Hirten, Hirtenhütten und wie´s mit dem Käse geht.

Fotos aus einer jahrhunderte alten Kultur!

von: Wilhelm Scherz

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Einblicke in eine Hirtenhütte (Stâna)

Unmittelbar über der Waldgrenze, unterhalb vom Petreanu-Gipfel im Tarcu-Gebirge, befindet sich diese Hirtenhütte.

Die frisch gemolkene Milch der Schafe hängt bereits über dem Feuer. Es dauert schon ein wenig, bis dieser riesige Topf auf die nötigen Temperaturen gebracht wird, um dann die Gerinnung der Milch einzuleiten.

 

So ein Käse!

Da liegen sie, die fertigen Käselaiber, sicher aufbewahrt in einem Nebenraum der Stâna.

 

Stâna im Muntii Maramures

Auch hier ist es bald so weit, der Hirte kontrolliert das kostbare Gut. Wenig später beginnt die arbeitsintensivste Phase der Käseherstellung.

 

Allwetterjob

Am Tage ziehen die Hirten bei jedem Wetter ihres Weg´s. So auch hier im Retezat-Gebirge, nahe dem Vf. Albe. Gegenüber versteckt sich der Vf. Peleaga in den Regenwolken.

 

Melkzeit

Zwei bis dreimal am Tag werden die Schafe zum Melken zusammengetrieben. Dann geht´s ihnen an´s Euter! Für die Schafe ist es scheinbar ohne Bedeutung. Geruhsam warten sie dies ab. "Määääh"!

 

Stâna Oasa

Diese Hirtenhütte im Cindrel-Gebirge ist eine recht grosse. Vier Hirten verrichten hier ihren Dienst. Und für neugierige Besucher schmeissen sie sich auch schon einmal in "Schale"! Die Stâna erreicht man vom Oasa-Stausee aus. Nahe der gleichnamigen Cabana steigt man über schmale Waldpfade zu dieser Stâna empor. Laufzeit etwa 1 - 2 Stunden.

 

Stâna de Râu

Hier, bei dieser Hirtenhütte im Retezat-Gebirge, steht die Arbeit noch bevor. Die Schafe sind bereits zum Melken zusammengetrieben worden.

 

Hirten im Muntii Godeanu

Ein typischer Anblick für den Karpatenwanderer, nachdem die Hunde sich beruhigt haben :-) !

 

Hirten im Muntii Cerna

Die Hirtenhunde dieser Region zeichnen sich durch ein ganz besonderes Verhalten aus. Gern sitzen sie auf dem Rücken ihres Hirten und halten so recht effizient Ausschau nach Bären und Wölfen. Auch sind die Hunde so bis weit über ihre eigentlichen Leistungsgrenzen hinaus belastbar. Der Karpatenwanderer kann sich gerne überzeugen, von der gesteigerten Angriffskraft dieser Hunde hier im Cerna-Gebirge :-))) !

 

Stâna Padina

Eine wunderschöne Hirtenhütte in der Bucegi. Selbst im September hatte ich noch das grosse Glück, hier Hirten anzutreffen. Die Milchkannen vor der Hütte waren das erste Zeugnis dafür, dass die Hütte noch bewirtschaftet war. Also wurde angeklopft!

 

Inspektion

Da offenbarte sich doch manch interessantes Detail, welches nicht in jeder Stâna anzutreffen ist. Hier ist ein Hirte gerade damit beschäftigt, die Behältnisse aus Baumrinde zu fertigen, in denen hier regionaltypisch der Käse eingelagert wird.

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Kälberlab

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und eine zweite Überraschung war das in Gedärm gelagerte Kälberlab. Diese aus Kälbermägen gewonnene Flüssigkeit wird zur Auslösung der Milchgerinnung verwendet. Allerdings löst zunehmend ein industriell hergestelltes Mittel dieses traditionelle Kälberlab ab.

 

Die Schafe kommen!

Beim Aufstieg zum Negoi-Gipfel schaue ich hinüber auf die steil abfallenden Felswände vom Serbotei-Kamm. Und da wirds dann wirklich interessant. Eine Schafherde nimmt einen direkten Abstieg in der steilen Wand. Dem ungeübten Auge sei´s verraten, die Schafe, das sind die vielen weissen Punkte rechts oben im Bild. Das ein Schaf bei solch akrobatischen Ausflügen auch einmal vom Weg des Lebens abkommen kann, dass erfährt der Betrachter dieser Seite noch zu gegebener Zeit ...

 

Der Hirte (Cioban)

Wie gesagt, für mich sind sie die Könige der Karpaten. Für mich sind sie die bedeutendsten Philosophen, mit dem kleinsten aber effektivsten Wissen über Gott und die Welt, welches sie im Innern ihres Herzens ja eigentlich NUR Mutter Natur verdanken :-))) !

 

Stâna am Lacu Galbenu

Diese kleine Hirtenhütte am Galbenu-See im Fágáras-Gebirge, gehört zwei Hirten, die mit einer Herde Jungschafe hier oben den Sommer verbringen.

