvoll. Die optimale Zeit zum Fotografieren! |
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Heut geht´s ohne Lagerfeuer ! Es ist, als würden wir uns an den "gedeckten Tisch" setzen, denn wann jemals brannte schon ein Lagerfeuer zur abendlichen Rückkehr an´s Zelt. Übrigens ist es bisher noch ungeklärt, warum die Feuer immer brennen und sich mitunter selbst entzünden. Aber das verleitet mich dann doch zu der These, dass die Ur-Bürger von Andreiasu de Jos die ersten Menschen der Welt waren, welche das Feuer zu nutzen wussten :-))) ! |
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Geisterstundentee Die Stunden der Dunkelheit sind vorangeschritten und diesmal haben wir uns das Aufsetzen des allabendlichen Teekessels extra für die Geisterstunde vorbehalten, um einen echten Geisterstundentee zu bereiten. Noroc! :-) |
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Hexentanzplatz Nach einem anständigen Geisterstundentee wird der Mensch beinahe unverwundbar. Cátálin hat sich zur Probe mal ins Höllenfeuer begeben. |
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Abschied von Freunden Am nächsten Tag haben wir zum Abschied noch einmal bei unseren Freunden vorbeigeschaut. So ist das halt in Rumänien, mit einem Reiseziel finden sich auch immer neue Freunde. Wir bekamen zur Stärkung noch eine Tasse frischer Milch von einer waschechten Andreiasu-Kuh und für´s Gepäck ein kleines Tuicá-Flascher´l separat. Multumesc foarte mult! |
Anreise nach Andreiasu de Jos:
Andreiasu de Jos liegt im Judetul Vrancea (siehe Karte). Von Bukarest aus fährt man mit dem Zug bis Focsani. Von Focsani aus fahren mehrmals täglich Busse direkt bis Andreiasu de Jos. Eine Anreise mit dem Auto ist ebenfalls von Focsani aus über Odobesti, problemlos möglich. Die Distanz zwischen Focsani und Andreiasu de Jos beträgt knapp 40 km. Wer über einen Geländewagen verfügt, der kann sich auch auf der abenteuerlichen Strecke über Vintileasca versuchen.
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