Der Urwald des Semenic - ein Mekka der Pilzkulturen

Fotos aus dem Ocolul Silvic Nera / Rezervatia Naturalá "Izvoarele Nerei"

von: Wilhelm Scherz

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"Horsti"

Das ist der Horst aus Resita, ein strammer Banater Berglanddeutscher und mit seiner Heimat tief "verwachsen". Da hab ich vor meiner Reise nach Rumänien noch mit ihm telefoniert: "Ja den Urwald da im Semenic, den muss ich mir unbedingt mal anschauen", sagte ich. "Ja, gut ist es", sagte der Horst, "wir gehen zu dieser Zeit eh in die Buchenschwammerl´". "Buchenschwammerl´"? Hmmm, das müssen Pilze sein. Soviel konnte ich mir schon zusammenbasteln :-) .

Dann war´s nur noch ein geschichtlicher Katzensprung und da sassen wir schon beisammen im Auto und fuhren hinauf zum Plateau des Semenic-Gebirges.

 

Alte Windkraftanlagen aus der "Vorwendezeit" auf dem Semenic-Plateau in einer kleinen Senke zwischen dem Vf. Piatra Goznei und dem Vf. Semenic. Ab hier geht´s nun zu Fuss auf den Weg in eine andere Welt!

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Und schon bei den ersten alten Bäumen scheint´s, als wollen sie einen ergreifen. Wir lassen´s geschehen und steigen ein über Culmea Verentinului, zunächst links entlang der Nergenita.

 

Die "Leitung"!

Dieser Bach, der hier entlang dem Berghang verläuft, ist kein natürlicher. Aber immerhin gehört er unbestritten zu einem der ältesten wassertechnischen Anlagen Europas. Die alten Böhmer nennen diesen angelegten Wasserkanal "die Leitung"! Ist ja auch richtig, denn diese Leitung ist Bestandteil eines grossen Kanalnetzes am Semenic, das der Wasserversorgung der Stadt Resita dient und somit gilt das Semenic als erstes hydrotechnisch erschlossenes Gebirge Europas.

 

Der Urwald des Semenic ist nicht so einer, durch den man sich mit grossen Messern durchschlagen muss. Zu 90 % ist er von Buchenbeständen beherrscht. Im Herbst, wenn das Laub von den Bäumen gefallen ist, scheint der Wald licht und weiträumig. Wenn ein Baum bricht oder fällt, dann bleibt es unverändert. In diesem Wald geht das Sterben und Wachsen recht "heiter" einher und das macht es aus, den Reiz, durch diesen Wald zu wandern. Nee, würde der Horst sagen, da feht noch was - die Buchenschwammerl´! Klar doch und da dauerte es auch nicht lange, bis wir die ersten Funde machten. Zugegeben, manche waren doch uns gegenüber etwas hinterlistig, so diese Buchenschwammerl´in einem hohlen Baumstamm :-))) !

 

Buchenschwammerl´

(Pestref de Pádure = Waldforelle)

Und für alle, die so einen Fund mal in seiner optimalen Pflück- und Wachstumsphase sehen wollen, sei dieses Foto ein guter Anhaltspunkt!

 

Mutter mit einer Horde Stiefkinder!

Ja das sind göttliche Bilder. Im Schutze eines grossen Pilzes wächst ganz üppig eine andere Art.

 

Umgestürzter Baumriese!

Auf dieser uralten umgestürzten Buche haben wir über 7 Pilzarten gezählt, dazu unzählige Moose und Flechten.


 

Abwechslungsreiche Deitailaufnahmen bieten dem Fotografen ein unerschöpfliches Potential. Der Artenreichtum der Pilze, Moose und Flechten, der an den lebenden und toten Buchenstämmen wächst, ist einzigartig! Besonders schön anzusehen auch das kopfgrosse Exemplar der "Bärenpfote" (Laba Ursului) links unten!


 

. . . Aber der Betrachter möge seine Blicke nicht nach oben wenden, so er am gleichen Tage noch nach hause möchte :-))) . Mitunter wachsen die Pilzkulturen bis weit hinauf in die Kronen der Bäume, bzw. Baumleichen. Imposante Ausblicke - wer wird das bestreiten!


 

 

Das Areal der naturbelassenen Flächen ist riesig. Beim Durchwandern sollte man dabei nicht die Orientierung verlieren!

 

Auf dem Rückweg zum Vf. Piatra Goznei kamen wir dann an einer alten Hinweistafel vorbei. Deutlich lesbar, beträgt das Alter der unberührten Baumbestände zwischen 160 und 300 Jahre. Für mich ist klar, dass dieser Ausflug in diese bezaubernden Waldgebiete des Semenic nicht der letzte war!

 

Vf. Piatra Goznei

Wetterstation, Touristik-Unterkünfte, Funkturm, Skilift und eine kleine Kirche, in der täglich eine Messe abgehalten wird, all das konzentriert sich auf dem mittleren Gipfel der Dreier-Gruppe des Semenic-Gebirges.

 

Zwei "Gebirgsveteranen" der Banater Bergwelt!

Horst Neff (li.) und der Stefan Dorn (Mitglied von Salvamont Resita) kennen sich beinahe ihr ganzes Leben lang. Banater Berglanddeutsche, die ihrer Heimat sozusagen nach wie vor den Rücken stärken! Da stossen sie zufällig zusammen und haben sich so viel zu erzählen. Vergangenheit und Zukunft, alles hat hier noch seinen Platz. Und man spürt deutlich, wie auch die Jahreszeiten ihre Lebensfreuden bestimmen: im Winter der Skisport, im Frühling das Wandern, im Sommer das Baden und im Herbst - wie soll´s auch anders sein - die Buchenschwammerl´!!!

:-)


 

Was bleibt noch zu berichten? Ja klar, die liebe Frau vom Horst, die Edith. Die hat nämlich die 6 kg Buchenschwammerl´geputzt und "fertig" gemacht. Ja, richtig fertig hat sie die Pilze gemacht, so als würde sie in den Buchenschwammerl´ einen Flaschengeist vermuten, oder sagen wir korrekter "Gläsergeist"!

Rezept für den Gläsergeist "Buchenschwämmesalat":

  • die Pilze putzen und waschen
  • dann die Pilze in Salzwasser kochen, bis diese gut weich sind (ca. 3 h)
  • Möhren überbrühen und in dünne Scheiben schneiden
  • Zwiebeln roh schneiden
  • die grösseren Buchenschwämme zerreissen
  • die Mischung von Pilzen, Möhren und Zwiebeln mit etwas Wasser ansetzen und Essig, Lorbeer, etwas Zucker und Pfefferkörner hinzugeben
  • das "Gemisch" einen Tag im Kessel aufbewahren und anschliessend abfüllen in Schraubgläser
  • ! Die Qualität der Konservierung ist abhängig von der beigefügten Essigmenge !
  • Haltbarkeit bis zu einem Jahr!

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