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Der Unfall

... und es war ja schon angemerkt auf dieser Seite, dass ein Schaf auch einmal vom Weg des Lebens abkommen kann. Zum späten Abend kam der zweite Hirte zurück mit einem verunglückten Jungschaf, welches sich eine Oberschenkelhalsfraktur zugezogen hatte. Da ist keine Hilfe mehr möglich und das Tier muss unter´s Messer. Schnell muss es geschehen, um das Leiden des Tieres zu beenden. Dann ging alles ruckzuck. Mit einem schlichten Taschenmesser ging es dem Schaf an die Kehle. Dann folgte ein kleiner Schnitt im Fell, an den Beinen. Der Hirte bliess an diesen Stellen Luft hinein, damit das Fell sich besser ablösen liess. ...

 

Die Zerlegung

... und dann wurde das Schaf komplett ausgelöst. Selbst die Rippenknochen hat der Hirte entfernt. Am Ende wurde das Fleisch noch mit Salz eingestrichen, um es für den Besitzer zu konservieren. Die gesamte Prozedur, angefangen vom ersten Messerstich am lebenden Tier, bis zum letzten ausgelösten Knochen dauerte 15 Minuten. Darüber war ich dann doch sehr erstaunt!

Bestimmte Anteile des Fleisches darf nach getaner Arbeit dann der Hirte für sich verwenden. Dass heisst in diesem Falle: nicht für sich allein, denn ich wurde natürlich zum Abendessen eingeladen. Zum Fleisch gab´s eine schmackhafte Tunke aus Essig und zerkleinerten Knoblauch.

 

Stâna im Tal

Steigt man vom Lacu Galbenu hinab ins Endtal des Valea Rea, dann gelangt man an eine grosse Stâna in malerischer Landschaft. Wunderschöne Bergwälder, steile Felshänge, Wasserfälle in naher Umgebung und natürlich die Hirten - was also will ein Mensch denn mehr!!!

 

Der Käse wird gemacht ...

Und zu abendlicher Stunde, nach dem Melken der Schafe kam dann die Milch über das Feuer, wie der Betrachter dieser Seite das oben schon gesehen hat. Hier ist die Gerinnung bereits eingeleitet worden und der Hirte "fischt" mit einem grossen Leinentuch den geronnenen Käse zusammen.

Über dem Feuer hängt bereits der nächste Topf und der erfahrene Karpatenwanderer weiss natürlich, dass nun bald auch die Mámáliga bereitet wird.

 

Der Käse ist gefangen ...

... und durchläuft jetzt ein wahres Martyrium. Das heisst, bei dieser Prozedur beginnt der Käse erst so recht daran zu "glauben", dass er ein Käse ist :-))) !

 

Das Martyrium beginnt!

Der noch "unreife" Käseklumpen kommt in die Holzwanne. Nun gilt es, dem noch unfertigen Käse alles auszutreiben, was ihn sonst verderblich machen könnte. Vor allem das Wasser muss raus. Nach dem ersten Auspressen hat der Hirte den Käseklumpen erneut mit seinen Händen zerstückelt und dann ging es erneut in die Folterwanne. Das müsse so sein, sagte der Hirte, und manchmal wiederhole er diese Prozedur auch dreimal.

 

Die Folterwanne!

Nicht jede Stâna verfügt über so ausgefeilte High Tec. In jeder Region bemächtigt man sich mitunter anderer Techniken, um das Wasser aus den Käse herauszubekommen. Der Klou dieser Technologie ist das dabei angewendete Hebelgesetz: ein Holzbrett auf den Käselaib, dann eine lange Stange darüber angesetzt und an´s Ende der Stange wird ein Stein gehangen. ...

 

Pause!

... und während der Käse nun ein richtiger Käse wird, macht der Hirt ein Päuschen in der Abendsonne.

 

Verlassene Hirtenhütten im Sureanu

Wer ausserhalb der Saison in die Berge Rumäniens geht, der findet die Hirtenhütten dann verlassen vor. Man kann sich in ihnen einquartieren, sofern der Schmutz einen dort nicht stört. In diesem Falle war ich im Frühling mit meinem rumänischen Wanderfreund Dorin auf Tour durch´s Sureanu-Gebirge. Wir haben da natürlich gerne in Sommerhütten und Hirtenhütten übernachtet. An dieser Stelle hatten wir die Wahl - gleich drei Hirtenhütten standen zum Angebot. Die dritte Hütte befand sich rechts, ausserhalb des Bildes.

 

Abendstimmung

Und wenn man zum Abend das Feuer in der Hütte entfacht hat, dann schleicht sich eine gewisse Art von Nachdenklichkeit in einem ein. So als würde der Hirt seine Seele hier zurückgelassen haben, damit sie gelegentlich das Gemüt manch eines einsamen Karpatenwanderers beflügele! Ein guter Tropfen in dieser Stimmung lässt beinahe eine psychedelische Orgie in einem aufkommen :-))) !

La multi ani!

 

Ein Gruss!

"Schau ...", sagt da der Hirte zu seinem Lieblingsschaf, "... dort in die Monitore der vernetzten Calculatori. Die Welt schaut auf uns!" ... "Also sag was zu den Leuten zum Abschied mein Schäfchen". Und dann spricht das Schaf zur Welt: "Määää määää, wään kämmst du liebäär Wäääändääärär auch mal bäääi uns vorbääi!? Määmää!"


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